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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Katastrophen und Verstrickungen konnten etwas daran ändern.
    Eilan hörte die Worte des Rituals, als sei es ein Traum. Sie legte ohne Zögern ihr Gelübde ab, denn das wichtigste Versprechen, das alle anderen umfaßte und das über ihnen stand, hatte sie bereits der Göttin in der anderen Welt gegeben. Das Blut glühte noch in ihren Adern und das Licht der Göttin leuchtete aus ihren Augen, als Eilan die Nadel spürte, mit der ein blauer Halbmond auf ihre Stirn tätowiert wurde. Durch dieses Zeichen war sie für alle Menschen sichtbar zur Priesterin geweiht.

14. Kapitel
    In Vernemeton gehörte es zur Regel, daß Priesterinnen, die ihr Gelübde abgelegt hatten, eine Zeitlang in strenger Klausur blieben.
    Eilan war dankbar dafür. In den Tagen nach der Einweihung war sie so erschöpft wie Lhiannon nach einem Ritual, bei dem sie das Orakel der Göttin war. Aber auch als sie sich körperlich erholt hatte, blieb ihre Konzentration nach innen gerichtet, denn sie versuchte, mit dem Verstand zu begreifen, was geschehen war.
    Manchmal schienen ihr die Worte des Merlin völlig unfaßlich und eher wie ein wahnwitziger Traum, der aus ihrer nichterfüllten Liebe zu Gaius geboren worden war.
    Als sich dann die Priesterinnen in der frostkalten Nacht versammelten, um den Wintermond zu begrüßen, fühlte sich Eilan wieder von allen Zweifeln befreit. Ihre Freude und ihr Glück beflügelten sie, und sie ließ sich von den Stimmen der Priesterinnen hoch emportragen. Das Mondlicht brannte in ihr mit einer silbernen Flamme; und sie wußte, daß all das, was sie erlebt hatte, kein Traum gewesen war.
    Manchmal stellte Eilan fest, daß Caillean sie nachdenklich betrachtete. Aber selbst dann, als sie von ihr in die Geheimnisse der Druiden eingeweiht wurde, die über das Meer gekommen waren - dieses Wissen durfte nur an geweihte Priesterinnen weitergegeben werden -, hatte Eilan nicht das Gefühl, über den Merlin sprechen zu können und über den schicksalhaften Weg, den er ihr gezeigt hatte. Sie verstand immer besser, daß das Mysterium und alles, was eine Priesterin in der Ekstase erlebte, nur für sie selbst bestimmt waren.
    Und so verging der dunkle Winter, bis schließlich im Frühling die Tage wieder länger wurden. Das Zeichen der Göttin auf Eilans Stirn, der blaue Halbmond, war verheilt.

    Gaius saß auf der Bank im Amtszimmer seines Vaters in Deva. Er atmete tief die frische Luft ein, die durch das offene Fenster hereindrang, und überlegte, wie schnell er von hier wegkommen würde. Der Frühling zeigte sich mit unaufhaltsamer Macht auf den Feldern und in den Wäldern. Gaius roch sehnsüchtig den Duft der Apfelblüten und mußte an Eilan denken.
    »Die meisten Männer werden ihren Urlaub an den Floralia nehmen. Aber ich möchte nicht, daß zu viele meiner Offiziere gleichzeitig weg sind.«
    Die Stimme seines Vaters schien aus weiter Ferne zu kommen. »Wohin willst du in deinem Urlaub gehen?«
    »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht«, erwiderte Gaius. Viele der Offiziere nutzten ihre freie Zeit, um zu jagen. Aber je älter Gaius wurde, desto weniger fand er Spaß daran, Tiere einfach zu seinem Vergnügen umzubringen. Er verzog mißmutig das Gesicht. Wohin sollte er schon gehen?
    »Du könntest doch den Prokurator besuchen«, schlug sein Vater vor. »Du kennst seine Tochter noch nicht.«
    »Wenn die Götter mir gnädig sind, werde ich sie auch nie kennenlernen.«
    Gaius war schlagartig wieder in der Gegenwart und richtete sich mißtrauisch auf. Sein Vater sah ihn verärgert an.
    »Also, was könnte ein solcher Besuch schon schaden?« Macellius ließ nicht locker, aber er mäßigte sich bewußt. »Schau dir das Mädchen doch einmal an. Was ist schon dabei? Sie heißt, wie du weißt, Julia und ist bereits fünfzehn.«
    »Vater, ich weiß, daß sie im heiratsfähigen Alter ist. Glaubst du, ich bin auf den Kopf gefallen?«
    Sein Vater lächelte. »Ich habe kein Wort davon gesagt, daß du sie heiraten sollst.«
    »Das mußt du auch nicht«, erwiderte Gaius verärgert. Wenn er nicht Eilan haben durfte, dann sollte er verflucht sein, wenn er irgendeine andere Frau heiraten würde - und erst recht keine, die sein Vater für ihn ausgesucht hatte.
    »Du mußt doch nicht gleich so heftig werden«, sagte sein Vater. »Ich habe jedenfalls daran gedacht, für ein paar Wochen nach Londinium zu reiten, und ich… «
    »Ich werde nicht nach Londinium gehen!« erklärte Gaius entschlossen. Er würde keine Rücksicht auf die Gefühle seines

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