Die Wächterdämonen: Das Dämonensiegel (German Edition)
tatsächlich von der Kamera. Als er damit fertig war, hob er den Kopf an und sah einmal mehr fest in Seeres Gesicht .
„Deswegen hättest du mir wirklich nicht wehtun müssen“, klagte er nun seinerseits an.
„Tut mir leid. Aber du hast mir auch ... mich verärgert. Du konntest das zwar nicht wissen, doch es ist halt so“, sagte S eere. Nun wäre ihm fast etwas über die Lippen gekommen, das seine eigene Verwundbarkeit preisgab, stellte er erschrocken fest. Morten kam ihm zu nah, erfuhr zu viel von ihm, lernte zu viel über ihn, obwohl er nur ein Mensch war. Ein Besonderer zwar, aber nichtsdestotrotz ei n Sterblicher. Dessen ungeachtet zog es ihn wieder und wieder zu ihm hin. Obwohl – oder gerade weil – er den Schneid hatte, ihm zu widersprechen. Das brachten wahrlich nicht viele Menschen fertig. Die meisten himmelten ihn vorbehaltlos an oder fürchteten ihn. Bei Morten war nichts von beidem der Fall. Er war ihm zumindest auf mentaler Ebene ebenbürtig und das schätzte er.
„Soll das jetzt so was wie eine Entschuldigung sein?“, fauchte Morten, auch wenn seine Wut ebenfalls ein wenig verrauchte, wie Seere feststellte. Morten klang nicht mehr ganz so aggressiv wie zu Anfang.
„Besser du übst das noch mal, das hat nämlich nicht wirklich geklappt.“
Seere wunderte sich über diese Unverfrorenheit, sie impon ierte ihm jedoch auch. Mit einem versteckten Schmunzeln sah er auf den Boden zwischen seinen Schuhspitzen, hob dann den Kopf wieder an und schaute Morten ernst an. D iese Ernsthaftigkeit war gerade ziemliches Schauspiel, denn das Lachen hing ihm schon in der Kehle.
„Du hast wirklich Mut“, stellte er fest. „Aber Mut ist nicht immer angebracht.“
„Beleidigungen und Gewaltanwendung ebenfalls nicht“, konterte Morten auf der Stelle. Er war offenbar niemand, der aus Feigheit die Klappe hielt. Das hatte er in der Konfrontation mit Parker eindrucksvoll bewiesen.
Seeres Stimme wurde tiefer und rauer, als er weitersprach. Er wollte Morten nicht direkt drohen, sondern ihm lediglich die R angordnung vor Augen halten, die Morten anscheinend zu gern ignorierte.
„Ich bin ein Dämon, schon vergessen? Das liegt in meiner Natur. Andere meiner Art hätten dir möglicherweise für deine Frechheit die Zunge herausgerissen.“
Morten zischte eine leise Verwünschung, die Seere nicht verstand. Wahrscheinlich war das sogar besser so.
„Und ihr glaubt, nur wegen eurer Überlegenheit so mit uns umgehen zu können? Uns wie Spielzeug behandeln zu können? Ich dachte, zumindest dir wäre klar, dass man so nicht mit Menschen umspringt, mit denen man arbeiten möchte. Angst macht deine Söldner nicht loyal, sondern rebellisch.“
Als hätte er einen Hieb erhalten, zuckte Seere zurück. So hatte er das bisher gar nicht gesehen ... Trotzdem erschien es ihm logisch, was Morten ihm da so unverblümt mitteilte. Er mochte es schließlich genauso wenig, wenn Leonard mit Gewalt seine Forderungen bei ihm durchzusetzen versuchte.
„Rebellion wird im Keim erstickt“, gab er dennoch kühl zurück, allein schon, weil Morten als Mensch einfach nicht Recht haben durfte. Doch er hatte gerade seinen Satz beendet, da wurde ihm klar, wieso sie teilweise einen so enorm hohen Verschleiß an guten ‚Mitarbeitern‘ gehabt hatten. Vielleicht sollte er darüber wirklich einmal mit Leonard reden.
„ Dann solltest du besser gleich das Siegel brechen, denn ich werde niemals unreflektiert nach deiner Pfeife tanzen. Und das war auch nicht Teil des Deals. Wenn du nicht ertragen kannst, wie ich privat bin, hör am besten auf, mit mir zu schlafen und verpiss dich aus meinem Privatleben.“
Nur weil Seere so eine gute Wahrnehmung hatte, bemerkte er, wie Mortens geballte Fäuste zitterten und seine Stimme kaum hörbar bebte. Es fiel ihm anscheinend nicht leicht, diese Forderung so ruhig auszusprechen. Ob allerdings nun aus Wut oder einem anderen Grund vermochte Seere nicht zu sagen.
Einen Moment lang überlegte er. Nein, er konnte sich nicht vorstellen, sich von Morten fernzuhalten. Dafür war Morten viel zu faszinierend – und bei allen Teufeln, der Sex war schlichtweg unglaublich. Darauf würde er sicher nicht verzichten, wenn es sich vermeiden ließ.
„Ich kann es ertragen. Wie sieht es bei dir aus? Du kannst mich nicht ändern. Dämon bleibt Dämon. Aus einem wilden Raubtier wird kein domestiziertes Haustier. Reiz mich nicht, dann schlag ich nicht zurück.“
Seltsam. Es stimmte zwar, was er sagte: Es lag nicht in der Art
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