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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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hören?«
    »Erzähl uns die Geschichte von der anderen Welt«, sagte Miellyn. »Sing uns das Lied, wie Bran, der Sohn von Febal, in das Land im Westen zog.«
    Teils erzählte Dieda, teils sang sie die Geschichte von Bran und seiner Begegnung mit dem Meeresgott Manannan, dem Gott der Täuschungen. Manannan verwandelte das Meer in einen Hain blühender Bäume, die Fische in zwitschernde Vögel, die Wellen in blütenübersäte Sträucher und alle Wassertiere in Schafe. Als Bran über Bord fiel, schlugen die Wellen über dem Schiff zusammen. Er wurde ans Ufer getragen, alle anderen ertranken.
    Die Frauen hörten wie kleine Kinder gebannt zu, und sie wollten unbedingt noch eine Geschichte hören.
    »Erzähl uns die Geschichte von dem König und den drei Hexen«, rief eine der Frauen, und Dieda begann mit den Worten, die am Anfang jeder Geschichte stehen: »Es war einmal vor langer, langer Zeit. Damals war das Leben noch schöner als heute, denn es standen noch mehr Tore zwischen den Welten offen. Und wenn ich jetzt in der anderen Welt wäre, dann könnte ich nicht hier sein… Zu einer Zeit also, von der auch der älteste Großvater nicht mehr berichten kann, lebten in einem Haus am Rand der Unterwelt ein König und seine Königin… «
    Dieda erzählte, wie eines Abends… »Es war am Vorabend von Samhain, die Tore zur Unterwelt offenstanden. Und in dieser Zeit zwischen den Jahren, zwischen der Mitternacht des einen Jahres und dem Morgen des nächsten, erschienen am Tor drei Hexen. Die erste hatte einen Rüssel wie ein Schwein. Die Unterlippe hing ihr bis zu den Knien über dem Kleid. Die zweite hatte an beiden Seiten des Kopfs Lippen und einen Bart, der ihre Brüste verbarg. Die dritte war ein Ungeheuer und hatte nur einen Arm und nur ein Bein. Unter dem Arm trug sie ein Schwein, das so viel hübscher war als sie, so daß es ihm Vergleich zu ihr wie eine Prinzessin aussah.«
    Inzwischen mußten alle Frauen lachen. Selbst Dieda lächelte und erzählte weiter: »Und die drei Hexen kamen in die Halle und setzten sich auf die drei erhöhten Sitze am Feuer. Für den König und die Königin gab es keinen Platz mehr, und sie mußten sich an die Tür setzen.
    Die erste Hexe, die mit der langen Unterlippe, sagte: ›Ich habe Hunger. Was gibt es hier zu essen?‹ Und eiligst wurde für die Hexe ein Topf Brei gekocht. Sie aß den ganzen Topf leer, der mehr als ein Dutzend Männer satt gemacht hätte. Aber die Hexe schrie: ›Ihr seid geizig. Ich habe noch Hunger!‹
    In dieser besonderen Nacht darf einem Gast kein Wunsch versagt werden. Deshalb half die Königin ihren Mägden, noch mehr Brei für die Gäste zu kochen, und sie schob auch noch Haferkuchen in den Ofen. Aber soviel sie den Hexen auch vorsetzten, sie riefen immer wieder verdrießlich: ›Wir sind noch hungrig.‹
    Dann beschwerte sich die zweite Hexe, die mit dem Bart: ›Ich habe Durst.‹ Und als man ihr eiligst ein Faß Bier brachte, leerte sie es in einem Zug und rief rülpsend: ›Ich bin noch durstig!‹
    Und da bekamen sie es mit der Angst zu tun, denn es schien, als wollten die Hexen alle Vorräte für den Winter aufessen. Die Königin ging mit dem König hinaus, um sich mit ihm zu beraten. Was sollten sie mit ihren Gästen nur tun?
    Da erschien aus dem Reich der Feen einer der guten Geister und begrüßte die Königin freundlich.
    ›Alle Götter mögen dich segnen, gute Frau‹, sagte die Fee und fragte dann teilnahmsvoll: ›Weshalb weinst du?‹
    Die Königin berichtete von den drei häßlichen Hexen, die ihnen das Dach über dem Kopf wegaßen und sie am Ende um Haus und Hof und um das ganze Reich bringen würden. Die gute Fee hatte Mitleid mit der Königin und gab ihr einen guten Rat.
    Die Königin tat wie ihr geheißen. Sie ging in die Halle zurück und begann zu stricken.
    Die erste Hexe, die mit der langen Lippe, hörte auf zu essen, und fragte neugierig: ›Was machst du da, Frau?‹
    Und die Königin erwiderte: ›Ich stricke ein Totenhemd.‹
    Die zweite Hexe, die mit dem Bart, rülpste laut und hörte auf zu trinken. ›Für wen ist das Totenhemd, Frau?‹
    Die Königin antwortete: ›Für jemanden, der in dieser Nacht kein Dach über dem Kopf hat.‹
    Da küßte die dritte ihr Schwein und fragte: ›Und wann ist das Totenhemd fertig, Frau?‹
    ›Wenn es gebraucht wird‹, sagte die Königin und lächelte.
    In diesem Augenblick kam der König atemlos in die Halle und rief: ›Der schwarze Berg und der Himmel darüber stehen in Flammen!‹
    Als die

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