Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
gefährlich scharf. Die wilden Männer entwickelten in ihrer Kampfeswut eine unvorstellbare Kraft, mit der sie den Feind im ersten Augenblick lähmten.
    Die Trompeten der Römer bliesen zum Gegenangriff. Agricolas Mitte stürmte wie ein Keil vorwärts und erreichte den Feind.
    Gaius wußte, hier bei der Infanterie konnte er nicht viel ausrichten. Aber der General hatte ihm keine weiteren Befehle gegeben. Ohne nachzudenken, spornte er seinen Hengst an und jagte zur Reiterei an der rechten Flanke, um sich dort einzureihen. Über die Köpfe der Männer von den Hilfstruppen hinweg sah er den mörderischen Zusammenprall der beiden Fronten. Sie brachen aus, und es kam zu einem ungeordneten Handgemenge. Die Stammeskrieger konnten auf engem Raum nicht ihre langen Schwerter schwingen und gerieten aus dem Rhythmus ihrer Schläge.
    Aber die Batavier waren auf diese Art Nahkampf spezialisiert. Sie kämpften sich verbissen Schritt um Schritt vorwärts, stießen und schlugen mit ihren Gladii und zertrümmerten mit dem Buckel ihrer Schilde die Köpfe der Feinde.
    Es dauerte nicht lange, und aus den Reihen der Römer erhob sich Triumphgeschrei, denn die erste Linie des Feindes wich verwirrt zurück, und Agricolas Mittelfeld faßte auf den Hängen Fuß.
    Die Infanterie auf beiden Seiten versuchte langsam zu folgen. Doch die Streitwagen der Feinde erkannten die momentane Schwäche der Flanken und rasten über den unebenen Boden auf sie zu. Blitzschnell stürzten sie sich auf die Infanterie und wüteten unter den Legionären wie Wölfe in einer Schafherde. Sie griffen die Fußsoldaten mit Schwert und Spieß an. Jemand schrie den Männern zu, die Reihen zu schließen. Als das geschah, agierte die Front wie ein Netz, in dem sich die Streitwagen verfingen. Die Krieger und Pferde der Feinde wirbelten in heilloser Verwirrung durcheinander. Gaius sah plötzlich einen blau bemalten Riesen vor sich und stieß mit der Lanze zu.
    Dann ging alles zu schnell, um noch zu denken oder den Überblick zu bewahren. Gaius schlug zu und parierte, während der Kampf um ihn herum tobte. Ein Streitwagen flog auf ihn zu. Sein Hengst wich zur Seite, und er wurde heftig gegen den Sattelknauf gepreßt. Die Lanze wurde ihm aus der Hand gerissen, und er duckte sich blitzschnell, als ein Wurfspieß durch die Luft zischte. Er prallte klirrend gegen seinen Helm, verfing sich im Helmbusch und fiel zur Erde. Gaius verschwamm alles vor den Augen, und er wußte plötzlich, weshalb nur die Offiziere im Kampf einen Helmbusch hatten. Aber der Hengst war klüger als sein Reiter und trug ihn bereits aus der Gefahr.
    Einen Augenblick lang hatte Gaius Luft. Er sah, daß es den Streitwagen nicht gelungen war, die römischen Linien zu durchbrechen, und sie von den Römern in die Zange genommen wurden. Einer der Wagen schoß in atemberaubendem Tempo auf ihn zu. Aber das hölzerne Rad stieß plötzlich gegen einen großen Stein, und der Wagen drehte sich. Der Wagenlenker durchschlug die Zugriemen, die beiden Pferde rannten laut wiehernd davon zu den anderen, die in Panik über das Schlachtfeld stürmten und Freund und Feind über den Haufen rannten.
    Der Kampf war in vollem Gang. Auf den Hängen des Graupius schlugen in wilder Wut und Raserei die Kämpfer beider Seiten aufeinander ein. In ständig wechselnden Formationen ballten sie sich in Gruppen und zerstreuten sich wieder. Aber Gaius hatte den Eindruck, daß die Römer allmählich Boden gewannen.
    Unvermittelt schien ein Wurfspieß vor ihm aus der Erde zu schießen. Dahinter sah Gaius ein verzerrtes Gesicht. Sein Hengst stieg, als er den Schaft mit dem Schwert beiseite schlug und dann nach unten stach. Blut färbte die blauen Spiralen rot. Das Pferd machte einen Satz vorwärts, und das Gesicht war verschwunden. Gaius stach und schlug wie besinnungslos zu, ohne etwas Genaues zu sehen. Es war ein wildes, grausames Gemetzel.
    Als er wieder um sich blicken konnte, sah er, daß sie sich bereits auf dem eigentlichen Berg befanden. Von links hörte er lautes Geschrei. Die Caledonier, die den Kampf vom Gipfel aus beobachtet hatten, griffen nun ein. Mit erschreckender Schnelligkeit und verwegener Kühnheit sprangen sie die Hänge hinab, um den Römern in den Rücken zu fallen. Würde Agricola das rechtzeitig sehen?
    Im selben Augenblick hörte Gaius wieder die römischen Trompeten. Er lachte erleichtert auf, als die vier Flügel Reiterei, die der Feldherr zurückgehalten hatte, in den Kampf eingriffen. Sie umfaßten die Flanken der

Weitere Kostenlose Bücher