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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ist, ist geschehen.« Caillean sah sie an. »Die Göttin wird dir nichts verübeln, was vor deinem Gelübde war.« Sie lächelte glücklich. »Ich habe Lhiannon endlich gesagt, was mir widerfahren ist, und genau das hat sie mir geantwortet. Eilan, ich bin von einer großen Last befreit, und eigentlich verdanke ich es dir. Wie froh bin ich, daß ich jetzt auch dir helfen kann.«
    »Manche Leute würden es nicht so sehen… «, murmelte Eilan.
    »Das soll nicht deine Sorge sein.«
    Caillean legte beide Hände auf Eilans Schulter und blickte sie an. Die dunklen Augen der Priesterin schimmerten so klar wie das heilige Wasser der Quelle, in dem sich die Vergangenheit und die Zukunft spiegelten.
    »Hör mir gut zu, meine kleine Schwester. Ich werde dir die Wahrheit über das eigentliche Geheimnis der Mysterien sagen. Alle Götter und alle Göttinnen sind eins. Das Licht der Wahrheit ist eins, aber wir sehen es als Licht, das durch Kristalle fällt und zu vielen Farben wird. In welcher Form die Männer und Frauen ihre Götter und ihre Göttinnen auch sehen, sie sind ein Teil der Wahrheit. Wir hier in Vernemeton haben die Freiheit, die Göttin in vielen Formen zu sehen und SIE mit vielen Namen anzusprechen, denn wir kennen das erste und größte aller Geheimnisse: Die Götter in all ihren Erscheinungsformen und Namen sind alle eins.«
    »Das heißt, die Götter der Römer sind dieselben Götter und Göttinnen, die wir verehren?«
    »Gewiß - und ihre Priester und Priesterinnen wissen ebenfalls darum. Wenn sie Altäre hier errichten, dann haben ihre heiligen Bildnisse und Statuen die Eigenschaften ihrer und unserer Götter. Wir in Vernemeton wissen jedoch auch, daß wir der Göttin in IHRER reinsten Form dienen, dem göttlichen Wesen in allen Frauen. Deshalb geloben wir, allen Frauen Mutter, Schwester und Tochter zu sein. Und deshalb sagen wir manchmal, daß wir das Antlitz der Göttin im Gesicht jeder Frau sehen.«
    Eilan ließ sich von Cailleans Begeisterung mitreißen, aber dann mischte sich Zorn in ihre Freude. Wenn das die Wahrheit war, weshalb durfte sie dann keinen Römer lieben? Warum sollte sie nicht versuchen, mit ihrer Liebe die Grenzen zu überwinden, die Römer und Britonen von der Wahrheit trennten?
    Caillean wußte, daß sie Gaius liebte. Wie konnte sie sagen, ihre Gefühle seien nicht mehr wichtig, wenn sie die Gelübde abgelegt hatte? Ihre Liebe zu Gaius war ein Teil von ihr und ebenso heilig wie die Ekstase, die sie manchmal überkam, wenn die Gegenwart der Göttin sie erfüllte, wenn IHRE Strahlen sie trafen wie das Licht des Mondes, der sich im heiligen See spiegelte.
    Caillean schien ihre unausgesprochenen Fragen zu verstehen. Sie lächelte und sagte leise: »Meine Worte können dir die Wahrheit nicht vermitteln, mein Kind. Das können Worte nicht. Die Wahrheit muß dein Leben sein, dann kann die Göttin sie dir ganz offenbaren.«
    Eilan nickte. Niemand würde ihr die Antwort geben, die sie nicht selber fand.
    »Was wird man von mir verlangen?« fragte sie leise.
    »Du mußt schwören, dein Leben lang keusch zu bleiben. Es sei denn, der Sommerkönig macht dich zur Geliebten und Mutter. Du mußt dich auch verpflichten, nie mit Uneingeweihten über die Geheimnisse des Heiligtums zu sprechen. Du gelobst, immer danach zu streben, dem Willen der Göttin zu folgen, und all jenen, die in IHREM Namen von dir verlangen, was IHREM Gesetz entspricht… oder dem Gesetz aller Göttinnen.«
    Caillean schwieg und sah Eilan abwartend an. Eilan spürte ihre Liebe für diese Frau, und sie dachte dankbar daran, wie sie in Vernemeton gelernt hatte, all die anderen Frauen und auch das Leben im Heiligtum zu lieben.
    Sie erwiderte den Blick der Priesterin und sagte feierlich: »Das alles werde ich bereitwillig schwören… «
    »Dann wirst du unter Beweis stellen, daß du gemeistert hast, was wir dich gelehrt haben, und dich der Prüfung unterziehen, mit der die Göttin zeigt, daß SIE dich in IHREM Schrein aufnimmt.«
    Sie machte eine Pause, damit Eilan ihren Worten folgen konnte, dann sagte sie: »Du verstehst, daß ich nicht über die Prüfung sprechen kann, denn für jede Anwärterin ist sie anders. Selbst wenn mein Gelübde es mir nicht verbieten würde, so könnte ich dir nicht mehr darüber sagen.«
    Eilan unterdrückte einen Schauer. Sie hatte Gerüchte gehört von Anwärterinnen, die die Prüfung nicht bestanden hatten und Vernemeton verlassen mußten. Aber noch schlimmer, einige waren spurlos verschwunden.
    Sie

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