Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms
Hund ist nicht mehr. War fast fünfzehn Jahre alt, als er gestorben ist. Er konnt nichts mehr sehen in seinem letzten Jahr. Ich musste ihn füttern. Riechen konnt er auch nichts mehr.«
Daddy und Mr. Smoote kamen rein. Mr. Smoote hatte einen Hammer und einen Meißel dabei. »Nimm ihm das ab«, sagte Daddy.
»Bringst du ihn weg?«, fragte Mr. Smoote.
»Ja. Und bitte, erzähl niemandem, dass er hier war. Sag auch dem Jungen, der dir geholfen hat, ihn an die Kette zu legen, dass er’s für sich behalten soll.«
»Hab ich schon.«
»Ich mein’s ernst, Bill. Ich hab dir gesagt, du sollst keinem erzählen, dass Mose hier ist, und trotzdem hast du’s dem Jungen gesagt.«
Mr. Smoote gab ein kehliges Geräusch von sich, wie ein Schwein, das seine Schnauze im Schlamm vergräbt und schnaubt. Er ging rüber zu Mose, legte den Meißel da an, wo die Manschette mit einem Bolzen befestigt war, und schlug mit dem Hammer den Bolzen heraus.
Daddy half Mose von dem Heuhaufen auf. »Lass uns nach Hause gehen«, sagte Daddy.
*
Zu Fuß ist es kein großes Problem, von unserem Haus in die tiefen Wälder zu gelangen, auf die Straße der Prediger und den Pfad unten am Fluss, der zu Moses Hütte führt. Mit dem Auto dauerte es länger. Wir mussten eine ziemliche Strecke zurücklegen. Anfangs saßen Mose und Daddy nur schweigend da, dann fingen sie an, sich über das Fischen zu unterhalten. Erst als wir auf der Straße der Prediger waren und in der Nähe des Pfades, kam das Gespräch wieder auf den Mord.
»Ist jetzt alles wieder gut, Mister Jakob?«
»Du machst einfach weiter wie bisher, Mose. Ich habe die Börse. Du hast mir gesagt, was du wusstest. Es tut mir leid, dass ich dich da hineingezogen habe.«
»Na ja, ich schätze, Sie mussten das tun.«
»Es tut mir leid, dass ich dich bei Bill untergebracht habe.«
»Er war ganz in Ordnung. Bis auf diese Kette. Er hat mir gut zu essen gegeben, aber den ollen Pott da, den hat er nicht so oft geleert, wie er gesagt hat.«
»Das dachte ich mir«, sagte Daddy.
Wir bogen in den Pfad ein, der zum Fluss führte. Die Bäume standen dicht an dicht, Zweige hingen auf das Autodach herunter und hüllten uns in Schatten. Daddy musste langsam und vorsichtig fahren, denn der Weg war voller Löcher und rutschig von vermoderten Blättern.
Wir fuhren eine Weile weiter, ließen dann das Auto stehen und gingen mit Mose hinunter zum Fluss, zu seiner Hütte. Ein kalter Wind blies vom braunen schäumenden Fluss herüber, das tat gut, aber der Wind trug einen schwachen Geruch von Verwesung mit sich.
»Sie müssen mal wieder zum Fischen herkommen, Mister Jakob«, sagte Mose.
»Ist schon ’ne Weile her.«
»O ja, das ist es. Wissen Sie noch, die ollen Davisbrüder? Wie die hier den Fluss vergiftet haben mit grünen Walnüssen und die Barsche von starben, sogar welche von den großen ollen Welsen?«
»Das weiß ich noch.«
»Sie sind sehr wütend geworden, Mr. Jakob. ›Das ist eine miese Art zu fischen‹, haben Sie gesagt, und dann haben Sie einen von denen verprügelt. Wissen Sie das noch?«
»Sicher.«
»Sie und ich, wir haben nie grüne Walnüsse benutzt oder Dynamit, so was haben wir nicht getan.«
»Nein, das haben wir nicht, Mose. Wir haben gefischt, wie man fischen sollte. Mit Stock, Leine, Haken und Geduld.«
»Ja, Sir, so haben wir’s gemacht. Die Davisbrüder sind mit ihrem Boot gekentert, der eine ist ertrunken und den andern hat eine Schlange gebissen.«
»Hab ich von gehört.«
»Das hat doch was, wie, Mister Jakob?«
»In der Tat.«
»Und jetzt, jetzt gibt’s keine Davisbrüder mehr.«
Wir begleiteten ihn zu seiner Hütte. Er humpelte. Als wir ankamen, stieß er die unverschlossene Tür auf. Drinnen sah es nicht besser aus als in Mr. Smootes Scheune, aber es stank nicht so, und es gab nicht so viele Fliegen. Es war nur ein Raum mit einem Fenster neben der Tür und einem auf der gegenüberliegenden Seite. Keines der Fenster war aus Glas, in den Rahmen war nur dünnes gelbes Ölpapier, das das Licht durchließ.
Mose ging hinein, wir blieben in der Tür stehen.
»Wirst du zurechtkommen, Mose?«, fragte Daddy.
»Ja, Sir, Mister Jakob.«
»Hast du was zu essen?«
»Ich hab ein paar Dosen hier. Und ich geh mir auch noch was fischen.«
Mose nahm eine kleine Dose vom Regal und öffnete sie. Er steckte seinen Finger in ein schwarzes Zeug, das sich darin befand, beugte sich vor und schmierte es auf die Stelle, wo die Kette in seinen Knöchel geschnitten hatte. Es war
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