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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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weggeschmissen.«
    »Und sie war wirklich in unserem Auto?«
    »Auf der Rückfahrt hab ich gelüftet.«
    »Grundgütiger …«
    »Doktor Tinn, der farbige Doktor, war nicht in der Stadt. Er kommt erst morgen zurück. Er war irgendwo auf dem Land bei einer Geburt. Ich fahr morgen noch mal hin – mal sehen, ob ich was in Erfahrung bringen kann. Ich weiß überhaupt nichts über diese Art von Mord.«
    »Bist du sicher, dass es Mord war?«
    »Engel, denk mal nach. Sie wird sich wohl kaum selbst so aufgeschnitten und sich dann mit Draht an einen Baum gebunden haben.«
    »Du bist schrecklich ungeduldig, Jakob … Draht? Sie war mit Draht festgebunden?«
    »Mit dornigen Kletterpflanzen und Stacheldraht. Ich glaube, die Sache mit dem Stacheldraht muß irgend jemandem besonders viel Spaß gemacht haben. Er hat einen Stock an dem Draht befestigt, wie eine Art Griff, sodass er ihn besser um den Baum schlingen, verknoten und festzurren konnte. Danach hat er sie missbraucht.«
    »Nein.«
    »Ich hab nicht viel Ahnung von so was, aber ich weiß sicher, dass sie sich nicht selbst so festgebunden hat. Und Leute, die zu so was fähig sind, haben meistens auch noch was anderes im Sinn. Ein Freund hat mir mal von diesem Jack the Ripper in London erzählt. Der hat Frauen aufgeschnitten. Nur so, zum Spaß. Er hat sich an ihren herausgeschnittenen Geschlechtsteilen vergangen.«
    »Ich bitte dich, das ist doch nur so eine Geschichte …«
    »Nein. Es ist Geschichte. Sie haben ihn nie geschnappt. Er hat unzählige getötet, aber sie haben ihn nie gefasst oder auch nur die leiseste Ahnung gehabt, wer es sein könnte. Und dann hat Cecil mir im Geschäft erzählt – du weißt ja, Cecil hasst Stille über alles –, dass es während des Krieges in Frankreich einen Mann gab, der nachts über das Schlachtfeld gegangen ist und nach Männern gesucht hat, die schwer verwundet und noch gerade so lebendig waren. Deutsche meistens. Und denen hat er was angetan. Was ein Mann Frauen antun würde. Nur an einer anderen Stelle.«
    »Einer anderen Stelle.«
    »Da eben. Du weißt schon.«
    »Das kann man tun?«
    »Unter Umständen schon«, sagte Daddy. »Sie haben den Kerl von den Schützengräben aus gesehen. Er trug eine amerikanische Uniform, und er hat diese Dinge getan.«
    »Aber haben sie ihn denn nicht aufgehalten?«
    »Keiner war so verrückt wie er, nachts über das Schlachtfeld zu gehen, und sie wollten auch nicht einen von ihren eigenen Leuten erschießen. Es war Krieg. Und sie dachten sich, wenigstens tut er’s den Deutschen an. Cecil sagt, im Krieg denkt man so. Der Krieg macht das mit einem. Sie dachten, es wär eben eine etwas andere Bestrafung für den Feind. Sie haben ihn gesehen, in der Nacht, wie er zwischen den Toten und Sterbenden herumgegangen ist, wie er jemand gesucht hat, an dem er sich vergehen kann. Und Cecil sagt, es hat nicht immer ein Lebender sein müssen.«
    »Er lügt, Jakob. Das kann nicht sein.«
    »Jedes Mal, wenn der Kerl das getan hatte, ist er wieder in den Gräben verschwunden. Sie alle verdächtigten irgendwen, aber keiner war sich sicher. Sie sahen immer nur seine Uniform, nie sein Gesicht. Und wenn doch, hat sie das auch nicht weitergebracht. Cecil hat ihn nur einmal gesehen, aber da ging er einfach nur herum, wie ein Gespenst, und tat nichts Schlimmes. Sah sich nur die Leichen an. Cecil wunderte sich, warum die Deutschen den nicht erschossen haben. Er sagt, er hat nie einen getroffen, der gesehen hat, wie der Kerl die Männer mißbraucht hat, immer nur, wie er übers Feld gewandert ist.«
    »Cecil hat ihn also gar nicht dabei gesehen, wie er das tat?«
    »Nein. Er hat nur Gerüchte gehört.«
    »Also ist es nur eine Geschichte, eine Lüge, die man Cecil erzählt hat, und Cecil hat sie dir weitererzählt.«
    »Kann sein. Aber nimm mal an, es ist wahr. Überleg doch mal: Er macht so was im Krieg, ungestraft, und dann kommt er nach Hause …«
    »Aber er hat das doch nur mit Männern …«
    »Vielleicht, weil es nur Männer gab. Vielleicht hätte er es lieber bei Frauen getan. Ich bin kein Experte in so was. Soweit ich weiß, gibt’s dafür auch keine Experten. Aber eine Sache gibt mir wirklich zu denken: Die Wunden der Toten lassen darauf schließen, dass sie schon tot war, als sie an den Baum gebunden wurde. Wenn sie noch gelebt hätte, hätte es geblutet, und die Wunden sahen nicht aus, als wäre viel Blut geflossen. Natürlich, vielleicht hat die Flut alles weggewaschen. Aber ich glaube, sie war schon eine

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