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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Der rotgesichtige Mann sagte: »Schön, dich zu sehen, Jakob. Ich hab gehört, du wärst Constable drüben in deinem Bezirk.«
    »Ich glaube dir nicht, dass du so erfreut bist, mich zu sehen, Woodrow«, sagte Daddy, »also spar dir das Getue.«
    Der Mann lachte leise. Er nahm seinen Hut ab, holte ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und wischte den Schweiß von der Innenseite des Huts. Sein Haar war sogar noch röter als sein Gesicht.
    »Ist das Ralph Purdue da hinterm Steuer?«, fragte Daddy.
    Der Mann, den Daddy Woodrow nannte, beantwortete die Frage nicht. Er sagte: »Jakob, ich muss mit dir reden. Dieser Niggermord. Haben wir von gehört.«
    »Wer hat das nicht.«
    »Also, ich will nicht um den heißen Brei rumreden. Was ich sagen will, ist sehr einfach: Das hier ist nicht dein Bezirk.«
    »Wenn ich ein Verbrechen aufklären müsste, und das würde mich hierher führen, dann würdest du mir helfen, oder, Woodrow?«
    »Klar würde ich das. Aber ein Nigger? Hör zu, Jakob, lass mich dir einen guten Rat geben …«
    »Den guten Rat kenne ich schon.«
    »Dann hörst du ihn eben noch mal von mir, okay?«
    Daddy antwortete nicht.
    »Es gibt Morde unter Niggern, es gibt Morde unter Weißen, und dann gibt’s Morde von Niggern an Weißen und Morde von Weißen an Niggern.«
    »Mord ist Mord.«
    »Lass es mich so sagen. Die Nigger hier wollen nicht, dass sich wer in ihre Angelegenheiten einmischt. Nicht du und nicht ich.«
    »Wir sind das Gesetz.«
    »Ja, aber wenn eine Niggerfrau in den Wäldern am Fluss ermordet wird, ist das so eine Sache. Es ist ja nicht so, als wär’s eine besonders gute Niggerfrau gewesen. Und es ist auch nicht so, als würde uns das groß was ausmachen. Eine weniger, damit hat sich’s. Wahrscheinlich war’s einer ihrer Männer. Vielleicht hat sie ihn nicht rangelassen. Oder hat einen andern rangelassen. Es ist immer so was in der Art. Jakob, du hast christliche Grundsätze, das ist gut. Aber die Nigger kommen schon allein klar. Sie finden’s gut so, und wir auch. Wenn sie sich in weiße Angelegenheiten mischen, dann kümmern wir uns drum. Wenn ein Weißer einen Nigger umbringt, sind wir zuständig, und wenn ein Nigger einen Weißen umbringt, dann erst recht. Aber das hier …«
    »Ein Mensch ist umgebracht worden«, sagte Daddy. »Sind wir da nicht zuständig?«
    »Es gibt ein paar Sachen, die sind seit sehr langer Zeit so, wie sie sind, und sie sollten auch so bleiben.«
    »Ich dachte, die Yankees haben uns verdroschen«, sagte Daddy. »Und Lincoln hat die Sklaven befreit.«
    »Mich haben sie nicht verdroschen. Jakob, was hier passiert ist, ist doch klar. Jemand ist aus dem Zug gestiegen, so ein Nigger-Landstreicher wahrscheinlich, ein Eisenbahntramp, und er hat beschlossen, dass er sich was Gutes tun muss. Also hat er sich mit dieser Niggerfrau getroffen, hatte aber kein Geld dabei. Sie hat ihn wahrscheinlich mit einem Messer bedroht. Am Schluss hat er sie umgebracht und ist auf den nächsten Zug gesprungen. Dr. Stephenson sieht die Sache jedenfalls so.«
    »Das ist lustig«, sagte Daddy. »Mir hat er gesagt, er glaubt, ein Panther hat es getan. Oder ein wilder Eber. Oder vielleicht hielt der wilde Eber sie fest und der Panther hat’s getan. Ich hab’s vergessen. Als die beiden fertig waren, haben sie sie mit Stacheldraht an einen Baum gebunden.«
    »Jakob …«
    »Seit wann kann Dr. Stephenson mit einem Blick auf eine Leiche erkennen, dass es ein Landstreicher war? Hat der Landstreicher ihm eine Nachricht hinterlassen?«
    »Verdammte Scheiße, Jakob! Es ist weit und breit bekannt, dass du ein Niggerfreund bist, und wenn du nicht aufpasst, ziehst du eine neue Generation von Niggerfreunden auf, und manchen Leuten hier geht das ganz schön gegen den Strich. Hier kümmern wir uns auf unsere Weise um die Nigger. Okay?«
    »Ich will dir mal was sagen, Woodrow. Als wir jung waren, bist du aus einem Boot gefallen und wärst fast ertrunken …«
    »Komm mir nicht wieder damit.«
    »Du bist in diesen Strudel geraten und wärst fast hinabgezogen worden. Bist du aber nicht.«
    »Und dafür habe ich mich auch bei dir bedankt.«
    »Das hast du. Ich dachte aber, du wärst mir wirklich dankbar. Und obwohl wir beide unsere Schwierigkeiten haben, dachte ich immer, wenn’s drauf ankommt, bist du ein guter Kerl. Aber manchmal wünschte ich, ich hätte dich untergehen lassen. Und wenn ich dich gerade richtig verstanden habe und das, was du über eine neue Generation von Niggerfreunden gesagt hast, eine

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