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Die Waechter von Marstrand

Die Waechter von Marstrand

Titel: Die Waechter von Marstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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gefährlich die Situation für sie beide war.
    »Ich kann das Köpfchen sehen.« Agnes drückte Aleidas Hand.
    Sie war gefasst, schloss die Augen und murmelte etwas auf Holländisch. Agnes konnte die Worte nicht genau verstehen. Es klang wie het kind van de Duivel , das Kind des Teufels.
    Die Presswehen setzten ein und nahmen vollständig Besitz vom Körper der werdenden Mutter. Nun schriesie, aber der Laut erinnerte eher an ein Tier, und sie war kaum noch ansprechbar.
    »Du hast es bald geschafft«, sagte Agnes.
    Wie eine Robbe glitt das Kind aus Aleidas Leib. Seine Haut sah rosig und gesund aus. Noch ein Junge war in dieser unglückseligen Nacht zur Welt gekommen. Agnes rieb ihn trocken. Dann reichte sie Aleida das Kind und wollte ihn ihr an die Brust legen, aber Aleida stieß ihn fort. Ratlos stand Agnes mit dem kleinen Burschen da.
    Die Nachgeburt kam kurz darauf, und wenig später erhob sich Aleida auf wackligen Beinen.
    Agnes stand noch immer mit dem Kind im Arm da. Er war warm. Sie hüllte es in ihr Tuch und dachte an den kalten Körper in der Wiege.
    »Warte!«, sagte sie. »Geh noch nicht. Ich werde für deinen Sohn sorgen, aber ich muss dich um etwas bitten.«
    Sie eilte ins Haus. Lovisa schlief tief und fest.
    »Gott, steh mir bei«, flüsterte sie und hob das tote Kind aus der Wiege. Dann legte sie das Neugeborene hinein und deckte es zu. Sie nahm die Bibel und eine Schale dicke Bohnen mit und eilte hinaus.
    Aleida war noch da. Sie trank Wasser und nahm dankbar die Bohnen an. Mit leerem Blick sah sie das tote Kind in Agnes Armen an.
    »Das Kind meiner Tochter. Ihr drittes. Alle tot. Sie hat ihn heute Nacht bekommen.«
    »Gott muss diese beiden Kinder verwechselt haben«, sagte Aleida, ohne Agnes aus den Augen zu lassen.
    Agnes betrachtete die Frau, die es gewagt hatte, den Gedanken zu äußern, den sie selbst nicht auszusprechen wagte.
    Agnes fiel auf die Knie, besprengte den Kopf des Kindes mit Wasser und hoffte, dass Gott diesen Akt als Taufe akzeptieren würde. Wenn der Junge getauft war, konnte ihm kein Dämon etwas anhaben. Aleida würde ihn inihre Obhut nehmen. Es fragte sich nur, wo Aleida selbst Schutz suchen sollte. Die Frau knöpfte ihre Strickjacke auf, zog ein Schmuckstück darunter hervor und drückte es Agnes in die Hand.
    Agnes legte Aleida den Knaben in den Arm und küsste ihn auf die Stirn. Er war noch kälter geworden. Wenn sie darüber nachdachte, was sie gerade zu tun im Begriff war, zerriss es ihr das Herz, aber sie schob die Gefühle beiseite und bemühte sich einfach, das Richtige, Beste und Sicherste zu tun. Die Worte blieben ihr im Hals stecken, aber sie wollte sie trotzdem laut sagen.
    »Leb wohl, mein kleiner Emanuel Oskarsdotter-Edman. Ga in vrede Aleida . Gehe hin in Frieden.«
    Agnes meinte, Hundegebell zu hören. Sie sah, dass auch Aleida bei dem Geräusch zusammenzuckte und ihr unruhiger Blick zum Waldrand wanderte.
    Agnes schaute ihr in die Augen und legte ihr eine Hand auf den Arm. Aleida nickte müde. Worte waren überflüssig. Was hätte sie auch sagen sollen? Es war nicht richtig, eine frisch entbundene Frau in die dunkle Nacht hinauszuschicken. Eine Frau, die seit Jahren gefangen gehalten wurde, nachdem ihr Mann und seine ganze Besatzung erschlagen worden waren. Doch was sollte sie tun? Was hätte sie tun können? Ohne ihre eigene Familie zu gefährden, nichts. Aber das Bild der Frau mit Lovisas totem Sohn im Arm würde sie ihr Lebtag nicht mehr loslassen.
    Aleida nahm sie fest in den Arm. Agnes sah noch, dass sie barfuß durch das bereifte Gras den Hügel hinterm Stall hinauflief. Das weiße Haar hing ihr über den Rücken, und wer nichts von ihrer Existenz wusste, hätte glauben können, er habe eine Elfenkönigin oder einen Waldgeist gesehen. Kurz darauf war sie mit Emanuel verschwunden. Agnes beeilte sich, die blutigen Wolldecken, das Heu und Aleidas Schuhe zu beseitigen. Sie stopfte alles in einen Sack, den sie im Heuschober versteckte.Sorgfältig bürstete sie ihr Kleid ab und wusch sich, bevor sie wieder ins Haus ging. Behutsam hob sie den Jungen aus der Wiege, wickelte ihn und legte ihn Lovisa an die Brust. Sofort begann er so kräftig zu saugen, dass Lovisa wach wurde.
    »Mutter?«
    »Hier bin ich«, flüsterte Agnes.
    »Lebt er, Mutter?«
    »Er lebt. Und er hat Hunger.«
    »Danke, lieber Gott. Ich hätte nicht gedacht, dass er es schafft.« Der jungen Mutter liefen Tränen über das Gesicht.
    Agnes legte sich zu ihrer Tochter ins Bett und strich ihr über

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