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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Männer, die die Göttin nicht fürchten, es wagen, für SIE zu sprechen… «
    Ardanos schluckte die Erwiderung, die ihm auf der Zunge lag, und wandte sich an Lhiannon: »Also, ich glaube, es ist besser, du sagst mir jetzt, worum es geht.« Mit einem verkniffenen Blick auf Caillean fügte er hinzu: »Es ist mir klar, daß ich es von ihr nicht erfahren werde.«
    Ich hätte nicht kommen sollen! Sollen sie doch ihre Schwierigkeiten selbst lösen…
    Der Statthalter der Provinz kämpfte in Caledonien, und einige seiner Beamten nutzten die Abwesenheit Agricolas, um sich immer größere Freiheiten zu erlauben. Ardanos mußte jederzeit für seine Informanten erreichbar sein, um im Notfall seine Verbindungen unter den Römern spielen zu lassen, wenn die Übergriffe zu weit gingen.
    Lhiannon hustete. Sie brachte kein Wort über die Lippen. Erst nach einer Weile sagte sie leise und in großer Atemnot: »Wir versuchen… . dir zu sagen… also, Eilan ist schwanger… Der Mann ist der Sohn des Präfekten… und wir wissen nicht, was wir jetzt tun sollen.«
    Ardanos blickte sie ungläubig an. Dann fragte er Eilan: »Ist das wahr?«
    Eilan erwiderte kaum hörbar: »Ich sage immer die Wahrheit.«
    »Ja«, brummte Ardanos, und seine Gedanken überschlugen sich. »Das kann ich bestätigen. Eine Lügnerin bist du nicht.«
    Sie sieht mich so vorwurfsvoll an, als hätte ich nicht das Recht, etwas von ihrer Schwangerschaft zu erfahren.
    Caillean trat zu Eilan und legte ihr schützend den Arm um die Schulter. Als Ardanos es sah, stieg Zorn in ihm auf.
    Was bilden sie sich ein! Soll ich Eilan loben und vielleicht auch noch als werdende Mutter beglückwünschen? Die dummen Gänse haben keine Ahnung, was diese Torheit auslösen kann!
    Ardanos war klug. Er würde sich nicht aus der Fassung bringen und eine Schwäche erkennen lassen. Aber er kannte die ungeschminkte Wirklichkeit. Die Römer gewährten Vernemeton in erster Linie deshalb Schutz, weil sie die Priesterinnen ihren Vestalinnen gleichsetzten. Das Heiligtum konnte nur überleben, wenn das Gebot der Keuschheit beachtet wurde! Hatten diese Frauen das immer noch nicht verstanden?
    »Was soll ich dazu sagen?« Er legte in seine Worte das ganze Gewicht seiner Autorität. »Ihr kennt die Strafe so gut wie ich. Wenn eine geweihte Priesterin mit einem Mann schläft, der nicht der heilige König ist, muß sie sterben.«
    Sterben…
    Die einsetzende Stille, die nicht einmal von einem Atemzug unterbrochen wurde, wirkte beängstigend. Lhiannon stieß schließlich einen leisen Klageruf aus. Sie richtete sich auf, rang nach Luft und sank in Cailleans Arme, die sofort an ihre Seite geeilt war.
    »Du herzloser alter Mann!« stieß Caillean leise hervor, »wenn man sich vorstellt, daß sie darauf bestanden hat, mit dir darüber zu reden! Wenn ich etwas zu sagen hätte, dann hättest du nichts davon erfahren!«
    Sie drückte Lhiannon besorgt an sich und fühlte den Puls am Hals.
    »O Göttin! Ihr Herz schlägt kaum noch!« Sie hielt den Atem an, lauschte und flüsterte dann: »Aber du hast sie nicht ganz umgebracht… diesmal noch nicht.«
    Lhiannon stöhnte und kam langsam wieder zu sich. Caillean sagte: »Du weißt doch, daß sie ein schwaches Herz hat! Wage das nicht noch einmal!«
    Ardanos beugte sich erschrocken über die Hohepriesterin. »Das war nur ein Schwächeanfall. Sie wird sich erholen.« Aber in Wirklichkeit war er bei der Vorstellung, daß Lhiannon hätte sterben können, in Panik geraten.
    »Ich wollte das bestimmt nicht… «, fügte er leise hinzu.
    Er half Caillean, Lhiannon auf das Bett zu legen, und staunte, wie leicht sie war. Behutsam schob er ihr ein Kissen unter den Kopf, damit sie besser atmen konnte. Caillean zählte ein paar Tropfen aus einem Tonfläschchen ab und verdünnte sie mit Wasser. Dann setzte sie den Becher an Lhiannons Lippen. Ardanos sah mit angehaltenem Atem zu, wie die Hohepriesterin mühsam trank. Es dauerte nicht lange, bis sie die Augen wieder aufschlug.
    Ihre Augen sind noch immer schön, selbst jetzt, da sie der Schmerz überschattet.
    Er mußte sich eingestehen, daß seine Trauer bei ihrem Tod sehr groß sein würde…
    Doch seine persönlichen Gefühle durften ihn nicht daran hindern, das zu tun, was er tun mußte.
    »Gibt es keine andere Möglichkeit?« fragte Lhiannon leise.
    Ardanos blickte finster auf Eilan, die zusammengekauert auf dem Hocker saß und die Fingerknöchel an den Mund preßte.
    »Ich würde nicht anders entscheiden, wenn es meine

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