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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Feuer geworfen worden war. Sie glaubte, noch immer den Duft der Blüten zu riechen. Langsam erinnerte sie sich an weitere Einzelheiten… der Wechselgesang der Priesterinnen und der Druiden… der silberne Mond… die vielen Menschen…
    Eilan wußte auch, daß Fragen gestellt worden waren, aber sie konnte sich an keine einzige Antwort erinnern. Aber was die Göttin auch gesagt haben mochte, das Volk schien zufrieden gewesen zu sein.
    Und die Göttin hat mich nicht bestraft! Zumindest diesmal nicht…
    Aber vielleicht würde SIE es noch tun. Eilans Magen war noch immer in Aufruhr. Sie hatte das Gefühl, geschlagen worden zu sein, und sie würde bestimmt noch einige Zeit große Schmerzen haben. Aber das Kind schien unversehrt. Das Leben in ihr hatte keinen Schaden genommen. Eilan hatte die Prüfung auf sich genommen und überlebt.
    »Wir wünschen unserer Hohenpriesterin eine gute Nacht«, hörte sie den Gruß der Frauen an der Tür.
    Unsere Hohepriesterin…
    Eilan lächelte. Ja, das Wunder war geschehen, sie war jetzt die Hohepriesterin von Vernemeton.

    Caillean ließ wenige Tage später Dieda in das Haus der Hohenpriesterin rufen. Eilan saß am Feuer. Sie wirkte blaß und erschöpft.
    »Es ist soweit, Dieda. Wir bitten dich jetzt, dein Versprechen zu halten. Eilan geht es wieder gut genug, daß sie Vernemeton verlassen kann. Sie wird sich in ein Versteck begeben, um das Kind zu bekommen.«
    »Das ist verrückt. Glaubt ihr wirklich, niemand wird die Täuschung durchschauen?« fragte Dieda kopfschüttelnd.
    »Seit Eilan Hohepriesterin geworden ist, war sie in völliger Klausur, und kaum jemand hat sie unverschleiert gesehen. Nur wenige werden mißtrauisch werden und Verdacht schöpfen. Wenn sie eine Veränderung bemerken, dann werden sie es mit den Nachwirkungen des Rituals in Verbindung bringen.«
    Cynric würde sich nicht täuschen lassen…
    Dieda sehnte sich nach ihm. Warum kam er nicht zu ihr und brachte sie fort von Vernemeton?
    Es war mehr als ein Jahr vergangen, seit sie etwas von ihm gehört hatte. Selbst wenn er um ihre Not wußte - würde er kommen, um ihr zu helfen?
    Dieda senkte den Kopf. Sie war den Tränen nahe.
    »Dein Vater ist dir dankbar«, sagte Caillean.
    Dieda zuckte zusammen, als hätte man sie geschlagen.
    Er hat allen Grund, dankbar zu sein! Wenn ich darauf bestanden hätte, Cynric zu heiraten, was wäre dann aus seinen schlauen Plänen geworden?
    »Dieda… « Eilan unterbrach das lange Schweigen. »Wir sind immer wie Schwestern gewesen. Wir gehören zu derselben Sippe. Deshalb bitte ich dich, hilf mir, denn auch du weißt, was Liebe ist… «
    »Ich war wenigstens nicht so dumm, mich einem Mann hinzugeben, der auf Nimmerwiedersehen verschwindet!« rief Dieda zornig. »Caillean hat mir geschworen, mich nach Eriu zu schicken. Ich frage dich, Schwester, was kannst du mir versprechen?«
    »Wenn ich die Hohepriesterin bleibe, werde ich versuchen, dir und Cynric zu helfen. Wenn mir das nicht gelingt, dann hast du das Wissen, um mich zu vernichten. Ist dir das genug?«
    »Das stimmt… «
    Dieda lächelte seltsam und sah ihre Zukunft in einem anderen Licht. Wenn sie ihr Studium bei den Druiden in Eriu beendet haben würde, dann besaß sie Fähigkeiten und ein Wissen, von dem sich diese frömmelnden Frauen hier nichts träumen ließen.
    Dieda wurde plötzlich bewußt, daß ihr eigentlich nur die engen Grenzen von Vernemeton so schwer zu schaffen machten. Wenn sie erst das wahre Wissen um Vergangenheit und Zukunft und damit die Macht besaß, dann konnte das Leben auch für sie wieder annehmbar werden.
    »Also gut, ich werde dir helfen«, sagte sie und reichte Eilan die Hand.

18. Kapitel
    Trotz der Schauergeschichten der Römer in Londinium über den Norden war der Weg durch das nördliche Albion am Ende des Sommers für einen gesunden jungen Mann keine große Härte. Es regnete nicht jeden Tag, und in der Luft lag der belebende Duft von Heu, das auf den Wiesen trocknete.
    Gaius ritt an der östlichen Seite von Albion durch ein Land, das immer einsamer und wilder wurde. Er betrachtete die Wälder und Berge mit militärischem Interesse, denn auf seinem letzten Feldzug waren sie durch Lenacum an der Westküste marschiert. Der Osten war für ihn neu. Der alte Capellus begleitete ihn wieder, und so lagen alle praktischen Dinge wie das Aufschlagen des Lagers und das Versorgen der Pferde in den geübten Händen des zuverlässigen Dieners. Da Gaius die Sprache der Stämme beherrschte, wurden sie immer

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