Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Waechter von Marstrand

Die Waechter von Marstrand

Titel: Die Waechter von Marstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
Vom Netzwerk:
erblickte. Das Blut rauschte geradezu in seinen Adern. Die Sonne hatte ihren Kopf mit einem goldenen Lichtkranz umgeben.
    »Ist der Doktor abgereist?«
    Er nickte und stellte sich neben sie. Dann umarmte er sie und drückte sie zärtlich an sich. Agnes legte ihm die Arme um den Hals. So standen sie eine Weile da und spürten den warmen Körper des anderen. Oskar wollte sie nie wieder loslassen.
    »Ich muss mich hinsetzen, ich kann nicht so lange stehen.«
    Oskar packte die Gelegenheit beim Schopf, nahm sie auf den Arm und setzte sich in einen Sessel. Agnes legte den Kopf an seine Brust. Ihr weiches Haar streichelte seine Wange. Er wollte sie bitten, für immer bei ihm zu bleiben. Sie sollte nicht gehen, nicht die Insel verlassen. Nicht ohne ihn. Oskar stand auf und setzte Agnes in den Sessel.
    Ihre blauen Augen leuchteten so fröhlich und wach, als würde sie ihn anlächeln. Er nahm ihre Hände und fiel vor ihr auf die Knie. Plötzlich machte Agnes ein ernstes Gesicht.
    »Bleib bei mir.« Er machte eine Pause, aber die Fortsetzung schien auf der Hand zu liegen. Die Wochen, die er an ihrem Bett verbracht hatte, waren mehr als ausreichend.
    »Liebste Agnes. Würdest du mir die Ehre erweisen, meine Frau zu werden?«
    Warum sagte sie nichts? Guter Gott, mach, dass sie es sich genauso wünscht wie ich. Lass sie das Gleiche empfinden wie mich. Sag ja. Er sah sie an.
    »Wie denn?«, fragte sie schließlich.
    »Du willst? Willst du mich heiraten?« Er konnte die Antwort kaum erwarten.
    »Das will ich von ganzem Herzen.« Lächelnd strich ihm Agnes über das Haar und über die Wange.
    »Aber wie soll das gehen? Was ist mit meinem Vater und Bryngel?« Sie verstummte, und die Freude verschwand aus ihren Augen. Stattdessen schaute sie ihn sorgenvoll an, und auf ihrer Stirn trat die Falte hervor, die sie bekam, wenn sie traurig war oder grübelte.
    »Es muss möglich sein.« Er schloss sie in die Arme. »Geliebte Agnes, es muss einfach gehen.«
    In dieser Nacht lag Agnes wach und dachte nach. Kaufmann Widell hatte zweimal einen Boten geschickt. Ihm war daran gelegen, dass Agne zurückkehrte, und ließ ausrichten, er sei herzlich willkommen, sobald es ihm besser gehe.
    Und Oskar wollte sie zur Frau nehmen. Sie dachte an seine starke Brust und seine warmen Hände. Er hatte vorgeschlagen, dass sie ihren Vater auf Näverkärr besuchten. Er wollte sich dorthin begeben und um ihre Hand anhalten. Agnes war sich nicht sicher, wie ihr Vater das aufnehmen würde. Er hatte sie bereits Bryngel Strömstierna und – allerdings ohne es zu wissen – auch dessen Vater versprochen. Am liebsten wäre sie nach Näverkärr gefahren, um mit ihrem Vater zu reden, wie sie es immer getan hatten, als Mutter und Großmutter noch lebten. Sie wollte ihm erklären, warum sie sich aus dem Staub gemacht hatte, und nicht zuletzt wollte sie ihm von Oskar Ahlgren erzählen, der ihr das Leben gerettet hatte.Doch was würde Vater sagen? Agnes versuchte, sich sein Gesicht und seine Reaktion auszumalen. Eigentlich gab es drei Möglichkeiten. Entweder würde Vater es verstehen. Gott wusste, wie inständig sie sich wünschte, dass er Verständnis für ihr Handeln haben würde. Oder er würde sie verstoßen und ihr den Zutritt zum Gut Näverkärr für immer verweigern. Im schlimmsten Fall würde er sie einsperren und Bryngel mitteilen, die entlaufene Braut sei wieder da, aber wenn Oskar dabei war, würde er das niemals zulassen. Sie vermochte nicht zu sagen, welche der drei Alternativen am wahrscheinlichsten war.
    Oskar atmete schwer neben ihr im Bett. Agnes streckte den Arm aus, um ihre Hand auf seine zu legen. Wenn er ihr damals bei dem Verlobungsessen gegenübergesessen hätte, wäre alles anders gekommen. Bryngel hätte sie niemals als Ehemann akzeptiert. Sie fragte sich, ob in der Kirche das Aufgebot verkündet worden war. An drei Sonntagen in Folge musste verkündet werden, dass ein Brautpaar zu heiraten beabsichtige, damit derjenige, dem ein Ehehindernis bekannt war, seine Stimme erheben konnte. Braut und Bräutigam mussten jedoch anwesend sein. Agnes fragte sich, ob Bryngel allein in der Kirchenbank gesessen hatte. Was für eine Schande, falls es wirklich so gewesen war. Und Vater? Armer Vater. Mitten in all dem Elend fiel ihr plötzlich Großmutter ein, die ihr immer lächelnd zuzuzwinkern pflegte.
    Oskar drückte ihre Hand.
    »Alles in Ordnung?«
    Nun konnte Agnes die Tränen nicht mehr zurückhalten. All die angestauten Sorgen und die ungewisse Zukunft

Weitere Kostenlose Bücher