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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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auf und sah Eilan ernst an. »Aber ich rate dir, mein Kind, ehe du so etwas noch einmal tust, denke daran, daß eine andere für dich bestraft wurde. Eilan, du bist jung. Und in deinem Alter ist man leider oft viel zu leichtsinnig.«
    »Du willst sie bestrafen? Aber das ist doch nicht gerecht! Was willst du tun?« fragte Eilan erschrocken.
    »Ich werde sie nicht schlagen… . wenn du das meinst«, erwiderte Lhiannon und lächelte. »Selbst als sie noch ein kleines Mädchen war, habe ich sie nie geschlagen. Vielleicht hätte ich es tun sollen. Sie soll ihre Strafe selbst bestimmen.«
    »Aber Mutter«, widersprach Eilan, »du hast mir aufgetragen, die Angehörigen des Mädchens ausfindig zu machen.«
    »Ich hatte dir nicht aufgetragen, mit einem römischen Offizier darüber zu sprechen«, erwiderte Lhiannon unwillig.
    Aber wer sonst hätte mir etwas über Valerias Onkel in der Präfektur der Legion sagen können?
    Eilan preßte die Lippen zusammen und unterdrückte die Frage. Sie wußte, der eigentliche Grund für das Treffen war natürlich Gaius gewesen, und das durfte sie niemandem eingestehen. Also mußte sie mit schlechtem Gewissen schweigen.

    Später ging sie zu Caillean und sprach mit ihr unter vier Augen.
    »Lhiannon hat mir gesagt, daß sie dich bestrafen will. Kannst du mir verzeihen? Wird die Strafe schlimm sein? Sie hat aber gesagt, sie wird dich nicht schlagen… «
    Caillean lachte. »O nein, das tut sie bestimmt nicht, mein Kind.« Dann fügte sie ruhig hinzu: »Im Wald steht ein kleines Haus. Dorthin wird sie mich vermutlich schicken, damit ich über mein Vergehen nachdenken kann, während ich das Unterholz lichte, Unkraut jäte und das Haus wieder in Ordnung bringe. Das empfinde ich nicht als Strafe. Vielleicht ist es Lhiannon nicht bewußt, aber für mich ist es besonders schön, mit meiner Musik und meinen Gedanken allein zu sein. Du brauchst nicht zu fürchten, daß es mir schlechtgeht.«
    »Du willst ganz allein im Wald sein? Hast du denn keine Angst?«
    »Wovor sollte ich Angst haben? Vor Bären und Wölfen? Vor herumziehenden Männern?« Sie schüttelte den Kopf und legte Eilan den Arm um die Schulter. »In diesem Teil der Welt gibt es keine Bären mehr. Die letzten hat man vor über dreißig Jahren gefangen. Wann sieht man auf dem Markt noch ein Wolfsfell? Und was die Männer angeht, du weißt, daß ich jeden Mann in die Flucht schlagen kann. Nein, ich habe keine Angst.«
    »Ich hätte Angst«, erwiderte Eilan bedrückt.
    »Bestimmt. Aber ich bin gern allein. Dann kann ich singen, soviel ich möchte, ohne daß mich jemand stört. Glaube mir, ich bin dort draußen in dem kleinen Haus glücklich und zufrieden«, sagte Caillean. »Über diese Strafe… wenn man es so bezeichnen möchte… beklage ich mich nicht.«
    Eilan schwieg. Sie wußte, wenn sie und Dieda anstelle von Caillean Dienst bei der Hohenpriesterin übernehmen mußten, dann würden sie es gerne tun. Auch das war keine schwere Bürde. Sie liebte Lhiannon und verehrte sie - auch Dieda liebte sie, daran zweifelte Eilan nicht. Aber Caillean würde ihr fehlen.
    Eine andere Frau als Lhiannon hätte sie vermutlich beide bestraft. Deshalb fühlte sich Eilan schuldig. Trotzdem bedauerte sie das Zusammentreffen mit Gaius nicht. Sie wünschte nur, daß sie ihm etwas von ihren wahren Gefühlen und Gedanken hätte vermitteln können. Nichts von dem, was ihr auf dem Herzen lag, hatte sie gesagt. Aber wenn Caillean oder eine andere Priesterin sie gefragt hätte, was das sei, dann wären ihr die Worte nicht über die Lippen gekommen.

    Caillean verließ Vernemeton, ohne daß jemand sie zu vermissen schien. Eilan stellte zu ihrer Überraschung fest, daß keine der anderen Frauen eine besonders enge Beziehung zu Caillean hatte. Nur Miellyn und Eilid schienen sie wirklich zu mögen… und natürlich Lhiannon.
    Das Wetter schlug um, als der Sommer zu Ende ging und der Herbst nahte. Kurz vor der Tagundnachtgleiche setzte Regen ein.
    Die Priesterinnen im Haus der jungen Frauen saßen um das Feuer. Eilan dachte an Caillean, die noch immer allein im Wald war. Sie fragte sich besorgt, ob das Dach der Hütte wasserdicht war. Würde Caillean bei dem naßkalten Wetter frieren und möglicherweise sogar krank werden? Wie ertrug sie die Einsamkeit und die Stille?
    Eilans gedrückte Stimmung schien ansteckend zu sein, und deshalb forderten sie Dieda auf, etwas zu singen oder ihnen eine Geschichte zu erzählen.
    »Warum nicht?« antwortete Dieda. »Was wollt ihr

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