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Die Waechter von Marstrand

Die Waechter von Marstrand

Titel: Die Waechter von Marstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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drüben?«, fragte Jessica.
    »Aber sicher. An der frischen Luft. Wenn du willst, kannst du die Tür offen lassen. Ich will sowieso auf den Kartoffelacker, und der liegt hinterm Haus. Brauchtet ihr nicht Kartoffeln? Ein weiterer Vorteil an einem Plumpsklo ist, dass man nicht so viel Wasser verschwendet. Das ist äußerst günstig, vor allem, wenn man keinen Brunnen hat.«
    Jessica drehte sich um. »Morgen kommt der Makler und sieht sich den Hof an. Du kannst dir über Nacht überlegen, was der Brunnen wert ist. Wenn du uns den Brunnen gibst, kannst du vielleicht in deiner Hütte bleiben.«
    Astrid hatte sich jedoch bereits mit einem Eimer in der Hand auf den Weg gemacht und hörte Jessicas Bemerkung nicht mehr.Astrid war so wütend, dass sie sich nach Herzenslust an ihrem Kartoffelacker ausließ. Wenn Charlie und Vendela nicht gewesen wären, hätte sie Jessica einfach zum Teufel gejagt. Dann hätte sie sie zum Pinkeln in den Wald geschickt und ihr wegen der Kartoffeln den Coop auf Koö empfohlen. Es ging ihr gegen den Strich, dass Jessica ihre schönen Kartoffeln bekommen sollte. Da Vendela und Charlie mitessen würden, konnte sie ihr auch nicht die schlechten grünen Kartoffeln mitgeben. Astrid erinnerte sich, dass sie Jessicas Silhouette am Vorabend in ihrem alten Fenster auf dem Bremsegård gesehen hatte. Hoffentlich knickte sie um und stürzte die steile Treppe hinunter. Sollte sie sich doch den Hals brechen und nie wieder aufwachen. Astrid steckte die Hacke so tief in die Erde, dass sie sie kaum wieder herausbekam. Wenn Jessica verschwand, würde Rickard den Hof vielleicht doch behalten. Unvorstellbar, dass eine einzige Person so ohne weiteres etwas verkaufen konnte, wofür sich Menschen seit Generationen abgerackert hatten.
Der Weg fort von hier
    Sie war an einem Weg angelangt, einem neuen Weg. Hier war sie noch nie gewesen, das wusste sie genau. Sie musste sich entscheiden, nach links oder rechts? Schnell jetzt, bevor jemand ihre Abwesenheit bemerkte und sie verfolgte. Draußen war es dunkel, aber der Mond schien, und der Abend war noch warm. Vielleicht würde sie auf diesem Weg von hier fort gelangen, nach Hause. Der Gedanke gab ihr Kraft. Sie beschleunigte ihren Schritt und dachte an ihr eigenes Haus mit dem Pfirsichbaum im Garten. Hendrik hatte ihr geraten, ihn nicht auf dieseReise in den Norden zu begleiten und stattdessen beim nächsten Mal mitzukommen, wenn sie nach Frankreich fuhren, aber Aleida hatte sich nicht davon abbringen lassen. Wie sie das jetzt bereute! Sie hätte das Schicksal von Hendrik und seiner Mannschaft nicht verhindern können, aber ihr jetziges Schicksal wäre ihr erspart geblieben. Aleida schob den Gedanken beiseite und konzentrierte sich nur auf ihre Schritte, immer einen Fuß vor den anderen. Die Schuhe waren zu groß und scheuerten ihr die Füße wund. Die Magd, der sie sie gestohlen hatte, würde vor Wut rasen. Falls sie den Mut aufbrachte, würde sie Johannes und seiner Frau alles erzählen. Eigentlich war es zum Lachen, dass sie, Aleida Maria van der Windt, einer Magd die Schuhe geklaut hatte. Der König würde schmunzeln, wenn sie ihm davon erzählte.
    Während sie den steilen Hang hinaufstieg, rauschte der Wind in den Baumkronen. Wald auf der rechten Seite, Ackerland auf der linken. Das Getreide wogte im Wind. Als sie die Spitze des Berges erreichte, verschwand der Mond hinter den Wolken. Sie gestattete sich, ihren Schritt ein wenig zu verlangsamen, blieb aber nicht stehen. Jeder Meter zwischen ihr und diesem gottverlassenen Ort war wertvoll. Vor ihr glitzerte etwas. Die Wolken glitten zur Seite, und jetzt sah sie die Bucht unterhalb des Hügels. Die schwarzen Wellen leuchteten im Schein des Mondes. Sie konnte nicht verhindern, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Jegliche Hoffnung schien aus ihrem Körper zu weichen. Kein Weg würde sie von hier fortbringen. Sie war von Wasser umgeben. Da sie sich auf einer Insel befand, war es kein Wunder, dass Johannes es mit dem Abschließen der Tür nicht so genau nahm. Aleida bemühte sich, ihre Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen und sich zusammenzureißen. Der Mond schien, und sie konnte mit einem Segelschiff umgehen, sagte sie sich. Zumindest hatte sie die Besatzunggenau beobachtet. Die Frage war, ob sie es allein schaffen würde, die Segel zu hissen. Sie erinnerte sich an Johannes, der nachts zu ihr kam und sie vergewaltigte. Diese Gedanken erfüllten sie mit Ekel, Zorn – und Stärke. Es gab nur den einen Weg – sie

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