Die Waechter von Marstrand
werden. Und dann kamen Rickard und du.«
»Die Sommer und die anderen Ferien hier draußen waren immer das Allerschönste für mich. Und du hast mich so viel machen lassen, ich durfte dir helfen«, schwärmte Vendela.
»Ich weiß allerdings nicht, ob du wirklich immer eine große Hilfe warst.« Mitten in all dem Elend konnte Astrid wieder lächeln.
Vendela nippte am Kognak und dachte daran, wie oft Astrid und sie im Garten die Birnen gepflückt, im Herbst Blaubeeren und Pilze gesammelt oder auf ihren Erkundungsreisen wilde Himbeeren gefunden hatten. Dank Astrid, die das ganze Jahr über auf der Insel lebte, hatten die Kinder ihre gesamten Sommerferien dort verbringen können. Astrid passte auf sie auf und wohnte bei ihnen, als sie noch klein waren.
Die Stille lastete schwer auf der Hütte. Keine von beiden schien den bevorstehenden Verkauf erwähnen zu wollen.
»Jessica hat vorgeschlagen, dass ich Rickard auszahle«, sagte Vendela schließlich. »Ich weiß aber nicht, wie das gehen soll. Selbst wenn ich meine Wohnung in Göteborg verkaufen würde, hätte ich nicht genug Geld.«
Vendela überlegte, was ihr Dauerwohnrecht in Vasastan wert sein mochte. Bestimmt nicht wenig, vielleicht lohnte es sich, der Frage auf den Grund zu gehen. Doch wo sollten Charlie und sie wohnen? Sie musste ja trotz allem in der Nähe ihrer Arbeitsstelle im Sahlgrenska Krankenhaus sein.
Dann fielen Vendela die Flurkarte und die vielen Dokumente ein, die Jessica gefunden hatte. »Jessica hat einen ganzen Stapel Urkunden über den Bremsegård und ganz Klöverö angeschleppt. Erst da habe ich begriffen, dass die beiden es ernst meinen und sich bereits schlau gemacht haben. Es scheint jedoch, als wäre ein kleines Stück der Ländereien deines Vaters übersehen worden, als mein Vater 1955 den Bremsegård kaufte.«
Astrid sah Vendela verwundert an.
»Tatsächlich?«
Aber genau das hatte Jessica doch gesagt, oder?
»Ich dachte mir, wenn meine Eltern dieses Stück Land damals nicht erworben haben, muss es doch immer noch dir gehören, Astrid.«
»Möglich. Aber mit einem schmalen Streifen Land kommen wir nicht weit, wenn wir den Hof behalten wollen.«
»Ich weiß. Ach, ich dachte übrigens, dass in den alten Verträgen vielleicht irgendetwas zu unseren Gunsten steht. Hast du die Unterlagen noch, die den Hof betreffen?«
Astrid zeigte auf das alte Nebengebäude.
»Falls noch etwas da sein sollte, befindet es sich auf dem Dachboden nebenan. Da Vater keine Ordnung gehalten hat, ist so ein Irrtum durchaus möglich, aber ich bezweifle, dass wir etwas Interessantes finden.« Astrid leerte ihren Kognak, während Vendela gedankenversunken aus dem Fenster blickte.
»Ich habe versucht, Jessica und Rickard begreiflich zumachen, dass sich ihr Verhältnis zum Bremsegård und der Insel vielleicht ändert, wenn sie erst selbst Kinder haben.«
»Rickard hat sich hier draußen nie besonders wohlgefühlt, das weißt du doch. Er ist ja nicht sooft mitgekommen, aber wenn, gab es immer ein ewiges Theater, weil er als kleines Kind nicht allein auf dem Hof bleiben durfte. Er hat es gehasst, in den Wald zu gehen, weil er dort Blätter und Nadeln in die Schuhe bekam. Weißt du noch?«
»Jessica ist genauso, nur noch schlimmer. Auf der Straße, die über die Insel führt, kann sie joggen, aber auf die kleineren Wege und die Klippen wagt sie sich nie. Sie duscht auch lieber, als ins Meer zu springen. Erdbeeren kauft sie im Laden, aber sie würde nie auf die Idee kommen, sie auf unserem Grundstück zu pflücken.«
»Ihr beide seid euch nicht besonders ähnlich«, sagte Astrid.
»Das ist noch milde ausgedrückt. Ich hatte wohl gehofft, dass mein Bruder jemanden finden würde, mit dem ich mich gut verstehe und der sich hier draußen wohlfühlt. Niemals hätte ich gedacht, dass sie es wagt, einen Verkauf vorzuschlagen. Sie muss aber diejenige sein, die hinter der Idee steckt. Falls Rickard Zweifel kommen, ist er zu feige, ihr zu widersprechen. Er tut alles, was Jessica will. Wahrscheinlich ist es am einfachsten so. Jedenfalls für ihn. Sollen wir nachsehen, ob wir den Kaufvertrag finden, oder ist es dafür deiner Ansicht nach zu spät?«
»Da es da drüben keinen Strom gibt, müssen wir es sowieso morgen bei Tageslicht machen. Magst du bei mir übernachten?«
Vendela dachte an Charlie, der dann allein mit Rickard und Jessica frühstücken müsste, und beschloss, wieder hinüberzugehen.
»Meinst du, es ist gefährlich?«
»Allein zum Bremsegård zu
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