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Die Wächter Edens

Die Wächter Edens

Titel: Die Wächter Edens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Bellem
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erneut und diesmal konnte er es auch klar zuordnen. Aus dem Innern der Lagerhalle drang Kampflärm.
    Vorsichtig drückte er die Türklinke herunter und fragte sich, ob die Tür wohl in den Angeln quietschen würde. Sie glitt leise auf und Vincent betrat nahezu lautlos die Halle. Zu seiner Rechten lagen einige Schrotthaufen, zerlegte Holzpaletten und Metallteile. Er ließ die Haufen hinter sich und steuerte weiter auf den Ursprung des Lärms zu. Mehrere Trockenbauwände unterteilten die Halle in kleinere Bereiche. Je näher Vincent dem Lärm kam, desto deutlicher konnte er hören, dass zwischen dem schlimmsten Krach auch einige Worte gewechselt wurden.
    Vincent umrundete einen großen Schrotthaufen und erblickte endlich die Quelle des Lärms. Dort stand Nathaniel und hielt eine kümmerliche Kreatur, einen Imp, an der Kehle gepackt.
    »Sag mir, was ich wissen will«, forderte er die Höllenkreatur mit ruhiger Stimme auf. Der Imp wand sich verzweifelt in seinem Griff und quiekte dabei wie ein Ferkelchen.
    Imps waren niedere Diener der Hölle, noch nutzloser als Dämonen. Doch anders als Dämonen vermochten Imps es aus eigener Kraft, in der Welt der Sterblichen zu verweilen, weil sie über die Reste einer Seele verfügten. Sie waren von kleiner Statur und ähnelten Kobolden. Als Kämpfer waren sie für Luzifer nutzlos, doch als Kundschafter und Spione nahezu unersetzlich.
    »Wie kann ich ihn aufhalten?«, schrie Nathan dem Wicht ins Gesicht.
    Vincent zog sein Schwert und die Klinge erzeugte ein hohes Singen. »Du kannst mich nicht aufhalten, Gefallener!«
    Nathan ließ den Imp los und die geschundene Kreatur fiel beinahe in sich zusammen. In den Schrott gekauert blieb sie liegen, Nathan hatte sie wohl schon eine Weile gequält, um die Informationen zu bekommen, die er brauchte.
    »Heute endet es, Bruder«, stieß Vincent hervor.
    Nathan schüttelte den Kopf. »Du verstehst nicht …«
    Weiter kam er nicht, denn Vincent stürmte nach vorn, das Langschwert zum Schlag erhoben.
    Wie aus dem Nichts tauchte Nathans Klinge auf und parierte den Schlag. Für einen kurzen Moment standen sie sich gegenüber. Vincent sah in die leeren Augen des gefallenen Engels. »Du wirst heute Gerechtigkeit erfahren.«
    Nathan löste sich von ihm und machte einen großen Satz nach hinten, der ihn beinahe zwanzig Meter weit entfernt wieder aufkommen ließ. Für einen Menschen eine Unmöglichkeit, doch solch weltlichen Einschränkungen war ein Engel nicht unterworfen.
    »Hör mir zu, Bruder«, bat Nathan, doch Vincent schüttelte nur den Kopf.
    »Sieh dich an, wie du versuchst mit mir zu feilschen. Du willst um deine Erlösung handeln?« Er schüttelte angewidert den Kopf. »Du bist schon fast so erbärmlich wie die Menschen.«
    Er nahm eine lange Eisenstange aus dem Schrotthaufen, ging zu dem am Boden liegenden Imp und rammte sie ihm durch den Bauch und in die betonierte Bodenplatte. »Hierbleiben«, sagte er tonlos. Dann machte auch er einen gewaltigen Sprung, der ihn wie auf Flügeln direkt vor Nathan katapultierte. Ihre Klingen kreuzten sich erneut. Vincent drängte Nathan mit einer Serie von Hieben zurück, die der Gefallene allesamt abwehren konnte, ohne jedoch einen Gegenangriff zu starten.
    »Du wirst Luzifer niemals aus seinem Gefängnis befreien!«, schrie Vincent voller Wut.
    Nathan schüttelte den Kopf und wehrte einen weiteren Schlag ab. »Das will ich ja gerade verhindern!«
    »Lüge! So wie du schon damals gelogen hast. Celine fiel deinem Verrat zum Opfer!«
    Nathan brachte ein wenig mehr Abstand zwischen sich und Vincent. »Das ist nicht wahr. Wir wurden überrannt, weil Luzifers Anhänger zu zahlreich waren … Weil du nicht da warst!«
    »Du hast mich fortgeschickt. Und dann hast du sie verbrennen lassen.«
    Nathan fing Vincents Klinge mit Leichtigkeit ab und verkeilte die beiden Parierstangen ineinander. »Sag mir, Bruder, trauerst du um Celine oder um das verlorene Paradies?«
    »Celine war das Paradies!«, schrie Vincent. »Wieso hast du sie nicht gerettet?«
    Nathan seufzte und wehrte eine weitere von Vincents Attacken ab. »Ich musste verhindern, dass sie und der Spross Luzifer in die Hände fallen … Es tut mir leid, unendlich leid, aber ich sah keinen anderen Weg.«
    Vincent schüttelte den Kopf. »Es ist deine Schuld. Deine Schuld! Ich kann dich nicht entkommen lassen!«
    Er führte die Klinge in einem weiten Rückhandschlag gegen Nathans Kehle. Der tauchte in einem Rückwärtssalto unter der Klinge hinweg und verpasste

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