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Die Wächter Edens

Die Wächter Edens

Titel: Die Wächter Edens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Bellem
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längerer Zeit bei keiner Andacht mehr gesehen …«
    »Erwartest du auch, dass ich zur Beichte gehe?«, fragte Vincent mit vor Sarkasmus triefender Stimme.
    »Nein, aber das Wort Gottes zu hören …«
    »Ich bin das Wort Gottes!«, fiel er Alfred ins Wort. »Undjetzt genug davon! Ich muss mich auf die heutige Jagd vorbereiten.«
    »Natürlich«, sagte Alfred leise, doch seine Stimme verlor sich unter dem lauten Klacken von Vincents Absätzen.
    Toni sank gegen die kühle Steinwand der Wendeltreppe. Er wartete noch einen Moment, dann trat er aus dem Treppenhaus in das Mittelschiff der Kirche. Alfred stand starr vor dem Altar und betrachtete das hölzerne Jesuskreuz.
    »Alfred?«, Toni näherte sich ihm nur langsam, als würde er jeden Moment eine Katastrophe erwarten.
    Alfred schreckte hoch und wandte sich ihm zu. »Ah, Antonio, wie kann ich dir helfen?«
    Toni zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Es ist alles so …«
    »Verstörend?«, fragte Alfred.
    Toni nickte. »Das trifft es ziemlich gut.« Er setzte sich in die erste Holzbank, den Blick zum Altar gerichtet. »Warum hat man mich nicht schon in Rom auf das vorbereitet, was mich hier erwarten würde?«
    Alfred setzte sich neben ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Sein Talar duftete angenehm nach Weihrauch. »Wie hätte man dich hierauf vorbereiten können?«, fragte er freundlich. Seine schlechte Laune schien verflogen, hinweggewischt von dem Gefühl, dass eines seiner Schäfchen seiner bedurfte. »Selbst die frömmsten Christen würden an den simplen Wahrheiten zweifeln, über die du bald Zeugnis ablegen wirst.«
    »Aber wieso macht es mir dann solche Angst?«
    »Weil es fürchterliche Dinge sind«, erwiderte Alfred nüchtern.
    Toni überlegte einen Moment. »Sind die ganzen Dinge aus dem kleinen Handbuch wahr?«
    »Über die Existenz von Dämonen?«, fragte Alfred. »Ja,sind sie. Luzifer hat nach seinem Sturz nichts unversucht gelassen, um Gottes Schöpfung zu pervertieren.«
    »Dann jagen wir also tatsächlich Dämonen«, flüsterte Toni. Ein Teil von ihm hatte sich bis zuletzt an die Möglichkeit geklammert, dass er sich alles auf eine verrückte Art einbildete, doch es gab nun kein Zurück mehr. Er fasste sich ein Herz, denn mit dem nächsten Satz würde er der Realität endgültig ins Auge blicken. »Wie besiegt man ein Höllenwesen?«
    »Alle Antworten stehen in dem Handbuch.«
    Toni legte den Kopf schräg. »Das ist genauso nichtssagend wie Shanes Antworten.«
    Alfred lachte leise. »Also schön. Hier ist, was ich weiß: Wenn ein Dämon Besitz von einem Menschen ergreift, dann muss man ihn rasch aus dem Körper vertreiben. Gelingt dies nicht, muss man den Wirtskörper zerstören und hoffen, dass der Dämon nicht in einen anderen Körper springt.«
    Toni riss erschrocken die Augen auf. »Was? Er springt in einen anderen Körper?«
    »Keine Sorge«, beruhigte Alfred ihn. »Vincent wird das niemals zulassen.«
    »Oh, ja!« Toni verdrehte die Augen. »Vincent ist noch so ein Buch mit sieben Siegeln für mich.«
    »Und glaube mir, du solltest sie nicht alle auf einmal öffnen«, warnte Alfred.
    Toni spürte Zorn in sich aufsteigen. »Immer werde ich vertröstet!« Er atmete tief ein und entließ die angestaute Luft mit einem tiefen Seufzer. Und mit ihm seine Wut. »In Ordnung, ich werde noch weiter mitspielen.«
    Alfred lächelte zufrieden. »Ich bin froh, dass du dich so entschieden hast. Shane und Noriko können deine Hilfe gut gebrauchen.«
    Toni schnaubte verächtlich. »Klar, deshalb weihen sie mich auch so nett in alle Einzelheiten ein.«
    Alfred bekreuzigte sich. »Sie wollen dich schützen, glaube ich.«
    »Eine seltsame Art Schutz«, sagte Toni missmutig. »Auf der einen Seite geht es um Leben und Tod, auf der anderen Seite lassen sie mich im Dunkeln tappen.«
    Alfred dachte einen Moment nach, dann seufzte er leise. »Ihr werdet heute Nacht einen Dämon jagen. Vincent hat ihn aufgespürt«, erklärte Alfred.
    Toni machte große Ohren. Er hatte nach der Lektüre der »Spielregeln« zwar bereits eine ungute Vermutung gehegt, doch nun war die Katze aus dem Sack. »Und wie?«
    »Er spürt ihre Gegenwart«, sagte Alfred.
    »Nein, ich meine, wie jagen wir sie?«, fragte Toni mit zittriger Stimme.
    Alfred legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. »Darüber weiß ich leider – oder Gott sei Dank – nicht genug, um es dir zu erklären.«
    »Gemessen an der Waffenkammer wird es keine Bibelstunde.«
    Alfred senkte betrübt den Blick.

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