Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms
entlang. Toby war schwer, und ich bemühte mich, ihn nicht zu sehr an mich zu pressen – aber ich hatte zu viel Angst, um ihn richtig zu halten. Er jaulte leise.
Nachdem wir ein gutes Stück gegangen waren, wurde der Weg dunkler, die Äste der Bäume hingen tief hinab und sahen im Mondlicht aus, als umschlängen sie den Boden in einer dunklen Umarmung.
»Wenn es uns angreifen wollte«, sagte ich, »dann wäre das hier wohl der geeignete Ort dafür.«
»Dann lass uns da nicht langgehen.«
»Willst du noch mal über die Brücke?«
»Lieber nicht.«
»Dann gehen wir besser weiter, und zwar schnell. Vielleicht folgt er uns.«
»Hast du die Hörner auf seinem Kopf gesehen?«
»Ja, irgendetwas habe ich da gesehen. Am besten, wir tauschen, bis wir hinter der Weggabelung da vorne sind. Du trägst Toby, und ich nehme das Gewehr.«
»Aber ich mag das Gewehr.«
»Ja, aber im Gegensatz zu dir kann ich es benutzen, ohne dass es mich umwirft. Außerdem habe ich die Patronen.«
Tom überlegte. »Okay«, sagte sie.
Sie legte das Gewehr auf den Boden, und ich legte Toby in ihre Arme. Ich nahm das Gewehr, und wir gingen auf die dunkle Kurve zu, die der Weg vor uns bildete.
Wir gingen durch tiefe Schatten, nichts tat sich, aber als wir den vom Mond beleuchteten Teil des Pfades fast erreicht hatten, hörten wir etwas im Gestrüpp. Es war dasselbe Geräusch, das wir hinten bei der wilden Hecke gehört hatten. Es verfolgte uns wieder.
Als wir den helleren Teil des Weges erreicht hatten, fühlten wir uns etwas besser, aber dafür gab es eigentlich keinen Grund. Es war nur ein Gefühl. Das Mondlicht änderte gar nichts. Ich guckte über die Schulter, in die Dunkelheit, die wir gerade hinter uns gelassen hatten – und in der Mitte des Weges, verhangen von Schatten, konnte ich es sehen.
Es stand da.
Es sah uns an.
Ich sagte Tom nichts davon. Stattdessen sagte ich: »Du nimmst jetzt das Gewehr, und ich trage Toby. Und dann rennst du zur Straße, so schnell du kannst.«
Tom war nicht dumm; sie sah das Entsetzen in meinen Augen. Sie drehte sich um und sah hinein in die Schatten hinter uns. Sie sah es auch. Es ging schräg in den Wald hinein. Sie drehte sich wieder zu mir, gab mir Toby, nahm das Gewehr und rannte davon wie ein verbrühter Affe.
Ich rannte hinter ihr her, der arme Toby wurde durchgeschüttelt, die toten Eichhörnchen schlugen gegen meine Beine. Toby winselte, jammerte und jaulte. Der Weg wurde breiter und das Mondlicht heller. Der rote Lehm der Straße lag vor uns. Wir stürzten uns darauf und schauten uns um.
Schatten und Mondlicht. Bäume und der Pfad.
Nichts war hinter uns her. Es war still im Wald.
»Ist es jetzt vorbei?«, fragte Tom.
»Ich glaube schon. Er kommt nicht auf die Straße.«
»Und wenn doch?«
»Nein, das kann er nicht … glaube ich.«
»Glaubst du, er hat die Frau getötet?«
»Ich schätze, ja.«
»Aber warum sah sie so aus, so … wie sie eben aussah?«
»Tote sehen immer etwas aufgedunsen aus, das weißt du doch.«
»Aber warum war sie überall zerschnitten? Sind das seine Hörner gewesen?«
»Ich weiß es nicht, Tom.«
Wir gingen die Straße hinunter, und sehr spät, nach vielen Pausen und nachdem wir Toby geholfen hatten, sein Geschäft zu verrichten, indem wir seinen Schwanz und seine Beine hochgehalten hatten, zu der Zeit, als die Nacht am tiefsten war, kamen wir nach Hause.
3.
Es war nicht gerade eine freundliche Begrüßung. Der Himmel hatte sich bewölkt, das Mondlicht war schwächer geworden. Man konnte die Zikaden und Frösche unten am bewaldeten Ufer des Flusses hören. Als wir mit Toby in den Hof kamen, hörten wir Daddys Stimme in der Dunkelheit. Eine Eule flog auf, ihre Silhouette zeichnete sich am blassen Himmel ab.
»Ich sollte euch windelweich prügeln«, sagte Daddy.
»Ja, Sir«, sagte ich.
Daddy saß auf einem Stuhl unter der Eiche im Hof, der Eiche, unter der wir im Sommer alle zusammen saßen, Erbsen schälten und uns unterhielten. Er rauchte seine Pfeife, eine Angewohnheit, an der er später einmal sterben sollte. Ich sah das Glimmen, als er die Streichholzflamme in den Tabak einzog. Der Geruch der Pfeife war holzig und säuerlich. Wir gingen zu ihm hinüber und stellten uns neben die Eiche, nahe an seinen Stuhl.
»Eure Mutter ist ganz krank vor Sorge um euch«, sagte er. »Harry, du solltest wirklich wissen, dass man nicht so lange draußen bleibt, und dann auch noch mit deiner kleinen Schwester. Es ist deine Pflicht, auf sie aufzupassen.«
»Ja,
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