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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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lebendig wirkte. Sein rötlich schwarzer Kopf, eine seltsame Mischung aus Sommersprossen und gekräuseltem grauem Haar, das einmal rot gewesen war, ließ ihn aussehen wie einen Gnom aus einem Buch, das ich mir von Mrs. Canerton geliehen hatte. Ich fragte mich, wann Mose so alt geworden war.
    »Mr. Jakob, ich bin so froh, Sie zu sehen«, sagte Mose. Seine Stimme war wie ein Krüppel, der versucht, sich auf seine Krücken zu hieven.
    Als Mose auf uns zu schlurfte, zog er etwas durch den Staub hinter sich her. Es war eine Kette aus Eisen. Sie hing an einem Eisenring um seinen Knöchel, direkt über seinem schmalen Fuß, der ohne Socken in einem abgetragenen Schuh steckte. Das andere Ende der Kette war am mittleren Stützpfeiler der Scheune befestigt.
    »Verdammt noch mal«, sagte Daddy und drehte sich zu Bill um, »du hast ihn angekettet?«
    »Ich bin dir was schuldig, Jakob. Aber wie gesagt, ich hab Töchter. Mose kam mir immer vor wie ’n guter Nigger – aber so ein Gefallen hat seine Grenzen. Wenn er hier bleibt, bleibt auch die Kette dran. Mein Gott, er hat’s gut hier … er kriegt vernünftig zu essen und scheißt in den Pott da drüben. Ich hab ihn jeden Tag geleert. Und Wasser fehlt ihm auch nicht.«
    Ich konnte sehen, dass Bills Gerede Daddy aufbrachte, aber er seufzte nur und sagte: »Also gut. Lass mich mit ihm reden. Nur ich und mein Junge.«
    »Was dein Junge weiß, kann ich ja wohl auch wissen, oder?«
    »Wenn’s dir nichts ausmacht. Bill.«
    »Es macht mir was aus, aber ich geh. Besser, du bringst diesen Nigger verdammt schnell hier weg, Jakob.«
    »Das ist der Plan«, sagte Daddy.
    Mr. Smoote ging raus und ließ das Scheunentor einen Spalt offen. Daddy ging rüber zu Mose und berührte ihn an der Schulter.
    »Ich versteh’s nich, Mr. Jakob. Sie wissen, ich tu einer weißen Frau nichts. Und farbigen auch nicht.«
    »Ich weiß«, sagte Daddy. »Setzen wir uns.«
    Daddy setzte sich auf den Heuballen, Mose zog seine Kette hinter sich her und setzte sich auf die andere Seite. Ich lehnte mich gegen den Pfeiler, an den die Kette gebunden war. Von diesem Punkt aus und so, wie das Licht hereinfiel, konnte ich sehen, dass Moses Knöchel geblutet hatte. Da war eine blutige Kruste unterhalb des Eisenrings, dort, wo Moses Schuh anfing.
    »Ich hab das nicht so gewollt, Mose«, sagte Daddy.
    »Ja, Sir«, sagte Mose, »ich schätze, das haben Sie nicht.«
    »Ich bring dich hier weg.«
    »Ja, Sir. Mr. Jakob?«
    »Was, Mose?«
    »Warum haben Sie das gemacht?«
    »Die Geldbörse, Mose.«
    »Die hab ich gefunden, Mr. Jakob. Hab ich doch schon gesagt.«
    »Ja.«
    »Ich würd keiner weißen Frau was tun. Ich würd kei’m wehtun außer Fischen und Waschbären und Opossums. Was zu essen. Und ich eß doch keine weißen Frauen. Auch nicht farbige.«
    »Ich weiß.«
    »Das wissen Sie, Mr. Jakob, aber hier sitz ich.«
    Daddy sah auf den dreckigen Boden.
    »Ich hätt weglaufen können in der ersten Nacht, aber ich bin hier geblieben, weil Sie’s gesagt haben, Mr. Jakob. Am nächsten Tag ist er mit ’nem Jungen reingekommen, und sie haben mich festgemacht.«
    »Die Börse ist ein Beweisstück. Nicht, dass du’s getan hast, aber sie war eben eine Art Beweis.«
    »Die Börse haben Sie doch jetzt, Mr. Jakob. Mich brauchen Sie nicht.«
    »Warte mal. Welcher Junge hat geholfen, dich zu fesseln?«
    »Irgendein weißer Junge.«
    »Okay, Mose, pass auf. Ich mach dir jetzt diese Kette ab und lasse dich gehen. Wir bringen dich nach Hause. Klar?«
    »Ja, Sir. Das würd mir gefallen. Wirklich sehr gefallen würd mir das.«
    Daddy stand auf. »Warte hier einen Moment, Harry.«
    Daddy ging raus. Mose sah mich an. Er lächelte. »Weißt du noch, den ollen Katzenhai, den wir gefangen haben?«
    »Ja, Sir.«
    »Zähne wie’n Mann hatte der. Du hattest ganz schön Angst vor dem. Weißt du noch?«
    »Ja, Sir.«
    »Hab ihn uns gekocht. Weißt du noch?«
    »Ja, Sir.«
    »War ein gutes Essen. Wenn du’s nicht richtig kochst, schmeckt’s wie Baumwolle. Aber ich hab’s richtig gemacht. Wir haben ihn auf einem Baumstumpf unten am Fluss gegessen. Als mein Junge klein war, haben wir das oft gemacht. Unten am Fluss gesessen und gegessen.«
    Ich wollte ihn nach seinem Sohn fragen, aber als ich daran dachte, was Daddy erzählt hatte, hielt ich es für keine gute Idee. Es hatte keinen Sinn, noch mehr Dinge auszugraben, über die Mose sich traurige Gedanken machen konnte.
    »Haben Sie immer noch Ihren Hund?«, fragte ich.
    »Nein, Mister Harry, der alte

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