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Die Wächter Edens

Die Wächter Edens

Titel: Die Wächter Edens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Bellem
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rechte Gesichtshälfte glühte hellrot von der Verbrennung, doch er schien weiter unbeeinträchtigt zu sein. Er verzog die Reste seiner Lippen zu etwas, was entfernt an ein Lächeln erinnerte. »Du willst spielen?« Dann machte er einen erneuten Satz nach vorn und landete vor ihr, versperrte ihr den Weg zur Tür. »Du stirbst heute Nacht, Schlampe!«
    Arienne schrie vor Angst, doch sie gab nicht auf. Sie schlug einen Haken und steuerte die Küche an. Sie stolperteüber einen der Thekenhocker und wäre beinahe gestürzt, doch die sichere Gewissheit, dass das ihr Tod wäre, ließ sie irgendwie das Gleichgewicht behalten. »Tom!«, stieß sie gequält aus. »Was tust du?«
    Er lachte sie aus, verhöhnte sie mit jedem Atemzug. »Tom ist tot. Mein Meister hat bereits seinen Spaß mit ihm.«
    Arienne griff nach dem Messerblock, was Tom – oder wie er sich nun auch immer nannte – nur noch heftiger lachen ließ.
    »Willst du mit mir kämpfen?« Er bewegte sich schneller auf sie zu, als ihre Augen folgen konnten, und schlug ihr das Messer aus der Hand, noch ehe sie damit ausholen konnte. Seine freie Hand packte sie erneut an der Kehle. »Na? Wo ist deine Teetasse jetzt?«, verhöhnte er sie.
    Tränen rannen Ariennes Wangen hinab. Sie konnte es einfach nicht verstehen. Tom war zu einem Schrecken aus ihren Albträumen geworden. Und ohne Vorwarnung würde er sie töten. Arienne suchte noch kurz nach etwas, was sie retten konnte, doch da war nichts.
    Sie faltete die Hände zum Gebet und schloss die Augen.
    » Er wird dir jetzt auch nicht mehr helfen können«, lachte Tom.
    »Nein, aber ich«, erklang eine andere, warme Stimme. Beinahe klang sie wie ein ganzes Konzert verschiedener Stimmen, als würde ein Chor in völligem Einklang sprechen.
    Arienne konnte selbst durch die geschlossenen Lider das Licht spüren, das den Raum mit einem Mal erhellte. Und die Wärme durchdrang ihren Körper. Erfüllte sie mit Frieden.
    »Gefallener!«, spie Tom verächtlich aus. Er schleuderte sie wie eine Fliege beiseite. Sie segelte einen Meter durchdie Luft, dann krachte sie gegen den Kühlschrank und landete unsanft auf dem Boden. Am Klirren aus seinem Inneren konnte sie hören, dass darin etwas zu Bruch gegangen war.
    Arienne traute sich, die Augen zu öffnen. Tom – oder was immer er jetzt war – stand vor ihrer Küchentheke. Er hatte ihr den Rücken zugewandt und starrte auf ein grelles Licht, das in der Mitte der Wohnung erschienen war.
    Arienne erinnerte sich an die Lichtgestalt. Es war wie in der Nacht zuvor. Seidig schimmernde, fast durchsichtige dünne Bänder wogten in Wellen um ihn, als würde die Gestalt knapp unter der Wasseroberfläche schweben. Licht strahlte von ihnen aus, ebenso wie von dem menschengroßen Körper, den Arienne inmitten des Leuchtens auszumachen glaubte.
    »Ich werde jetzt das vollenden, was Vincent nicht vollbringen kann«, sagte Tom mit kehliger Stimme. »Ich werde dich endlich töten.«
    »Ich könnte genau dasselbe sagen.« Die Stimme hallte wohlig in ihren Ohren, beruhigte sie und spendete Kraft.
    Arienne konzentrierte sich, kniff die Augen zusammen und versuchte durch das Licht hindurch etwas zu erkennen. Je stärker sie sich konzentrierte und je ruhiger sie atmete, desto eher gelang es ihr, einzelne Konturen auszumachen. Arienne zwang sich, das Licht weiter auszublenden, hinter die Fassade zu blicken, und schließlich konnte sie einen Mann mit ebenmäßigen Gesichtszügen erkennen. Er trug einen schwarzen Mantel und seidige, schwarze Haare fielen ihm in glatten Strähnen auf die Schultern hinab. Sie kannte sein Gesicht, doch ihr wollte nicht einfallen, wo sie es bereits gesehen hatte.
    Er stand ruhig vor Tom, musterte aber jede Bewegung des älteren Mannes.
    Plötzlich sprangen sie beide nach vorn, trafen sich dort, wo kurz zuvor noch der Couchtisch gestanden hatte, und versuchten den anderen niederzuringen.
    Tom führte seine Klauen in weiten Schwüngen, die ihre Sofakissen zerfetzten, als sie ihm in den Weg kamen.
    Der andere Mann wich den Schlägen jedes Mal gekonnt aus, tauchte unter den Armen hindurch oder bog das Kreuz nach hinten durch. Plötzlich blockte er Toms Schlag und fing dessen Rechte einfach mit seinem Unterarm ab. Er rammte Tom die Faust tief in den Magen und packte den Mann. Mit der Linken griff er Tom beim Schopf, und als er einen Schritt nach vorn machte, hebelte er den schweren Mann mühelos aus. Er riss die Arme nach oben und hielt Tom über seinen Kopf, ehe er ihn wieder zu Boden

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