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Die Waechter von Marstrand

Die Waechter von Marstrand

Titel: Die Waechter von Marstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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musste fliehen.
    Die Holzpantinen scheuerten immer mehr und schienen nicht an ihren Füßen bleiben zu wollen. Bei jedem Schritt spannte sie ihre Zehen an, um sie nicht zu verlieren. Schließlich schleuderte sie die Schuhe von sich und versteckte sie unter einer Fichte, damit niemand sie entdeckte. Sie ging lieber barfuß. Das Gras war feucht, und wenn der Tau die wunden Stellen berührte, brannten sie. Unten in der Bucht sah sie einen Anlegesteg und mehrere Boote. Da der Wind ablandig war, konnte sie einfach in das hinterste Boot springen und es von allein ein Stück auf das Meer hinaustreiben lassen, während sie die Segel setzte. Der Weg bog nach rechts ab, und in einiger Entfernung war nun ein weißes Wohnhaus zu erkennen. Aleida beschloss, einen Umweg zu machen. Sie hielt sich links und ging an den Kühen vorbei über die Weide. Währenddessen ließ sie die Bucht mit den Booten nicht aus den Augen. Als der erste Hund zu bellen begann, fuhr sie vor Schreck zusammen, dann rannte sie los. Sie schaffte es bis zum Steg. Das Boot ganz hinten war mit zwei Leinen vertäut. Ein Knoten an der Klampe auf dem Steg und einer am benachbarten Schiff. Als sie die erste Leine losgemacht hatte, sprang sie auf das Boot. Schnell löste sie auch die zweite Trosse und zerrte an der Achtervertäuung. Das Boot war eingeklemmt. Sie rannte nach vorn und versuchte, die Nachbarboote zur Seite zu schieben. Einen Meter hatte sich ihr Boot jetzt vom Steg entfernt. Es geht um dein Leben, sagte sie sich und fand neue Kraft. Noch zwei Meter, und das Boot war fast befreit. Auf dem Steg standen nun drei Hunde und bellten. Die rutschige Ankertrosse glitt ihr immer wieder aus denHänden. Quallententakeln blieben daran hängen und verbrannten ihr Finger und Arme, während sie mit aller Gewalt an der Kette zog.
    Daniel Jacobsson sprang einfach auf das benachbarte Boot und betrat von dort aus das, auf dem sie sich befand. Ruhig packte er sie mit der einen Hand und zwang sie mit der anderen, die Ankertrosse loszulassen. Obwohl er nur eine Hand frei hatte, befestigte er die Kette mühelos. Anschließend schickte er die Hunde nach Hause. Einen Augenblick lang blickte sie in das dunkle Wasser hinunter. Irgendwo da unten lag Hendrik. Es wäre so einfach gewesen, sich einfach hinterherzustürzen. Zu ihm. Daniel schien zu ahnen, was in ihr vor sich ging, und zog sie stattdessen mit sich ins Innere des Schiffes.
    »Eine kleine Entschädigung für meine Mühe musst du mir schon bieten. Du bist ein gewaltiges Risiko für uns, und ich kann gar nicht verstehen, warum Johannes dich unbedingt am Leben lassen will. Los, zeig es mir.« Er presste sie auf den Boden. Aleida dachte an den Pfirsichbaum zu Hause in ihrem Garten und stellte sich das wütende Gesicht der Magd vor, die ihre Schuhe nicht wiederfand. Dann wurde ihr schwarz vor Augen.
    Oskar setzte sich an den Abendbrottisch. Drei Tage hatte er geschäftlich in Göteborg verbracht. Irgendetwas bedrückte Agnes, das konnte er deutlich sehen.
    »Was ist los, Agnes?«
    »Es ist so grauenhaft, dass ich es kaum erzählen möchte.«
    »Die Dinge werden nicht besser, wenn man sie verschweigt.«
    Sie setzte sich neben ihn. Er legte seine Hand auf ihre.
    »Du weißt schon, von wem ich rede. Sie haben eine ganze Schiffsbesatzung erschlagen, sieben Personen. Die Ehefrau des Kapitäns haben sie jedoch verschont, undJohannes hat sie mit auf den Bremsegård genommen. Sie halten sie dort gefangen. Nicht dass sie eine Chance gehabt hätte, von hier zu fliehen.«
    Oskar sah sie entgeistert an.
    »Ist das dein Ernst?«
    Agnes nickte. »Sie ist Holländerin. Aleida Maria van der Windt.«
    »Bist du ihr begegnet?«
    Agnes bemerkte die Furche auf Oskars Stirn.
    »Ich habe mit ihr gesprochen.«
    »Agnes …« Er griff nach ihrer Hand. »Johannes Andersson hat Baron Uggla, dem Zollverwalter von Marstrand, 1000 Reichstaler geliehen.«
    Agnes bekam plötzlich keine Luft mehr. So weit war das Netz gespannt. Von den Seeräubern über die Kaufleute bis zum Zoll.
    »Wenn uns unser Leben lieb ist und wir hier bleiben wollen, können wir nicht viel tun. Warum finden hier nie Kontrollen statt? Wieso wird nie auf Klöverö nach gestohlener Ware gesucht? Was glaubst du? Erinnerst du dich noch an Jonas Westbeck?«, fragte Oskar. »Ihm gehört die Heringssalzerei auf Karlsholm. Er macht Geschäfte mit Daniel und Johannes, und sein Bruder arbeitet in der Kommission, die sich um Wrackteile kümmert.«
    Daniel Jacobsson und Johannes Andersson hatten

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