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Die Wächter Edens

Die Wächter Edens

Titel: Die Wächter Edens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Bellem
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schlichten.
    »Lass sie«, sagte Vincent leise. »Sie brauchen das, um ihre Angst zu bewältigen.«
    Und was soll ich tun, um meine Angst zu bewältigen? , dachte Toni.
    »Ich kann dir deine Angst nicht nehmen«, antwortete Vincent. Erneut war es, als hätte er Tonis Gedanken gelesen. »Du musst auf Gott vertrauen.« Plötzlich wurde seine Stimme lauter. »Fahr hier rechts rein«, befahl er Shane.
    »Wird gemacht, Boss.«
    Shane bremste den Wagen beinahe auf Schrittgeschwindigkeit herunter und der Van zockelte die Straße entlang. Sie fuhren durch eine Sozialbausiedlung. Zumindest nahm Toni das an, denn die Hochhäuser reihten sich dicht an dicht und waren in teilweise desolatem Zustand. Die eine Hälfte baufällig, die andere leer stehend , dachte er.
    »Ich hasse es, wenn wir in Häuser reinmüssen«, fluchte Shane, und Noriko nickte zustimmend. »Da können einen leicht die Nachbarn hören.«
    Vincent zuckte die Achseln. »Wir haben keine Wahl.«
    »Ja, aber … können wir nicht warten, bis er das Haus verlässt?«
    Vincent schüttelte den Kopf. »Nein, er könnte im ganzen Haus zu viel Schaden anrichten.«
    Sie hielten vor einem der ansehnlicheren Häuser. Die künstliche Straßenbeleuchtung tauchte die Szene in ein warmes Licht. Die Straße wirkte beinahe friedlich. Ein eisiger Schauer lief Toni über den Rücken, als er an die Pistole unter seinem Mantel dachte.
    Vincent hob seine Hand. »Eure Sünden vergebe ich euch. Und auch eure zukünftigen Handlungen sollen euch den Weg ins Himmelreich nicht verstellen. Amen.«
    Hat er uns gerade eine Art Absolution erteilt? , schoss es Toni durch den Kopf. Es gab keinen Zweifel, weshalb sie hier waren.
    »Wir werden heute jemanden töten, nicht wahr?«, fragte er leise.
    Shane hielt inne. Der Hüne stellte sogar das gewohnte Fingertrommeln auf dem Lenkrad ein. Noriko blickte stur geradeaus.
    Vincent drehte ihm nicht den Kopf zu, sondern fixierte noch immer das Hochhaus. »Nein, wir erlösen eine Seele.« Vincent wartete nicht auf eine erneute Erwiderung. »Es geht los.« Er drängte Toni quasi zur Tür hinaus, Shane und Noriko folgten ihnen. Auf der Straße blickten sich die beiden verschwörerisch um. Es war noch früh am Nachmittag, auch wenn es schon dunkel war.
    Toni wusste, was ihnen Sorgen bereitete: Zeugen.
    Vincent ging voran. Noriko überholte Toni erneut undflüsterte ihm ins Ohr: »Bleib dicht hinter uns. Und was auch immer wir da oben finden, halte dich von ihm fern. Niemand berührt es, mit Ausnahme von Vincent.«
    » Es ?«, fragte Toni, doch Shane hatte gerade mit einem Dietrich die Haustür geöffnet und für weitere Erklärungen blieb keine Zeit.
    Vincent lotste sie zielsicher zu einer Wohnungstür im vierten Stock. Er gab Shane ein Zeichen, und der Hüne ging vor der Tür in die Hocke, während er mit dem Dietrich am Schloss arbeitete. Noriko ging hinter ihm in Stellung. Zu Tonis Entsetzen entsicherte sie bereits ihre Waffe und schraubte mit mechanischer Effizienz einen Schalldämpfer auf den Lauf.
    Toni war völlig perplex, griff nach seiner eigenen Waffe und suchte das Holster nach einem Schalldämpfer ab, griff in eine Nebentasche, in der er vielleicht stecken könnte, doch er fand keinen. Das brauchte er auch nicht, denn Noriko hielt ihm bereits einen zweiten hin. »Ich dachte mir, dass du ihn vergessen würdest«, flüsterte sie ihm zu. Toni nahm ihn entgegen und schraubte ihn langsam auf den Lauf seiner Pistole. Er erzeugte dabei ein schabendes Geräusch, das ihm in diesem Moment unendlich laut erschien.
    Shane nickte ihnen zu. Auf Vincents Zeichen hin drückte er die Tür leise auf. Toni erwartete, im nächsten Moment von einem Vampir, einem Dämon oder einem anderen Es angegriffen zu werden, doch vor ihnen eröffnete sich lediglich ein weitläufiger Raum. In einer Ecke brannte eine kleine Lampe, die gerade einmal genug Licht spendete, damit Toni erkennen konnte, dass es sich um eine große Wohnküche handelte. Zwei Türen gingen von dem Raum ab. Vermutlich zu Bad und Schlafzimmer , dachte Toni.
    Shane schlich durch die Tür. Vincent folgte ihm, wobeider blonde Mann offenbar keine Probleme dabei hatte, nicht das leiseste Geräusch zu erzeugen. Noriko bildete mit Toni die Nachhut. Als Toni durch die Tür hindurchgeschlüpft war, schloss Noriko sie vorsichtig wieder. Zu Tonis blankem Entsetzen rastete sie die Türkette ein.
    Was immer wir hier jagen , dachte Toni, weder Es noch wir werden rasch entkommen können.
    Shane machte seine

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