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Die Waechter von Marstrand

Die Waechter von Marstrand

Titel: Die Waechter von Marstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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warum man sie mitten in der Nacht weckte, fiel ihr nicht ein. Was sollte sie tun?
    »Agne?« Mauritz klopfte erneut. Sie zog den Mantel über das Nachthemd und setzte sich ihre Mütze auf, bevor sie die Tür öffnete. Mauritz stürzte praktisch in den kleinen Raum.
    »Ich brauche Hilfe. Komm schnell mit!«
    »Jetzt?« Sie musterte ihn. Er war anders angezogen als im Laden. Eher wie ein Robbenjäger.
    »Beeil dich. Die Zeit ist knapp.« Mauritz schien sich zu ärgern, weil Agne sich nicht sofort bereit machte.
    »Was ist passiert? Wohin gehen wir?«, fragte Agnes. Sich mitten in der Nacht mit Mauritz auf den Weg zu machen, behagte ihr ganz und gar nicht.
    »Das erkläre ich dir unterwegs. Komm jetzt. Schnell. Ich warte unten im Hof.«
    Agnes bandagierte ihre Brust und zog sich so schnell an, wie sie konnte. Sie war nervös. Vielleicht war es nur ein Trick, um sie loszuwerden. Doch welche Alternative hatte sie? Ihr kam keine einzige Ausrede in den Sinn.Eine solche hätte ihr sofort einfallen müssen. Dass sie krank sei, vielleicht sogar Fieber habe. Dass ihr Magen nicht in Ordnung sei. Falls das etwas genützt hätte.
    »Gut«, sagte Mauritz, als Agnes die Tür zum Treppenhaus hinter sich zumachte. »Dann gehen wir.«
    Er öffnete die Tür, die auf die Straße hinausging. Sie gingen den Hügel hinauf und dann nach links. Überall war es still und dunkel. Nur die Stimme des Nachtwächters war zu hören, als er die volle Stunde und die Windrichtung ausrief.
    »Hört ihr Leut’ und lasst euch sagen,
    eins hat die Uhr geschlagen.
    Einen Herrgott gibt es,
    der uns vor Feuer und Dieben schützt.
    Alles ruhig. Wind aus nördlicher Richtung.«
    Er konnte nicht weit weg sein, dachte Agnes, seine Stimme klang so nah. Am liebsten hätte sie sich von Mauritz verabschiedet und wäre in die entgegengesetzte Richtung gegangen, zu dem Mann, der über die Schlafenden in der Stadt wachte. Helfen Sie mir! Wecken Sie die Hohen Herren im Magistrat, damit sie mich einsperren. Ich kann nicht mehr.
    »Was ist passiert? Wohin gehen wir?«, wiederholte sie.
    Mauritz antwortete erst einige Minuten später.
    »Wir haben eine Lieferung bekommen.«
    »Mitten in der Nacht?«
    Er drehte sich grinsend zu ihr um. Mauritz war ihr auf einmal fremd, er benahm sich so merkwürdig und machte ihr Angst.
    »Im ersten Moment erscheint der Zeitpunkt vielleicht ungelegen, aber in unserem Fall passt er ausgezeichnet.«
    Sie gingen bergauf. Agnes erkannte den lehmigen Weg wieder, in den Mauritz einbog.
    Die Straße wurde immer schmaler, bis sie schließlich endete und in einen Trampelpfad mündete, der zwischen zwei Felswänden verschwand. Agnes sah sich um, bevor sie Mauritz folgte.
    Tastend bewegte sie sich in der Dunkelheit fort. Vor sich hörte sie Mauritz, aber sehen konnte sie ihn nicht, sie erahnte lediglich seinen Umriss. Er war in Eile.
    »Pst.« Er blieb stehen.
    Agnes blieb ebenfalls stehen und lauschte. Alles, was sie hören konnte, war das Plätschern von Wellen. Offenbar näherten sie sich dem Wasser.
    Der Pfad endete auf der Südseite von Marstrandsö, an der Landspitze Hummernäs. Dort unten lag ein offenes Boot, das nur provisorisch vertäut war. Da der Anker im Boot lag, konnte es schnell ins Wasser gezogen werden. Der Wind kam von der Seite, und die Vertäuung dort unten zwischen den Klippen wirkte zumindest gewagt. Agnes zählte vier Personen an Bord. Mit hastigen Bewegungen schleppten sie die Ladung an Land, dabei sahen sie sich die ganze Zeit wachsam um. Die beiden Gestalten auf der Insel wurden sofort bemerkt. Als Agnes und Mauritz näher kamen, stiegen alle vier ins Boot und begaben sich in Verteidigungsposition.
    »Das ist Mauritz«, ertönte eine erleichterte Stimme. Die Arbeit wurde wieder aufgenommen.
    Agnes hatte plötzlich bleischwere Beine. Was sollte sie tun? Dass diese Ladung ungesetzlich war, entweder geschmuggelt oder geraubt, war sonnenklar. Warum sollte man sonst an der ungeeignetsten Stelle der Insel anlegen, und zwar mitten in der Nacht?
    Es erstaunte sie allerdings, dass sich vier Personen an Bord befanden. Wahrscheinlich waren einige woanders an Land gegangen. Falls sie ertappt wurden, würde man diese vier bis zur Gerichtsverhandlung und der mit Sicherheit folgenden Verurteilung in eine Arrestzelle stecken,aber die anderen blieben unbehelligt. Vielleicht hatten sie gelost, möglicherweise standen diese vier in der Rangordnung ganz unten. Eine Person glaubte sie wiederzuerkennen. Seine Kleidung war derb, und an den Armen

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