Die Waechter von Marstrand
verbracht. Warum auch nicht? Sie fühlt sich ja offensichtlich wohl hier.«
»Gleich brauchen wir die Tampen.« Karin deutete auf das Vordeck.
»Warum sollte ich den Tampen eigentlich wegpacken, wenn wir ihn wenige Minuten später wieder brauchen?«, brummte Robert.
»Ich habe nie gesagt, dass du ihn unter dem Sitz verstauen sollst, nicht auf einer so kurzen Strecke. Ich wollte nur, dass du ihn nicht oben auf dem Vordeck liegen lässt, denn wenn er versehentlich in den Propeller gerät, haben wir ein Problem.«
»Auf so einem Boot muss man dauernd irgendwas einoder auspacken«, sagte Robert.
»Die Besatzung ist heute besonders quengelig«, konterte Karin. »Mal sehen, ob ich vor der nächsten Tour einen anderen Bootsmann finde.«
Sie fuhr bis an den Anleger und schaltete in den Rückwärtsgang. Langsam glitt das Boot an den Steg. Schließlich erhöhte sie die Geschwindigkeit so stark, dass es vollständig zum Stillstand kam und Robert mit einem Schritt den Anlegesteg erreichte. Den Bugtampen hielt er in der Hand.
»Prima.« Er befestigte die Leine an einem Metallring. Karin musterte skeptisch den Knoten.
»Welches Boot wohl Astrid gehört?«, fragte Robert.
Karin sah sich um.
»Wenn ich raten müsste, würde ich auf das da tippen.« Sie zeigte auf ein Kunststoffboot mit Steuerhaus und Innenbordmotor. Im Ruderhaus war man vor Wasser und Wind geschützt. Außerdem hatte man viel Platz, um auch größere Dinge zu transportieren. Die befanden sich zwar unter freiem Himmel, aber das machte ja nichts, wenn man sich einen Tag mit schönem Wetter aussuchte.
»Da hättest du genug Platz für einen kaputten Kühlschrank«, sagte Karin.
»Glaubst du nicht, dass sie alten Krempel und alles, was kaputt ist, einfach ins Meer werfen?«
»Das hat man früher vielleicht gemacht, aber heute nicht mehr. Hoffe ich jedenfalls. Sollen wir gehen?«
Sie spazierten an den Containern der Klöveröer Werft vorbei, hinter der rissige alte Schimpfsrümpfe darauf warteten, dass sich jemand ihrer annahm. Danach gelangten sie auf den Schotterweg.
»Wie sollen wir es deiner Ansicht nach machen? Ich finde, wir sollten behutsam mit Charlie umgehen«, sagte Robert.
»Wie hattest du dir das vorgestellt?«, fragte Karin. Plötzlich fingen beide an zu lachen.
»Wie stellst du dir das vor, wolltest du wohl sagen! Präsenz, Gegenwart!«, imitierte er Folke. »Ohne Folke ist es fast ein bisschen öde.«
»Meinst du, ob wir zu zweit mit ihm reden sollen, oder ob das nur einer macht?«, hakte Karin nach.
»Er muss ja unendlich viele Sitzungen mit Lehrern und Polizisten hinter sich haben. Ich will nicht, dass er sofort dicht macht.«
»Dann sag, wie du es machen willst«, forderte Karin ihn auf.
»Vielleicht gehe ich erst mal alleine hin und rede mit ihm und Vendela. Was hältst du davon?«
»In dem Fall würde ich so lange bei Astrid Edman bleiben.«
»Um den alten Fall mit der Moorleiche zu lösen, während ich unsere Arbeit erledige?«
»Erstens war es deine Idee und nicht meine. Es könnte jedoch tatsächlich eine Möglichkeit sein, Astrid zum Reden zu bringen, ohne dass sie sich in die Ecke gedrängt fühlt. Außerdem würde ich wahnsinnig gern wissen,wer die Frau und das Kind im Moor sind. Wenn Astrid ihr ganzes Leben hier verbracht hat und ihre Vorfahren von hier stammen, weiß sie vielleicht irgendetwas. Möglicherweise hat jemand darüber gesprochen, als sie noch klein war. Was weiß ich? Ich werde sie natürlich auch nach Jessica und dem ganzen Kram fragen.«
»Klar. Dann machen wir es so.«
»Falls du Rickard siehst, kannst du auch mit ihm sprechen.«
»Plötzlich hast du den bequemen Job, dich mit einer Person zu unterhalten, während ich drei befragen soll. Wie ist es dazu gekommen?«
»Man muss eben schlau sein, Robert«, sagte Karin.
Die Straße bog nach links ab, und auf der rechten Seite erstreckten sich Äcker bis zum Meer.
»Hier gibt es keinen Empfang. Wenn du etwas von mir willst, musst du Astrids Telefonnummer wählen. Wer zuerst fertig ist, geht dem anderen entgegen, einverstanden? Da es nur einen Weg zwischen den Häusern gibt, besteht ja keine Gefahr, dass wir uns verfehlen.«
»Gut, okay. Viel Glück!«
»Danke gleichfalls.«
Karin betrat Astrids Hof und klopfte an die Tür.
»Herein«, rief eine Stimme.
Karin öffnete die Tür. Der Duft von Kaffee und frischgebackenem Brot schlug ihr entgegen. Astrid stand mit dem Rücken zu ihr in der Küche und zog gerade ein Blech aus dem Ofen. Sie stellte es auf
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