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Die Waechter von Marstrand

Die Waechter von Marstrand

Titel: Die Waechter von Marstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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mir leid.«
    Er nickte, ging zum Badezuber und zog die Stiefel und das Hemd aus, bevor ihm einfiel, dass sie auch noch da war und sich dieses Verhalten ganz und gar nicht gehörte. Agnes erhob sich von der Chaiselongue, musste sich jedoch auf die Rückenlehne stützen. Die Kraft reichte noch nicht.
    »Nun lass mich dir doch helfen, du Sturkopf.« Oskar hob sie hoch. Sie schmiegte sich an seinen nackten Oberkörper.Mit seinen muskulösen Armen trug er sie mühelos in den Nebenraum. In diesem Arbeitszimmer standen hohe Bücherregale und ein großer Schreibtisch. Er setzte sie in einen Ohrensessel, holte ihr einen Hocker für die Füße und deckte sie mit einem Lammfell zu. Im Kachelofen brannte bereits ein Feuer. Kurz darauf war Agnes eingeschlafen.
    Als sie aufwachte, war es draußen dunkel. Ihr war so kalt, dass sie trotz des Lammfells zitterte.
    »Oskar?«, rief sie zaghaft. Keine Antwort. Sie erhob die Stimme und versuchte es noch einmal: »Oskar?«
    Im Haus herrschte Stille. Mit wackligen Beinen stand sie auf und schaffte es durch die Flügeltüren des Arbeitszimmers. Auf dem Schreibtisch lag Papier, vielleicht hatte er dagesessen und gearbeitet, während sie schlief. Immer wieder Halt an der Wand suchend, wankte sie in das große Zimmer, in dem das Bett stand. Der Badezuber war nicht mehr da.
    Vom Hauseingang hörte sie lautes Stimmengewirr und Schritte, die in der Küche verschwanden.
    »Wenn ihr Überlebende findet, bringt sie mit.« Das war Oskar.
    Die Haustür wurde wieder zugeschlagen. Agnes schaffte es nicht, ins Bett zu steigen, ihre Beine zitterten und wollten ihr nicht gehorchen. Sie legte das Schafffell auf die Chaiselongue und deckte sich mit der Daunendecke zu, aber es nützte nichts, sie fror immer noch. Ihre Wunde schmerzte. Sie zog das Kleid zur Seite und betrachtete die Naht. Sie sah grellrot und zornig aus, und in der Mitte hatte sich ein übel riechender gelber Schleim gebildet, der vorher noch nicht da gewesen war.
    Sie hörte Schritte auf der Treppe. Oskar betrat das Zimmer. Agnes saß mit dem Rücken zur Tür und konnte ihn nicht sehen.
    »Jemand hat Feuer auf den Klippen gemacht. Ein dänisches Schiff ist in die Falle gegangen. Wir haben keinen Überlebenden gefunden.« Er klang müde und zornig. »Wir haben ihre Hilferufe gehört, aber nach einer Weile verstummten sie. Das Wasser ist zu kalt. Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass es diese Korsviker waren. Verfluchte Mörder sind das.«
    Er kam näher und hockte sich neben Agnes. Schüttelfrost ließ ihren mageren Körper erzittern.
    »Oh, mein Gott, was hast du? Agnes, wie geht es dir?«
    Er legte ihr die Hand auf die Stirn.
    »Guter Gott, du glühst ja. Weg mit der Decke, wir müssen das Fieber senken.«
    »Die Wunde«, wisperte Agnes und deutete auf ihr Kleid.
    Seine entsetzte Miene entging ihr nicht. Mühsam versuchte er, seine Gesichtszüge zu kontrollieren.
    »Das ist Eiter. Ist die Wunde nass geworden?«
    Agnes nickte. »Ja. Ich hatte vergessen, dass ich nicht untertauchen durfte.«
    »Du hättest überhaupt nicht baden sollen.« Oskar klang verärgert, aber die Sorge um sie war ihm deutlich anzumerken.
    Er war frisch rasiert, aber seine Augen sahen gerötet und müde aus. Nun fuhr er sich mit den Fingern durch das Haar.
    »Was hat der Doktor gesagt?«, murmelte er. »Falls Eiter entsteht, soll ich die Wunde mit Urin oder Branntwein reinigen, und falls die Wunde ausgekratzt werden muss, soll ich zuerst die Klinge ins Feuer halten.« Hastig stand er auf und rannte die Treppe hinunter. Agnes hörte, wie er auf dem Hof jemandem etwas zurief. Irgendjemand sollte mit dem Boot in Göteborg abgeholt werden. Agnes hoffte, dass vom Arzt die Rede war.
    Drei Tage lang schwebte Agnes zwischen Leben undTod. Schließlich wurde der Schiffsarzt gefunden und nach Klöverö gebracht. Als er die entzündete Wunde sah, schüttelte er bekümmert den Kopf, doch Oskar ließ sich nicht entmutigen. Er saß dem Arzt regelrecht im Nacken und ermahnte ihn, alles Menschenmögliche und noch mehr zu tun, denn diese Frau durfte nicht sterben. Nicht hier und nicht jetzt.
    Der Arzt musterte den besorgten Mann und die fiebernde Frau.
    Unzählige Male hatte er den Eiter aus der Wunde entfernt. Immer wieder zauberte er ein neues Mittel aus seiner Tasche. Er beratschlagte sich mit Oskar und bewachte Agnes’ glühend heißen Körper.
    »Weiß sie, wie viel sie Ihnen bedeutet?«, fragte er.
    »Keine Ahnung. Ich hoffe, es ist ihr klar geworden.«
    Der Arzt schob den

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