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Die Wächter Edens

Die Wächter Edens

Titel: Die Wächter Edens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Bellem
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Bank und kommst sofort wieder her, wenn der Spuk vorbei ist.«
    »Kommst du nicht mit?«, wunderte sie sich.
    Tom schüttelte den Kopf. »Ich wäre mit meinem Husten viel zu auffällig. Und außerdem … Nichts auf dieser Welt wird mich noch mal in eine Kirche bringen.«
    »Du bist wohl kein gläubiger Mensch.«
    »Das kannst du laut sagen«, lachte er. »Diesem Totenkult, der einem Wanderprediger folgt, der vor knapp zweitausend Jahren an ein paar Querbalken genagelt wurde? – Nein, dem folge ich ganz gewiss nicht.«
    »Hmm … wenn ich mir so anschaue, in was für eine Geschichte wir geraten sind, dann zweifle ich auch ein wenig daran.«
    Tom sah sie ernst an. »Ari, du darfst Kirche nicht mitGlauben gleichsetzen. Ich bin kein gläubiger Mensch, du schon. Aber bloß weil du ein gläubiger Mensch bist, musst du nicht die Kirche mögen. Im Gegenteil, die Kirche sollte man immer hinterfragen. Sie verbreitet angeblich Gottes Wort, aber sieh dir die Spinner doch mal an!«
    »Aber wenn du das so gut trennen kannst«, begann sie, »wieso glaubst du dann nicht an Gott? Dafür braucht man ja keine Kirche.«
    Tom zuckte mit den Schultern. »Ich kann es mir einfach nicht vorstellen«, gestand er schließlich. »Dass da ein wohlgesinnter Lenker im Himmel sitzt, der uns wie in einem kleinen Sandkasten aufgestellt hat.« Er biss von seiner Laugenstange ab und kaute laut, bis er den Bissen runterschlucken konnte. »Vielleicht gibt es Gott und er hat die Naturgesetze erschaffen, wer weiß. Aber ich glaube eher an den Zufall.«
    »Ist das nicht ziemlich … beunruhigend?«
    »Wieso, weil ich keine Aussicht auf ein ewiges Leben habe?« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Geschenkt. Wenn es vorbei ist, ist es eben vorbei. Das ewige Leben ist nur eine Zuflucht für die ganzen Frustrierten, die mit ihrem Leben nichts angefangen haben.«
    »Oder es ist ein wenig Trost für die, die liebe Menschen verloren haben«, sagte sie leise.
    »Oh, scheiße, Ari, sorry«, entschuldigte Tom sich rasch. »Ich hatte die Sache mit deinem Vater total vergessen. Bitte glaub mir, wenn es so was wie einen Himmel gibt, dann bin ich mir sicher, er ist dort.«
    Sie nickte dankbar. »Mach dir keine Gedanken. Ich brauche nicht deine Erlaubnis, um an Gott zu glauben.«
    Er klatschte freudig in die Hände. »So gefällst du mir, Mädchen!«
    Die ersten Menschen tröpfelten nach und nach in dieKirche. Über Nacht hatte es erneut geschneit und die Straßen waren zu gefährlichen Eisbahnen geworden.
    »Also, nicht zu auffällig versuchen unauffällig zu sein, klar?«, wiederholte Tom noch einmal seine Instruktionen. »Du bist ein ganz gewöhnlicher Kirchgänger.«
    »Ich werde mich schon ordentlich benehmen«, versprach sie und stieg aus.
    Der Schnee knirschte laut unter ihren Sohlen, als Arienne die paar Schritte zur Kirche zurücklegte und eintrat.
    Sie tauchte die Fingerspitzen in ein kleines Schälchen mit Weihwasser und bekreuzigte sich damit. Die Kirche war tatsächlich sehr klein, und mit einem Mal hatte sie Angst, dass der Pfarrer jeden Zuhörer persönlich kennen könnte. Es gab nicht viele Bankreihen und keinen Mittelgang, wie es sonst üblich war. Stattdessen war zu jeder Seite der Bänke etwas Platz zum Durchgehen gelassen.
    Arienne versuchte abzuschätzen, wie viele Gläubige noch erscheinen würden, denn die Messe begann schon in zehn Minuten, aber es waren lediglich die ersten beiden Sitzbänke gefüllt.
    Sie wählte die vierte Bank von vorne und setzte sich neben eine ältere Dame, die sie mit einem warmherzigen Lächeln begrüßte. Völlig allein in einer Bank zu sitzen erschien Arienne als viel zu auffällig.
    Zu ihrer Beruhigung füllte sich die Kirche kurz vor Beginn der Messe recht ordentlich und sie sah sich bald von älteren Männern und Frauen umringt. V ermutlich stützt sich die Kirche komplett auf die ansässige Bevölkerung , dachte sie. Eine kleine Kirchengemeinde, die man noch so lange bestehen lässt, wie es ältere Semester als Zuhörer gibt.
    Kurz bevor der Pfarrer den Kirchensaal betrat, blickte sie sich noch einmal unauffällig um. In der letzten Bankreihe erblickte sie drei Personen, zwei Männer und eine Frau,und Ariennes Herz setzte einen Schlag lang aus. Die Mörder! , erkannte sie die Truppe. Sie musste all ihren Mut zusammennehmen, um nicht vor Schreck loszuschreien und den Kopf langsam wieder herumzudrehen.
    Eine gefühlte Ewigkeit wagte sie nicht zu atmen und horchte; horchte, ob die Männer aufstanden und sich ihr

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