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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Daddy. »Vielleicht komme ich noch mal auf Sie zu.«
    »Es ist alles nur eine Meinung«, sagte Dr. Tinn.
    »Für mich klang es nach einer vernünftigen Meinung«, sagte Daddy.
    »Vielen Dank, Constable.«
    Sie redeten noch ein wenig mit dem Reverend. Ich sah, wie Daddy in seine Tasche griff und dem Reverend etwas gab, aber ich konnte nicht sehen, was. Dann schüttelte er ihm die Hand, drehte sich um und rief mich.
    »Lass uns gehen, Harry.«
    Wir gingen zu Dr. Tinns Haus, vor Dr. Tinn, stiegen ins Auto und fuhren zu dem Geschäft. Davor saß Onkel Pharaoh in seinem Gefährt und trank Limonade. Sein Schwein, Jesse, lag im Staub und hatte sein Geschirr noch an. Sein Kopf war im Schatten der Fliegentür, es grunzte und fraß altes, vergammeltes Brot.
    »Na, das ist ja mal ein Schwein«, sagte Daddy zu Onkel Pharaoh.
    »Mr. Constable, wie geht’s?«
    Onkel Pharaoh kannte meinen Daddy. Mein Herz fing an zu rasen. Würde er erwähnen, dass Abraham, Richard und ich auf das Dach des Kühlhauses geklettert waren?
    »Und? Meint’s die Welt gut mit Ihnen, Mr. Constable?«
    »Ganz gut«, sagte Daddy. »Und bei Ihnen?«
    »Ich könnte mich beklagen, aber das hilft ja auch nichts.«
    Daddy und Onkel Pharaoh lachten ein wenig, und Daddy lüftete seinen Hut, als wolle er abwinken, als könne er einen so prächtigen Humor zu dieser Tageszeit kaum aushalten.
    Wir gingen in das Geschäft. »Du kennst ihn?«, fragte ich.
    »Harry, war das nicht offensichtlich?«
    »Ja, Sir.«
    »Er war der größte Jäger im ganzen Flussgebiet, bis ein Wildschwein ihm das Bein aufgeschlitzt hat. Es war ein Eber, den sie Old Satan nennen. Er treibt sich hier in den Wäldern am Fluss herum. Ein riesiges altes Wildschwein. Kein Mensch hat jemals geschafft, es zu töten. Es hält sich meistens auf dieser Seite der Gegend auf. Hier und manchmal drüben in der Nähe von Mud Creek.«
    Fast hätte ich gefragt, ob Dr. Stephenson vielleicht Recht gehabt hat mit seiner Annahme, dass ein Wildschein die Frau aufgeschlitzt hätte. Ich biss mir auf die Zunge.
    »Mud Creek … hier sind ja eine Menge Städte nach Flüssen benannt«, sagte ich.
    »Ja«, sagte Daddy.
    Abraham und Richard waren drinnen und kauften Lebensmittel für Onkel Pharaoh. Als wir hereinkamen, unterhielten sie sich mit Daddy und mir, dann gingen sie wieder ihrer Beschäftigung nach.
    Daddy kaufte Wurst, eine Tüte Kräcker, Käse und zwei Colas. Wir setzten uns auf die Veranda vor dem Geschäft, wo es kühler war, und sahen Jessie zu, die im Schatten schnarchte, und Onkel Pharaoh, der sich seiner Limonade widmete. Daddy schnitt mit seinem Taschenmesser Käse und Wurst und legte es auf das Einwickelpapier. Wir aßen Wurst und Käse zu den Kräckern und tranken unsere Cola. Mit frischgesägtem Holz beladene Lastwagen holperten vorbei. Wir saßen eine Weile still da, dann sagte Daddy: »Harry.«
    »Ja, Sir.«
    »Ich würde es wirklich begrüßen, wenn du tust, was ich sage. Sobald du erwachsen bist, kannst du tun und lassen, was du willst, wenn es nicht gegen das Gesetz oder Gottes Gebote ist. Aber solange du ein Kind bist, tust du, was ich sage.«
    Er hatte mich also gesehen. »Ja, Sir.«
    Wir aßen noch etwas. Ich fragte: »Wirst du mich verprügeln?«
    »Nein. Du bist langsam zu alt für solchen Kinderkram, meinst du nicht?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Das bist du ganz bestimmt. Benimm dich deinem Alter entsprechend, und ich behandele dich deinem Alter entsprechend. Können wir uns darauf einigen?«
    »Ja, Sir.«
    »Dich deinem Alter entsprechend zu benehmen heißt zuzuhören, was ich dir sage. Oder was deine Mama dir sagt. Zeig ein bisschen Verstand. Ich wollte nicht, dass du das alles siehst.«
    »Ich hatte sie schon vorher gesehen, Daddy.«
    »Ich weiß, Harry. Aber das war ein Zufall. Das hier ging dich nichts an. Es war alles in einem anderen Licht. Verstehst du mich?«
    »Ja, Sir.«
    »Diese arme Frau wurde irgendwo von irgendjemandem geliebt, und es ist nicht gut, dass Leute sie begaffen, als wäre sie eine Zirkusattraktion. Sie hat keine Kontrolle mehr darüber, was jetzt mit ihr passiert, deshalb müssen wir das kontrollieren. Alles, was wir da getan haben, haben wir getan, um herauszufinden, was wir wissen mussten. Und außerdem, Harry – es gibt Dinge, die du einfach nicht in deinem Kopf haben musst, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt. Vielleicht siehst du das jetzt noch nicht ein, aber glaub mir: Es gibt Dinge, die du nicht brauchst; die dich verfolgen werden. Und das wird kein

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