Die Waechter von Marstrand
hatten bereits vor ihr hier gelebt, wenn nicht mehr. Mit ihrem Vater war es steil bergab gegangen. Er hatte alles verschleudert.
Obwohl sie nicht hier geboren war, sondern vom anderen Ende der Insel stammte, hatte Mutter den Hof vermutlich mehr geliebt als Vater. Wenn Mutter Essen kochte, stand immer das Küchenfenster offen. Oft blickte sie auf und winkte Astrid zu, die in den wenigen Stunden, die sie nicht mit Arbeit auf dem Hof oder in der Küche verbringen musste, im Birnbaum hockte. Im Sommer saß sie gemeinsam mit ihrer Mutter im Schatten dieses Baumes und pulte Erbsen und Bohnen oderschrubbte Kartoffeln. Astrid war so froh gewesen, als sie sah, dass Vendela es genauso machte und sich mit den erdigen Kartoffeln auf die Treppe vor dem Haus setzte. Doch dieser Ort gehörte Vendela nicht in dem Maße, wie er Astrid gehörte. Vendelas Eltern hatten das Gebäude zwar gekauft, aber es verbanden sie keine Blutsbande mit dem Ort. Für sie war der Bremsegård ein hübsches Plätzchen, an dem man die Sommerferien und die restliche freie Zeit genießen konnte, aber Astrid hatte ihr ganzes Leben hier verbracht. Hier bin ich geboren, in diesem Haus. Astrid betrachtete die beiden Fenster, die zum Saal gehörten. Dort stand ja sogar noch der Tisch, auf dem sie zur Welt gekommen war.
Denselben Tisch hatte Jessica heute Abend mit Papier bedeckt, um den Verkauf des Hauses zu planen. Für sie war es nur eine Immobilie, deren Gegenwert man auf ein Bankkonto überweisen konnte. Wenn sie gewusst hätte, was für eine Arbeit es war, diesen Hof am Laufen zu halten. Das ganze Jahr über. Im Januar hatte man im Haushalt und mit den Tieren zu tun. Auf den Straßen von Klöverö musste der Schnee geräumt und am Samstag mussten die landwirtschaftlichen Produkte in Marstrand verkauft werden. Im Februar düngten sie in Horslyckan, Dalbotten und an vielen anderen Stellen auf der Insel. Der Wald musste gelichtet werden, dann kam die Arbeit mit dem Brennholz. In ihrer Erinnerung brannte immer das Feuer, und es war nie die Rede davon, sparsam mit dem Brennholz umzugehen wie auf anderen Höfen. Im März und April lammten die Schafe, und wenn das Wetter es zuließ, konnte man anschließend den Boden mit der Egge auflockern, Kartoffeln setzen und Sommerweizen, Gerste und Hafer säen. Normalerweise wurden fünf verschiedene Kartoffelsorten gesetzt, zwei davon Herbstsorten. Aal und Dorsch wurden mit Reusen gefischt, während man den Lachs mit Netzenfing. Im Mai war die Frühjahrsbestellung abgeschlossen, dann wurde das Gemüse gesät. Und die Schafe wurden auf die Inseln gebracht. Auf die Vannholme, nach Vaxholm und nach Karlsholm.
Im Sommer begaben sich die Städter zur Erholung nach Marstrand, doch für die Leute auf dem Bremsegård ging die Arbeit weiter. Von Urlaub und Freizeit war hier nie die Rede. Nach Mittsommer begann mit Hilfe von Pferd und Traktor die Mahd. Die Boote wurden abgeschliffen und neu lackiert, der Mittsommerbaum repariert. Im Juli ging die Heuernte weiter, ein Großteil wurde zum Trocknen auf Heuharfen ausgebreitet. Die frühen Kartoffeln wurden geerntet, die späten gehäufelt. So wurde der Kartoffelkeller allmählich voll. Astrid hatte es immer gern gesehen, wenn sich der Keller füllte. Mutter achtete sorgsam darauf, dass alles am richtigen Platz landete, damit man die Dinge auch wiederfand, wenn sie benötigt wurden. Jeden Mittwoch und Freitag war in Marstrand Verkauf. Im August begann die Erntearbeit. Zuerst wurde die Gerste geerntet, dann gleichzeitig Weizen und Hafer. Das meiste wurde auf Holzgestelle gehängt. Erst im September war die Ernte abgeschlossen, und das Getreide wurde eingefahren. Es begann die Ernte der späten Kartoffelsorten, und in Marstrand wurde nun nur noch samstags verkauft. Den ganzen Oktober über erntete man Kartoffeln und holte die Schafe von den Inseln zurück. Tiere wurden in die Schlachterei gebracht, sie mussten über den Albrektsunds-Kanal schwimmen und den Rest der Strecke auf der Landstraße zurücklegen. Die Lämmer wurden zum Schlachten in den Fischereihafen von Marstrand gebracht, und die Felder mussten gepflügt werden. Im November wurden die Gebäude instand gesetzt und die Gräben gereinigt. Die Schafe wurden in den Stall gebracht. Nun war der Dorsch am besten, er wurde eingefroren. Im Dezember wurde das letzte Getreidegedroschen, und die Kartoffeln wurden verkauft, nachdem sie von Hand sortiert worden waren. Das Getreide musste zur Mühle, und für das Weihnachtsfest wurde ein
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