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Die Waechter von Marstrand

Die Waechter von Marstrand

Titel: Die Waechter von Marstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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einfach vor der Haustür in die Straßenbahn oder den Bus steigen.
    »Wir bräuchten auch so einen Brennholzvorrat wie Astrid. Falls wir mal im Winter kommen. Weißt du noch, wie wir hier Weihnachten gefeiert haben, als Großvater noch lebte?«
    Vendela lächelte. »Meine Güte, das hatte ich fast vergessen. Es war gemütlich. Dass du dich daran erinnerst! Dabei warst du noch ganz klein.«
    »Großvater hätte nie gewollt, dass dieses Haus verkauft wird.«
    »Ich weiß.«
    »Warum will Rickard dann verkaufen? Gefällt es ihm hier nicht?«
    »Doch, aber ich glaube, Jessica fühlt sich hier nicht wohl. Sie ist diejenige, die das Haus verkaufen und mit dem Geld etwas anderes machen möchte. Reisen und so Sachen.«
    »Ich finde es cool, so wie Astrid zu sein. Holz hacken und Kartoffeln anbauen.«
    »Ja, Astrid ist unglaublich. Der Garten macht aber auch viel Arbeit. Stell dir einen frühen Januarmorgen vor. Es ist stockdunkel draußen, es fällt Schneeregen und du musst mit unserem Boot nach Koö hinüber, um den Schulbus zu erwischen.«
    Für einen kurzen Moment dachte Vendela, dass es großartig wäre, wenn sie die Wohnung verkauften, Rickardund Jessica auszahlten und auf den Bremsegård zögen. Um dort zu leben. Mohrrüben säen, Hummerkörbe auslegen und mit den alten Kachelöfen heizen. Vielleicht würde sie eine Stelle in einer Ambulanz finden, zum Beispiel halbtags in Marstrand und den Rest der Zeit in Ytterby. Charlie würde von seinen Freunden loskommen. Es könnte für beide ein Neuanfang sein.
    »Könntest du dir vorstellen, hier draußen zu leben?«, fragte Vendela.
    »Ich weiß nicht. Wollten wir nicht baden, Mama?«
    Für Charlie war es eher ein flüchtiger Gedanke, dachte Vendela, aber für sie war es eine Entscheidung von enormer Tragweite. Ein Fünfzehnjähriger auf einer Insel – würde das funktionieren? Früher ging es ja auch. Auf der anderen Seite hatten die Menschen damals kaum Wahlmöglichkeiten gehabt.
    »Hallo? Kommst du jetzt oder nicht?« Mit dem Handtuch über der Schulter und der Badehose in der Hand lehnte Charlie am Türrahmen.
    »Gib mir noch eine Minute.« Vendela holte ihren Badeanzug und machte die Tür hinter sich zu. Eine Weile hielt sie inne und betrachtete den Garten, die Birnbäume und den Stall.
    »Ach, Mist, jetzt kommen Jessica und Rickard.« Charlie zeigte auf das Gartentor.
    »Sei still, Charlie. Mach es nicht noch schlimmer, als es ohnehin schon ist«, zischte Vendela.
    »Wir haben bei Bergs Konditorei Kaffeegebäck und im Supermarkt etwas zu essen gekauft. Es ist überall schrecklich voll. Wir mussten zwanzig Minuten anstehen, obwohl beide Kassen geöffnet waren«, stöhnte Jessica.
    »Angestellt habe ich mich allerdings allein«, sagte Rickard. »Du hast draußen gewartet.«
    »Ich habe in der Zwischenzeit Obst und Gemüse vom Türken geholt.«
    Vendela machte sich nicht die Mühe, ihr zu erklären, dass der Gemüsehändler nicht aus der Türkei, sondern aus dem Iran stammte.
    »Hast du Kartoffeln gekauft?«, fragte sie Jessica.
    Jessica sah in allen Tüten nach.
    »Nein, aber alles andere. Ihr könnt doch die Tante nebenan fragen, ob sie uns mit Kartoffeln aushilft.«
    »Die Tante nebenan?« Vendela ärgerte sich immer mehr.
    »Meine Güte, du weißt doch, wen ich meine. Die Alte in der Hütte, die früher hier gewohnt hat.« Jessica warf Rickard einen entnervten Blick zu, ohne Rücksicht auf Vendela und Charlie zu nehmen.
    »Jetzt hör mir mal zu, du Erbsenhirn.« Vendela bemerkte die tiefe Furche auf Rickards Stirn und die roten Flecke an Jessicas Hals, aber irgendwo musste Schluss sein.
    »Sie heißt Astrid, und dieser Hof war seit vielen Generationen im Besitz ihrer Familie …« Vendela sprach langsam und rang nach Luft.
    »Morgen kommt der Makler«, fiel Jessica ihr kühl ins Wort.
    »Jessica …« Rickard schien sich einmischen zu wollen, wusste aber offenbar nicht, was er sagen sollte.
    »Du blöde …« Vendela liefen die Tränen über das Gesicht. »Kommst einfach hierher und machst alles kaputt, ohne zu begreifen, was du eigentlich anrichtest. Geld und Reisen! Kannst du dafür nicht irgendwas verkaufen, was deiner Familie gehört und nicht meiner? Du hast mit diesem Hof nichts zu tun. Der einzige Grund, warum du hier bist, sind deine aufgeblasenen Plastiktitten, die meinem Bruder die Sinne vernebeln.«
    »Es reicht jetzt, Vendela.«
    »Schert euch doch beide zum Teufel!«, schrie Vendela.
    »Jetzt komm, Mama.« Charlie legte ihr die Hand auf die

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