Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms
Teufel nicht gesehen haben, oder seinen besten Mitarbeiter, woher wissen Sie dann, dass er einen Kürbis als Kopf hatte?«
»Ich weiß, wie er aussieht, weil ich Leute kenn, sogar Vettern, die den Teufel gesehen haben und wissen, wie der aussieht, und seine Mitarbeiter auch. Die können auch immer verschieden aussehen. Kann sein, dass sie gerade noch einen Kürbiskopf hatten, und dann haben sie plötzlich Hörner. Oder sie sehen plötzlich aus wie einer von der Bank oder wie einer von den Politikeranern, aber wie er jetzt ganz genau in dieser Nacht aussah, das weiß ich natürlich auch nicht genau, klar. Hab die Geschichte halt ein bisschen aufgepeppelt. Aber das heißt nicht, dass sie nicht stimmt.«
»Und diese Frau, die Tom und ich gefunden haben – glauben Sie, das hat ihr jemand angetan, der seine Seele an den Teufel verkauft hat? Ein Reisender?«
»Leute, die ihre Seele nicht verkauft haben, machen so was gar nicht, kleiner Mann. Vielleicht war’s auch der Teufel selber. Manchmal erledigt er so Sachen ja gern persönlich.«
»Was ist mit dem Ziegenmann?«
»Kleiner, ich glaube, der Ziegenmann ist vielleicht der Teufel. Ich hab dir doch gesagt, er kann aussehen, wie er gerade Lust dazu hat, und die Hörner und Hufe, das passt doch zum Teufel, oder? Wenn ich der Teufel wär, ich würde mich auch in den Wäldern hier unten am Fluß herumtreiben, weil’s da dunkel und feucht ist und es da allen möglichen grausigen Krams gibt. Pass auf: Halt dich von allem weg, was der Teufel mag, weil sonst wickelt er dich ein und macht seine Spielchen mit dir. Verstanden?«
»Ja, Ma’am.«
»So, und jetzt Schluss. Ich muss noch Wäsche machen.«
»Ja, Ma’am. Vielen Dank für das Essen.«
»Gern geschehen. Holst du noch Wasser aus dem Brunnen und tust dem Schwein draußen was in seinen Trog? Und komm mich bald wieder besuchen, Kleiner.«
Ich ging hinaus und ließ die Fliegentür einen Spalt offen, nicht so weit, dass sie zuschlagen würde, aber weit genug, um die Fliegen aufzustören, die darauf saßen.
Ich ging zum Brunnen, ließ den Eimer runter, zog ihn wieder hoch und füllte das Wasser in einen anderen Eimer um. Ich ging ein paar Mal zum Brunnen und zurück, bis der Schweinetrog voll war.
Als ich ging, fiel mir ein, dass Miss Maggie mir mal erzählt hatte, Fliegen seien die Augen und Ohren des Teufels, und ich dachte darüber nach.
Als ich mich nach Miss Maggie’s Haus umdrehte, war die Fliegentür schon wieder voller Fliegen. Eine besonders fette Fliege summte um mein verschwitztes Gesicht.
Ich schlug nach ihr, aber sie kam davon.
5.
In dieser Nacht, als ich in meinem Bett lag und Tom neben mir in ihrem, das Daddy aus ungehobelten Holzplanken zusammengezimmert hatte, hielt ich mein Ohr an die Wand und lauschte. Die Wände waren dünn. Wenn die Nacht still war, konnte ich hören, was Mama und Daddy redeten.
»Dr. Stephenson, dieser alte Pillendreher, hat sie sich nicht einmal angesehen«, sagte Daddy. »Er sagte, wenn rauskomme, dass er eine Farbige in seiner Praxis gehabt habe, könne er gleich zumachen.«
»Das ist idiotisch … was ist mit Dr. Taylor?«
»Na ja, ich glaube, irgendeine medizinische Ausbildung hat der auch. Doktor-Schulen werden die ja wohl haben in Arkansas oder Oklahoma oder wo der noch mal herkommt.«
»Missouri«, sagte Mama.
»Jedenfalls, ja, er wollte sie sich ansehen, unbedingt, es war wohl eine Art Abenteuer für ihn. Aber ich wollte nicht, dass er Schwierigkeiten mit Stephenson kriegt, weil er mir einen Gefallen tut. Auf lange Zeit gesehen hätte das seiner Karriere ziemlich schaden können. Er will doch Stephensons Praxis übernehmen, wenn der in Rente geht, und er ist ein netter Kerl. Ich habe die Leiche zu einem Doktor nach Pearl Creek gefahren.«
Pearl Creek war eine Stadt, in der nur Farbige lebten.
»Sie war in unserem Auto? Ich meine … stank das nicht furchtbar?«
»War nicht so schlimm. Nachdem Harry mir gezeigt hatte, wo sie war, bin ich zu Billy Gold gefahren. Er und sein Bruder sind mit mir hingegangen und haben mir geholfen, sie in eine Plane zu wickeln, sie zurückzutragen und ins Auto zu schaffen. Wir haben sie gut eingepackt, mach dir keine Sorgen. Ich habe sie nach Pearl Creek gebracht, und die haben sie ins Kühlhaus geschafft und in Eis gepackt.«
»Meine Güte, von dem Eis will ich nichts haben…«
»Die Leiche war in einem sehr schlechten Zustand. Teile ihres Körpers sind während des Transports abgefallen. Wir haben die Plane
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