Die Waechter von Marstrand
überhaupt nichts. Sie legte noch einen Dokumentenstapel beiseite und rieb sich das Bein.
»Tut dir etwas weh, Agnes?«
»Ach, das sind nur diese verdammten Schmerzen, die mich manchmal quälen. Man ist kein junges Ding mehr.«
Vendela strich ihr über den Rücken, doch plötzlich hielt sie inne.
»Guck mal hier!« Vendela hielt ein Dokument in die Höhe. »Hier haben wir deinen Ackerstreifen. Lass uns schnell auf der Karte nachsehen, wo er liegt.«
Astrid stand auf.
»Nein, nein«, sagte Vendela. »Sag mir einfach, wo sie ist, dann hole ich sie selbst. Ich will nicht, dass du hier rumrennst, wenn es dir nicht gut geht.«
»Es geht mir gut, ich habe nur Schmerzen.« Astrid ging ins Haus. Eine Minute später kehrte sie mit der Karte zurück. Gemeinsam suchten sie darauf das Stück Land, das aus irgendeinem Grund nicht verkauft worden war.
»Da.« Vendela betrachtete den Ackerstreifen.
»Dieser Zipfel macht nicht viel her.«
»Nein«, stimmte Vendela ihr missmutig zu.
»Falls nicht …« Astrid schien zu überlegen.
»Worüber denkst du nach?«
»Über den Brunnen«, sagte Astrid. »Ich glaube, der Brunnen liegt dort.« Sie nickte vor sich hin. »Ja, so muss es sein.«
»Nee, oder? Du meinst, Jessica und Rickard wollen ein Grundstück ohne Wasserversorgung verkaufen? Das dürfte den Preis um einiges drücken. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass erst eine Handvoll Häuser hier draußen an die kommunale Wasserversorgung angeschlossen sind.« Vendela überlegte, was es bedeutete, dass der Brunnen sich nicht auf dem Grundstück der Eigentümer befand. Jessica würde darüber nicht erfreut sein. Vendela grinste.
»Ich glaube, man darf noch nicht einmal nach Wasser bohren, weil man sonst Gefahr läuft, die benachbarten Brunnen mit Salzwasser zu verunreinigen. Die meisten Leute hier haben ja einen eigenen Brunnen und eine zweifelhafte Abwasserentsorgung. Ist ein Plumpsklo denn so schlimm? Es ist doch völliger Quatsch, auf einer Insel kostbares Trinkwasser für die Toilettenspülung zu verschwenden.«
»Also, was machen wir jetzt damit, Astrid?«
»Ich weiß nicht. Wir müssen nachdenken.«
Langsam ging Vendela zurück zum Bremsegård. Astrid wirkte müde und ruhebedürftig. Den gesamten Winter über hatte sie die Insel schließlich für sich, da musste es eine große Umstellung für sie sein, wenn im Sommer die vielen Urlauber und Segler kamen und nicht nur an den Stränden so viel Trubel herrschte.
»Hallo?«, rief Vendela, während sie die linke Flügeltür öffnete. Es schien niemand zu Hause zu sein, doch dann hörte sie Geräusche aus dem Zimmer ihres Sohnes.Er saß am Schreibtisch und spielte ein Computerspiel.
»Du kannst doch nicht hier drinnen hocken, wenn draußen so schönes Wetter ist. Komm, wir lassen uns etwas einfallen.«
»Ach, Mama …«
»Nein, du kannst den ganzen Winter am Computer sitzen, aber jetzt gehen wir hinaus und genießen die Sonne. Wollen wir baden gehen?«
Er zuckte die Achseln.
»Weiß nicht.«
»Wo sind eigentlich Jessica und Rickard?«
»Keine Ahnung.«
Waren sie etwa unterwegs, um mit jemandem über den Verkauf des Hofes zu sprechen? Bestimmt nicht, denn es gab doch noch ein paar, wenn auch kleine, Unklarheiten. Andererseits, was hieß schon klein. Ein Grundstück ohne Wasser? Allerdings wussten sie davon noch nichts.
Sie ging die Treppe ins Erdgeschoss hinunter und in die Küche. Vendela musste sich telefonisch erkundigen, was ihre Wohnung wert war. Auf dem Tisch lag der Immobilienteil der Göteborgs-Posten , vielleicht reichte die, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Sie blätterte im Immobilienteil. Sommerhäuser und attraktive Grundstücke mit Meerblick. Ganz hinten fand sie die Wohnungsangebote.
Vendela suchte, bis sie eine Drei-Zimmer-Wohnung in Vasastan fand. Teatergata.
Donnerwetter! Dreieinhalb Millionen wurden dafür verlangt.
»Was machst du da?« Plötzlich stand Charlie hinter ihr.
»Ich gucke nur mal in die Zeitung.«
»Wo sollen wir denn wohnen, wenn wir die Wohnung verkaufen?«, fragte Charlie.
»Ich weiß nicht, mein Süßer. Vielleicht in einer kleineren Wohnung? Und etwas außerhalb der Stadt.«
»Aber da wohnen doch alle meine Freunde.«
Genau, dachte Astrid. Es war gar nicht so dumm, wenn Charlie und seine Kumpel einige Kilometer voneinander entfernt waren. Aber es würde anstrengend sein, zur Arbeit zu kommen. Momentan hatte sie es nicht weit. Meistens fuhr sie mit dem Rad zum Krankenhaus, aber sie konnte auch
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