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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Ziegenmann, und sehr bald hörten wir ihn ums Haus schleichen. Wir hörten sogar, wie er uns rief, mit leiser Stimme, die der Stimme des Windes glich. Ich stand auf und verriegelte die Fliegentür, aber das half nicht gegen unsere Angst. Es dauerte nicht lange, und ich dachte, der Ziegenmann kratze an der Fliegentür, dabei waren es nur Insekten, die dagegenflogen.
    Nachdem wir uns fast zu Tode geängstigt hatten, gingen wir gerne drinnen zu Bett.
    *
    In dieser Nacht, als ich im Bett lag, kam Jelda May Sykes zu mir, am ganzen Körper zerschnitten. Nicht so, wie ich sie gefunden hatte, sondern so, wie sie aussah, nachdem Dr. Tinn sie untersucht hatte: aufgeschnitten vom Brustbein bis zur Scham. In ihrem Bauch war ein großes leeres Loch, nur noch der Darm war darin, den Dr. Tinn nicht herausgenommen hatte. Er hing aus dem Riss in ihrem Bauch und schleifte über den Boden. Sie bewegte sich langsam, stand schließlich an meinem Bett und sah zu mir herunter. Ihre Schamhaare und ihre aufgerissene Vagina waren nahe an meinem Kopf. Meine Augen waren offen, ich konnte sie sehen, aber mich nicht rühren. Sehr vorsichtig, sehr langsam, legte sie ihre Hand auf meine Stirn, als wolle sie prüfen, ob ich Fieber hätte.
    Ich wachte schweißgebadet auf und schnappte nach Luft. Ich sah nach, ob ich Tom geweckt hatte, aber ich hörte ihren regelmäßigen Atem unter dem Fenster. Wahrscheinlich hatte sie Angst gehabt, als sie zu Bett ging, aber jetzt schien sie zuversichtlich. Sie hatte sogar das Fenster geöffnet, und das war gut so, denn es war sehr heiß.
    Der Wind bewegte sacht die Vorhänge und fuhr leise durch Toms Haare. Ich war mir sicher, dass der Geruch von Tod und Flusswasser im Raum hing. Ich ging durch das Zimmer, um nachzusehen, ob Jelda May sich in die Schatten zurückgezogen hatte, um wieder hervorzukommen, sobald ich im Bett läge, aber ich sah nichts außer den Konturen der vertrauten Dinge.
    Ich faltete mein Kissen, stopfte es unter meinen Kopf, nahm ein paar tiefe Atemzüge und versuchte, nicht an Jelda May Sykes zu denken. Während ich das tat, hörte ich, wie Mama und Daddy hinter der Wand miteinander sprachen; ich hörte nur das vage Raunen ihrer Stimmen. Ich rutschte herüber, hielt mein Ohr gegen die Wand und versuchte zu verstehen, was sie sagten. Sie sprachen leise, und zunächst konnte ich nichts verstehen, aber ziemlich bald gelang es mir, ich blendete das Geräusch des Windes aus,  der durchs Fenster fuhr, indem ich eine Hand auf mein eines Ohr und das andere gegen die Wand presste.
    »… musst du wissen, dass ich außer in Schauermärchen noch nie gehört habe, dass Panther irgendjemanden getötet haben«, hörte ich Daddy sagen. »Kann schon sein, dass sie’s mal getan haben. Manche sagen, dass sie so was nicht tun, aber ich glaube, jedes größere Tier ist dazu fähig, unter Umständen. Sogar ein Familienhund. Aber Dr. Stephenson hatte nicht den geringsten Grund, das anzunehmen. Er wollte, dass es so war.«
    »Warum?«, fragte Mama.
    »Er wollte einfach nicht, dass ein farbiger Arzt irgendwelche Untersuchungen vornimmt und womöglich etwas weiß, was er nicht weiß. Jeder, der auch nur ein bisschen Verstand hat, muss zugeben, dass Dr. Tinn ein guter Arzt ist. Besser als die meisten, weiß oder schwarz. Das ist alles, was ich weiß. Und Stephenson war besoffen, das hat seinem Urteilsvermögen nicht gerade auf die Sprünge geholfen. Er wollte sich wahrscheinlich vor seinem Nachfolger großtun, diesem Taylor. Aber ich glaube nicht, dass Dr. Taylor sehr beeindruckt war.«
    »Was hat Dr. Tinn denn gesagt?«
    »Er sagte, sie wurde vergewaltigt und mit einem Messer traktiert. Das mit den Schnittwunden war offensichtlich. Er nahm an, dass jemand zurückgekommen ist, nachdem sie tot war, und sich irgendwie mit der Leiche vergnügt hat.«
    »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Doch, schon.«
    »Wer würde so was tun?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe nicht die leiseste Ahnung.«
    »Hat der Arzt sie gekannt?«
    »Nein, aber der farbige Priester dort, Reverend Bail, der kannte sie. Sie hieß Jelda May Sykes. Er sagte, sie war eine Prostituierte, und dass sie es mit dem Übersinnlichen hatte.«
    »Dem Übersinnlichen?«
    »Eine Art Zauberei, an die sie da glauben. Sie hat magische Amulette und so verkauft. Und in den so genannten Tanzlokalen am Fluss gearbeitet … sie hatte da wohl auch weiße Kundschaft.«
    »Und keiner hat eine Idee, wer es getan haben könnte?«
    »Es kümmert da unten niemanden. Absolut

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