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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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drei Hexen das hörten, riefen sie klagend: ›O weh! O weh, unser Vater ist tot!‹ Sie rissen der Königin das Totenhemd aus den Händen und liefen aus dem Haus.
    Von diesem Tag an hat kein Mensch die Hexen mehr gesehen, und wenn doch, dann habe ich nichts davon erfahren.«
    Dieda verstummte, und nach einem langen Schweigen, während der Wind um das Haus heulte und der Regen auf das Dach trommelte, sagte Miellyn: »Caillean hat mir vor langer Zeit eine ähnliche Geschichte erzählt und gesagt, das Totenhemd sei der Schlüssel zum Leben. Hast du die Geschichte von ihr?«
    »Nein«, erwiderte Dieda. »Mein Vater hat sie mir erzählt, als ich noch ein kleines Mädchen war. Ich habe die Geschichte nie vergessen.«
    »Das werden wir auch nicht«, murmelten die anderen Frauen und gingen schlafen.

13. Kapitel
    Gaius berichtete Valerius, daß seine Nichte bei Eilan in Vernemeton gut aufgehoben war. Aber er hielt es für klüger, seinem Vater an diesem Vormittag nicht unter die Augen zu treten, damit er nicht auf den Gedanken kam, ihn mit Heiratsplänen zu bestürmen. Nach dem Wiedersehen mit Eilan war Gaius entschlossener denn je, keine Römerin zu heiraten.
    Mit dem Tod des Kaisers Titus und der Thronbesteigung des neuen Kaisers Domitian war vieles in Bewegung geraten. Gaius wußte sehr wohl, daß sein Vater sich überall nach möglichen Verbündeten umsah und mehr denn je darüber nachdachte, wen sein Sohn wann heiraten sollte.
    Deshalb ging er in die Stadt. Der Vormittag war warm und drückend gewesen. Aber nun zogen im Westen dicke dunkle Wolken auf, und ein kühler Windstoß fuhr ihm durch die Haare. Der geschwätzige Centurio hatte einmal mißmutig gesagt, in Britannien gebe es nur zwei Methoden, das Wetter vorauszusagen. »Wenn man die Berge sieht, dann wird es bald regnen, und wenn man sie nicht sieht, dann regnet es schon.« Der Centurio hatte geseufzt, denn er hatte Heimweh und sehnte sich nach dem blauen Himmel Italiens.
    Gaius holte tief Luft und freute sich über den frischen Wind. Als die ersten Regentropfen fielen, eilten die Römer so schnell wie möglich unter ein schützendes Dach. Nur ein Mann auf dem Platz blieb wie Gaius stehen und blickte zum Himmel auf.
    Es überraschte Gaius nicht, daß dieser Mann Cynric war.
    »Trinkst du einen Krug Wein mit mir?« fragte Gaius und deutete auf die Taverne, wo sie schon einmal gesessen hatten.
    Cynric schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Es wäre mir lieber, daß du sagen könntest, du hättest mich nicht gesehen, wenn man dich fragen sollte. Außerdem wäre es auch besser für dich, wenn du deinem Vater sagen könntest… oder jedem, der es wissen möchte… . daß du nicht allzuviel über mein Tun und Lassen weißt. Dann muß ich von dir nicht verlangen, daß du lügst. Und wenn du nichts weißt, brauchst du auch nicht lange zu überlegen, ob du lügen sollst.«
    Gaius zog erstaunt eine Augenbraue hoch. »Machst du Witze, Mann?«
    »Schön wär’s. Ich sollte nicht am hellichten Tag hier stehen und mich mit dir unterhalten. Aber wenn man uns sieht, dann kannst du wahrheitsgemäß sagen, daß wir uns zufällig begegnet sind.«
    »Mach dir keine Sorgen«, erwiderte Gaius und sah sich um. Ein kräftiger Wind trieb den Regen über den Platz. Staubwölkchen stiegen auf, während die Tropfen auf den Boden prasselten. »Alle guten Römer sind inzwischen in ihren Häusern und achten nicht auf zwei Narren, die im Regen stehen! Hör zu, Cynric, ich muß mit dir unbedingt über Eilan reden… «
    Cynric verzog das Gesicht. »Um alles in der Welt nur das nicht!« rief er. »Das war mein größter Fehler in diesem Jahr. Lhiannon war wirklich sehr verärgert.« Er lachte. »Na ja, es ist nichts Schlimmes geschehen, aber du darfst auf keinen Fall noch einmal versuchen, dich mit Eilan zu treffen.« Er blickte sich unruhig um. »Also, ich muß jetzt gehen. Selbst wenn du es dir leisten kannst, ich darf nicht mit einem Offizier in Uniform gesehen werden. Sollten wir uns noch einmal begegnen, dann wird es am besten sein, wenn du vorgibst, mich nicht zu kennen.« Als Gaius ihn verwirrt ansah, fügte er hinzu: »Ich werde es dir nicht übelnehmen. Hör zu, jemand ist dahintergekommen, daß ich noch immer zu den Raben gehöre. Sie sind der Meinung, daß ich bei den Hilfstruppen an einem hervorragenden Platz bin, um Aufruhr zu stiften, wenn die Zeit reif dazu ist. Deshalb haben sie mich geächtet. Ich darf mich im Umkreis von dreißig Meilen keiner römischen Stadt nähern. Man

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