Die Wächter Edens
hinunterschlang.
»Sobald sie den Van benutzen«, sagte Tom an einem Bissen vorbei, »sind wir an ihnen dran.«
*
»Was steht heute auf dem Programm?«, fragte Toni, als er sich zu Shane und Noriko in die kleine Wohnküche setzte. Er hatte die letzte Nacht ein wenig besser geschlafen als die Tage davor, fühlte sich zeitweise jedoch noch immer wie in einem seltsamen Traum gefangen.
Shane begrüßte ihn mit einem breiten Lächeln. »Du scheinst dich ja endlich eingelebt zu haben.«
Toni zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht«, gestand er. »Ich denke, der Herr gibt mir einfach die Kraft, die Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann.«
»Schön gesagt«, lachte Shane. »Komm, nimm einen Schluck Kaffee.
Toni griff nach der Thermoskanne und einer Tasse. »Also, was zeigt ihr mir heute? Haben wir eine Routine? Vielleicht sogar eine feste Tour?«
»Du meinst, wie Nachtwächter in einem Kaufhaus?«, fragte Noriko.
Shane bedachte sie mit einem gespielt strengen Blick. »Aber, Noriko, du weißt doch, dass man diese Menschen Sicherheitspersonal nennt. Und sie bewachen unsere unersetzbaren weltlichen Güter, die auch zusätzlich noch versichert sind …«
Toni blickte sie fragend an. »Was hat er denn jetzt?«
Noriko tat die Frage mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. »Shane ist einfach nur sehr davon überzeugt, dass es keine wichtigere Arbeit als die unsere gibt.«
»Da könnt ihr euern Arsch drauf verwetten, dass das so ist!«, lachte der Hüne. »Ohne Menschen wie uns stünden Luzifers Lakaien doch an jeder Ecke.«
»Du meinst, ohne Vincent«, korrigierte Noriko ihn.
Shane zuckte mit den Schultern. »Wir könnten es auch ohne ihn.« Als er Norikos zweifelnden Blick bemerkte, fügte er hinzu: »Es wäre nur sehr viel gefährlicher.«
Toni runzelte die Stirn. »Wie hätten wir denn ein Ding wie das von vorgestern alleine besiegen sollen?«
»Alles eine Frage der Ausrüstung«, sagte Shane selbstsicher. »Wenn du die Hülle nur lange genug bearbeitest, kann der Dämon nicht mehr viel machen … Zum Beispiel ohne Arme und Beine.«
Noriko schnaubte verächtlich. »Klar, wir können auch wieder mit Schwertern und Fackeln rumlaufen … oder, noch besser, wir zerlegen sie direkt mit Explosivgeschossen.«
Die Kritik prallte wirkungslos an Shane ab. »Ich sage nur, dass es möglich ist. Natürlich bin ich mehr als dankbar, dass wir Vincent auf unserer Seite haben …«
»Ohne Vincent gäbe es die ganze Gruppe nicht!«, beharrte Noriko.
Shane kicherte. »Ach ja, das vergesse ich immer wieder. Du hoffst ja noch immer, dass er eines Tages für dich den Himmel ausschlägt, nicht wahr?«
»Den Himmel ausschlägt?«, wiederholte Toni stirnrunzelnd.
Noriko funkelte Shane wütend aus zusammengekniffenen Augen an, doch der Hüne ließ sich davon nicht bremsen. »Na klar, die kleine Noriko schwärmt schon lange für ihn. Und sie träumt davon, dass Vincent sich ihretwegen entscheidet, ein sterbliches Leben zu führen.«
»Das ist nicht wahr!«, brauste sie auf, und Toni befürchtete,dass sie jeden Moment vom Stuhl aufspringen und sich mit Shane anlegen würde.
Zu seiner eigenen Verwunderung wusste er nicht, auf wen er dann sein Geld setzen sollte.
»Ich mach doch nur Spaß«, versuchte Shane die Situation zu beruhigen. »Aber es ist nun mal so offensichtlich.«
»Hör auf !«, brüllte sie. Tränen sammelten sich in ihren Augen, doch bevor sie sich eine weitere Blöße geben konnte, stand sie auf und ging – erstaunlich gefasst – in ihr Zimmer.
Nach einer kurzen Pause blickte Toni Shane ernst von der Seite an. »Musste das sein?«
Shane grunzte. »Ach, ein harmloser Spaß unter Kollegen, mehr nicht.«
»So sah das aber gar nicht aus. Und besonders nett fand ich es auch nicht.«
Der Hüne rollte genervt mit den Augen. »Fängst du jetzt auch noch damit an?«
Toni zögerte einen kurzen Moment, wägte seine Chancen im Zweikampf mit Shane ab, falls sie zu heftig aneinandergerieten. Sie standen alles andere als gut, aber er konnte die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Noriko war ihm gegenüber stets freundlich und hilfsbereit gewesen. »Es muss hart für sie sein«, begann er schließlich. »Wenn es stimmt, was du sagst, dann ist sie vermutlich ziemlich unglücklich. Hoffnungslose Liebe ist grausam.«
Shane seufzte. »Denkst du, das wüsste ich nicht?«
»Warum musst du sie dann so herausfordern?«
»Weil sie nicht der einzige Mensch mit Liebeskummer ist … Und weil Vincent nicht der
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