Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
Vom Netzwerk:
wieder Normalität ein. Die Zeit hilft einem dabei; besonders, wenn man jung ist. Zeit heilt eine Menge, und was sie nicht heilen kann, vergisst man, oder man verdrängt es zumindest, und nur manchmal wird man davon eingeholt – ab und zu passierte mir das, in der Nacht, bevor der Schlaf mich übermannte.
    Daddy suchte eine Zeit lang nach dem Mörder, aber abgesehen von ein paar Spuren am Ufer, die davon zeugten, dass dort jemand nach Essbarem gesucht hatte, fand er nichts. Ich hörte, wie er Mama erzählte, er habe in den Wäldern am Fluss das Gefühl gehabt, jemand beobachte ihn – als gäbe es da draußen jemanden, der die Wälder und den Fluss genauso gut kannte wie die Tiere dort; und dass dieser Jemand ein Auge auf ihn habe.
    Aber das ist so gut wie alles, was er sagte. Nichts davon wies darauf hin, dass er die Spuren für die des Ziegenmannes oder des Mörders hielt. Sie könnten von jedem stammen, der dort fischte, jagte oder sich einfach nur herumtrieb. Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass ihn das Gefühl, beobachtet zu werden, sonderlich verstörte.
    Nach einer Weile verfolgte Daddy die Sache nicht weiter. Ich glaube nicht, dass sie ihm gleichgültig geworden war oder Red Woodrow ihn eingeschüchtert hatte; es war eher so, dass es nichts zu finden gab – und deswegen auch nichts zu tun.
    Unseren Lebensunterhalt zu sichern wurde wichtiger als die Untersuchungen; und mein Daddy war sowieso kein großer Ermittler. Er war nur ein Kleinstadt-Constable, der hauptsächlich Vorladungen überbrachte und mit dem Friedensrichter Leichen barg. Und wenn die Leichen farbig waren, barg er sie ohne den Friedensrichter.
    So rückten, ohne offensichtlichen Grund, der Mord und der Ziegenmann immer mehr in den Hintergrund.
    Die Dinge, die mich interessierten, waren die, die mich vorher interessiert hatten. Ich jagte, fischte und las Bücher, die ich mir bei Mrs. Canerton auslieh, die eine Art Bibliothekarin war, wenn auch nicht offiziell. Eine öffentliche Bibliothek gab es erst ein paar Jahre später. Mrs. Canerton war nur eine nette, verwitwete Dame mit einer Menge Bücher, die sie verlieh und über die sie ein Verzeichnis angelegt hatte, um sicherzugehen, dass sie sie zurückbekam. Man konnte sogar in ihrem Haus sitzen und lesen. Sie hatte immer Kekse und Limonade und ein offenes Ohr für unsere Geschichten und Probleme.
    Ich las weiterhin die Groschenhefte unten im Friseurladen und unterhielt mich mit Daddy und Cecil, obwohl es mir, wie immer, mehr Spaß machte, mich mit Cecil zu unterhalten. Er liebte es zu plaudern, und es schien, als möge er meine Gesellschaft. Vor allem aber mochte er Tom, er gab ihr immer einen Penny oder etwas Süßes und ließ sie auf seinen Knien sitzen, während er ihr irgendwelche Geschichten erzählte – über wilde Indianer und Leute, die im Mittelpunkt der Erde lebten, über Planeten, auf die ein blauer Mond schien, auf denen Menschen auf Bäumen lebten und die Affen Boot fuhren.
    Es machte nicht so viel Spaß, sich mit Daddy zu unterhalten, weil die Unterhaltung immer darauf hinauslief, dass er mir sagte, wie ich mein Leben zu führen hätte, und mir Vorträge über alles Mögliche hielt. Ich fand, dass ich das alles wusste und er sich die Puste sparen könnte. Ich hatte gelernt, dass es am besten war, einfach einen interessierten Gesichtsausdruck aufzusetzen und abzuwarten, bis er den Schwung verlor.
    Obwohl ich nicht mehr oft an den Mord dachte, kam eines Tages zu Hause die Sprache auf den Mord und das Gespräch, das Daddy mit Red Woodrow hatte. Ich erinnere mich nicht genau, was es war, aber Daddy sagte etwas über ihn, das sehr abfällig war, und Mama sagte, er solle nicht so hart mit Red sein. Obwohl Daddy nichts erwiderte, merkte ich, dass er es nicht mochte, wenn man Mr. Woodrow in Schutz nahm. Ich merkte auch, dass es meiner Mutter leid tat, Red verteidigt zu haben. Daddy arbeitete in dieser Zeit viel zu Hause, und er ging nur ab und zu in den Friseurladen. Den Schlüssel hatte er mittlerweile Cecil anvertraut, auf den er sich verließ, ohne ihn eigentlich zu mögen.
    An diesem Tag wies er Tom und mich an, Sally Redback das Geschirr anzulegen und zu pflügen. Nach einer Weile kam er dazu und übernahm Sally und den Pflug, Tom und ich gingen hinter ihm her und sammelten die Grasklumpen auf, die sich nicht unterpflügen ließen, drehten sie um und zertraten sie, damit die Wurzeln in der Sonne vertrockneten.
    Er brütete ungefähr eine Stunde über der Sache mit Red Woodrow –

Weitere Kostenlose Bücher