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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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könnte mich in die Bleiminen schicken oder mich noch schlimmer bestrafen, wenn das überhaupt möglich ist. Also dann, laß es dir gutgehen!«
    Cynric drehte sich um und ging davon.
    Gaius glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen, aber Cynric trug tatsächlich nicht mehr die Insignien Roms. Deshalb hatte er vermutlich auch so offen mit ihm gesprochen. Gaius hätte gerne weiter mit ihm geredet, aber es fiel ihm nichts ein. Er stand nur sprachlos da und sah, wie sein Freund in einer Gasse verschwand.
    Es regnete inzwischen in Strömen, aber Gaius unterdrückte den Impuls, Cynric zu folgen. Er mußte zugeben, daß Cynric recht hatte. Hier, in aller Öffentlichkeit, setzten sie sich großen Gefahren aus, und Gaius wußte inzwischen, was es für einen Mann bedeutete, in die Bleiminen geschickt zu werden. Selbst wenn Cynric ein Feind Roms war, wäre ihm selbst ein schneller Tod eher zu wünschen gewesen, als dorthin verbannt zu werden.
    Versuch auf keinen Fall, Eilan noch einmal zu sehen.
    Cynrics Worte hallten in ihm nach. War es wirklich das Ende? Wie konnte er sich gegen alle Vernunft an seine Liebe klammern? War es vielleicht nicht doch besser, einfach zu vergessen, daß es Eilan und ihre Familie je gegeben hatte?
    Als er sich schließlich den roten Mantel über den Kopf zog und zur Präfektur zurückging, kamen die Tropfen, die über seine Wangen liefen, nicht nur vom Regen.

    Caillean blieb am Eingang der großen Halle stehen. Das Lachen und Reden der vielen Frauen, das ihr entgegenschlug, ließ sie zusammenzucken. Unwillkürlich legte sie die Hand auf die Ohren. Sie hatte vergessen, welchen Lärm Priesterinnen machen konnten, wenn sie abends zusammensaßen. Im ersten Augenblick wollte sie umkehren und zurück in die Einsamkeit fliehen, in die Stille der Hütte im Wald.
    »Oh, du bist wieder da… «, sagte Dieda, die sie als erste bemerkte. »Nach dem, was Lhiannon dir angetan hat, ist das wirklich erstaunlich. Da du uns endlich losgeworden warst, dachte ich, du würdest im Wald bleiben!«
    »Und warum bist du immer noch hier?« erwiderte Caillean auch nicht gerade freundlich. »Der Mann, den du liebst, ist wieder im Norden, und die Römer haben ihn geächtet. Ist dein Platz nicht an seiner Seite?«
    Diedas Gesicht wurde flammend rot vor Zorn, aber dann wirkte sie eher verzweifelt.
    »Glaub ja nicht, ich wäre noch hier, wenn er mich aufgefordert hätte, ihm zu folgen«, erwiderte sie bitter. »Aber seine Liebe gehört der Göttin der Raben. Und wenn ich bei dem Mann, den ich liebe, nicht die einzige und erste bin, dann werde ich mein Gelübde ablegen und auf alle Männer verzichten!«
    Sie senkte die Stimme, als einige der Frauen sich nach ihr umdrehten. Caillean sah sie gegen ihren Willen verständnisvoll an. Wieder einmal war sie froh, daß sie nie in Versuchung geraten war, sich in einen Mann zu verlieben.
    »Caillean!« Eilid eilte zu ihr. »Ich hatte gehofft, daß du heute zurückkommst. Lhiannon ist in ihrem Haus. Du solltest sofort zu ihr gehen. Sie beklagt sich zwar nie, aber ich weiß sehr wohl, wie sie dich vermißt.«
    Warum auch nicht? Sie hat mich schließlich in den Wald geschickt!
    Caillean lächelte trocken, als sie sich auf den Weg zu Lhiannons Haus machte. Sie zog das Umschlagtuch über den Kopf, denn es regnete wieder.
    Wie immer, wenn sie Lhiannon nach einer Zeit der Abwesenheit wiedersah, erschrak sie über die Zartheit der Hohenpriesterin.
    Wie lange wird sie noch leben?
    Besorgt sah sie Lhiannon an. Sie wirkte keineswegs krank, aber zunehmend durchsichtiger. Als erfahrene Priesterin wußte Caillean, daß Lhiannon von einem inneren Feuer verzehrt wurde.
    »Mutter, ich bin wieder hier«, sagte sie leise. »Wolltest du mich sprechen?«
    Lhiannon hob den Kopf, und Caillean sah Tränen in ihren Augen.
    »Ich habe auf dich gewartet«, erwiderte sie kaum hörbar. »Wirst du mir verzeihen?«
    Caillean nickte. Sie mußte schlucken, als sie schnell durch den Raum ging und neben dem Lehnstuhl der Hohenpriesterin niederkniete.
    »Was gibt es da zu verzeihen?« fragte sie mit erstickter Stimme und legte den Kopf auf Lhiannons Knie. Ihre Tränen begannen zu fließen, als sie spürte, wie Lhiannon ihr über die Haare strich.
    »Ich hätte nie Priesterin werden dürfen. Ich habe dir so viel Kummer bereitet!«
    Durch die zarte Berührung brach eine Wand in sich zusammen, die bereits rissig geworden war, als sie Eilan ihr Herz ausgeschüttet hatte.
    »Ich habe nie gewagt, es dir zu sagen«, flüsterte Caillean,

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