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Die Waechter von Marstrand

Die Waechter von Marstrand

Titel: Die Waechter von Marstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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dem alten Eisenherd ab, legte die Topflappen beiseite und drehte sich um.
    »Ach, du bist das.« Astrid wirkte nicht besonders erfreut über den Besuch. »Was willst du?« Falls Karin erwartet hatte, dass Astrid sie ganz selbstverständlich auf einen Kaffee hereinbitten würde, hatte sie sich getäuscht.
    »Ich muss mich noch ein bisschen ausführlicher über den Tod von Jessica unterhalten.«
    »Wozu soll das gut sein? Davon wird sie auch nicht wieder lebendig.«
    »Das stimmt, aber wir müssen uns ein genaues Bild davon machen, wo sich alle Beteiligten aufhielten, als Jessica …« Karin überlegte, wie sie sich ausdrücken sollte. ›Eingesperrt wurde‹, wollte sie nicht sagen, da es vielleicht als Vorwurf aufgefasst werden konnte. Sie musste es neutraler formulieren. »Als Jessica verunglückt ist.«
    »Sie ist auf den Lokus gegangen und ich auf den Kartoffelacker, das habe ich euch doch schon gesagt.«
    »Und du hast nichts gehört?«
    Astrid wand sich wie ein Aal.
    »Das weiß doch jedes Kind, dass es auf Plumpsklos Wespennester gibt. Warum geht man da überhaupt hin, wenn man allergisch ist?«
    »Wusstest du von ihrer Allergie?«
    »Da noch nicht. Woher hätte ich das wissen sollen? Ich kannte sie überhaupt nicht. Sie war noch nie hier gewesen und hatte noch nie ein Wort mit mir gewechselt. Sie hat kaum gegrüßt. Wäre die Sache mit dem Brunnen nicht gewesen, wäre sie garantiert ihr Lebtag nicht hier aufgetaucht.«
    »Aber sie wollte doch auch Kartoffeln holen?«
    »Der hätte ich meine Kartoffeln nur Charlie und Vendela zuliebe gegeben.«
    »Und was ist mit Rickard?«
    »Meinetwegen, nichts gegen Rickard. Aber er wollte ja auch verkaufen.«
    »Hast du sie denn nicht gehört? Sie muss doch um Hilfe gerufen haben, weil sie nicht herauskam.«
    »Möglicherweise habe ich was gehört, aber ich dachte mir, wenn sie was von mir will, muss sie schon die paar Schritte laufen. Als ich vom Kartoffelacker zurückkam, war sie ja nicht mehr da.«
    »Und du hast nicht nach ihr gesucht?«
    »Nein, wieso hätte ich das tun sollen. Wir sind ja nicht gerade in Freundschaft auseinandergegangen, und deshalb dachte ich, sie wäre wütend gegangen.« Astrid winkte ab.
    »Und dann?«, fragte Karin.
    »Dann hat Rickard angerufen und nach Jessica gefragt. Da habe ich gesagt, sie sei nicht mehr da, habe aber ihre Tasche vergessen. Rickard kam wie der Blitz angeradelt. Er fand sie auf dem Plumpsklo und verabreichte ihr sofort die Spritze. Die befand sich ja in der Handtasche, die an der Gartenbank hing. Ich habe den Notarzt gerufen, aber da war es bereits zu spät. Trotz der Spritze sah sie grauenhaft aus. Sie zischte beim Atmen. Es war schrecklich.« Astrid schüttelte den Kopf.
    »Was wird jetzt aus dem Verkauf des Hofs?«
    »Das musst du Vendela und Rickard fragen. War das alles?«
    »Nein«, sagte Karin.
    Astrid sah sie an. »Nee?«
    »Ich würde dich gern zu dem Leichenfund im Alten Moor befragen.«
    Nun hatte sie Astrids Interesse geweckt.
    »Was ist denn damit? Ich könnte mir vorstellen, dass sie lange dort gelegen hat. Jedenfalls habe ich schon gehört, dass es eine Frau war.«
    »Seit dem neunzehnten Jahrhundert.«
    Sie nickte.
    »Sieh mal an. So lange.«
    »Da sich der Fall vor so langer Zeit ereignet hat, fällt er nicht mehr in unseren Bereich, aber ich würde trotzdem gern herausfinden, wer die beiden sind.«
    »Die beiden? War es denn mehr als eine Person?« Astrid füllte den Kaffee in eine orangefarbene Thermosflasche um. Karin atmete den herrlichen Duft ein und bekam noch mehr Lust auf eine Tasse.
    »Eine Frau und ein Säugling. Neugeboren, sagt die Rechtsmedizinerin, höchstens ein paar Tage alt.«
    Astrid stellte die Thermosflasche ab, vergaß aber, den Deckel draufzuschrauben. Erst als sie ein wenig Kaffee verschüttete, fiel ihr auf, dass der Deckel fehlte. Bedächtig machte sie die Flasche zu.
    »Warum willst du die ganze Geschichte aufrollen?«, fragte Astrid. »Du stammst doch nicht einmal von hier. Woher kommst du überhaupt?«
    »Aus Göteborg.«
    Astrid rümpfte die Nase.
    Karin erzählte ihr, wie sie als Kind mit ihrem Vater über die Insel spaziert war und sich mit den alten Fischern unterhalten hatte. Wie sie sich die schwer verständlichen Dialekte eine Weile angehört, aber kein Wort verstanden und schließlich lieber zwischen den Netzen nach Pelikanfüßen gesucht hatte. Ihr Vater konnte die alten Männer jedoch verstehen und erzählte ihr später alles. In der Zeit, während der Segeltörns an der

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