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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Eilan nicht vergessen, daß Ardanos bislang die Drohung, sie mit dem Tod zu bestrafen, nicht zurückgezogen hatte. Dieda war als einzige Priesterin in das Geheimnis eingeweiht worden, und Eilan hatte den Eindruck, daß sie seitdem von ihr kaum verhüllte Verachtung zu spüren bekam.
    Nur Caillean blieb unverändert freundlich und verständnisvoll. Aber Caillean gehorchte stets dem Gesetz ihres Gewissens, und wenn Eilans Ängste anfingen, sie zu bedrohen, dann fand sie Trost in der Gewißheit, daß sie sich auf Caillean wirklich verlassen konnte.
    Eilan wußte nicht, wann - und ob überhaupt - sie Gaius wiedersehen würde. Sie klammerte sich jedoch an die Hoffnung, daß er eines Tages wieder da sein werde. Von Ardanos wußte sie, daß Gaius sich in Londinium aufhielt. Das klang einleuchtend. Aber sie wollte dem Druiden nicht glauben, daß Gaius in aller Eile eine andere Frau hatte heiraten müssen. Gerade bei den Römern waren die Verhandlungen vor einer Heirat umständlich und zeitraubend. Darin unterschieden sie sich von den Sitten der Bewohner Albions.
    Ein Monat verging, und Caillean vollzog die Vollmondrituale. Trotz aller Pflege und Fürsorge ließ sich nicht länger leugnen, daß Lhiannon im Sterben lag. Ihre Füße und Beine waren so angeschwollen, daß es ihr unmöglich wurde, das Bett zu verlassen. Caillean pflegte sie mit ganzer Hingabe. Keine Mutter hätte sich eine bessere Tochter wünschen können. Aber das Wasser sammelte sich in ihrem Leib, und Lhiannon wurde immer schwächer. Caillean gab ihr regelmäßig Kräutertees zu trinken und sprach niedergeschlagen von Wassersucht. Einmal gingen sie weit in den Wald, um die kleinen violetten Blüten des Fingerhuts zu suchen, denn Caillean sagte, sie seien das Beste für ein schwaches Herz. Eilan kostete vorsichtig den Tee, den Caillean daraus bereitete. Er schmeckte so bitter wie der Tod.
    Aber auch dieser Tee half wenig. Lhiannon wurde Tag für Tag bleicher, hinfälliger und aufgedunsener.

    »Caillean… «
    Im ersten Augenblick glaubte sie nicht, etwas gehört zu haben, denn der Ruf war so schwach wie eine leichte Brise. Dann knarrte das Bett. Caillean drehte sich langsam um. Lhiannon hatte die Augen offen. Caillean versuchte, richtig wach zu werden, und zwang sich zu einem Lächeln.
    Das Gesicht der Hohenpriesterin war durch die Krankheit völlig ausgezehrt, so daß man die weißen Knochen mit erschreckender Deutlichkeit sah.
    Es ist fast vorbei. Bald ist sie erlöst.
    »Hast du Durst? Hier ist kühles Wasser, oder soll ich das Feuer wieder in Gang setzen und dir den Tee wärmen… ?«
    »Etwas Warmes… würde mir guttun… « Lhiannon atmete mühsam und flüsterte dann: »Du bist so gut zu mir, mein Kind.«
    Caillean schüttelte den Kopf. Als Zehnjährige hatte sie einmal Fieber gehabt, und damals hatte Lhiannon sie gepflegt. Sie war kaum noch am Leben gewesen, aber die Priesterin hatte sie mit ihrer Heilkunst wieder zurückgeholt. Ihre Eltern hätten sie sterben lassen, das wußte Caillean nur allzu gut. Ihre Gefühle für Lhiannon überstiegen alles - selbst Liebe und Haß. Wie sollte sie das je in Worte fassen? Wenn Lhiannon es nicht mit jedem Schluck schmecken konnte oder dem kühlenden Umschlag auf der Stirn spürte, dann würde sie nie darum wissen.
    »Ich glaube, einige werden sagen, du tust das, damit ich dich zu meiner Nachfolgerin mache… Frauen können manchmal ziemlich boshaft sein… . auch wenn sie Priesterinnen sind… Du bist eine größere Priesterin als sie alle zusammen… aber… «
    »Ich weiß… «, erwiderte Caillean und legte ihr die kühle Hand auf die Stirn. »Ardanos und die anderen Druiden würden es nicht ertragen, mich als die Hohepriesterin von Vernemeton zu sehen. Es ist mein Schicksal, immer im Schatten zu bleiben. Aber ich werde die Frau unterstützten, die hier an der Spitze steht. Und wenn die Göttin es will, dann wird es noch eine Weile dauern.«
    Wer weiß, wie lange ich dich überleben werde?
    Die seltsamen Blutungen hatten zwar aufgehört, aber Caillean litt unter einer grenzenlosen Müdigkeit. Manchmal hatte sie den Eindruck, in das Blei der Minen gehüllt zu sein.
    »Vielleicht… Mein Kind, glaube nicht, daß du alles weißt… Auch wenn viele es bezweifeln, aber mein Wissen stammt nicht nur von den Druiden… Ich sehe mit meinen eigenen Augen, wenn ich zwischen den Welten wandere… und ich habe dich mit den Insignien der Hohenpriesterin gesehen… ein Nebel, nicht von dieser Welt, hat dich umgeben und

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