Die Wälder von Albion
Caledonier und trieben sie gegen die eiserne Front der Infanterie. Dann begann das eigentliche Blutbad.
Das Heer des Calgacus hatte jeden Zusammenhalt verloren. Einige Trupps kämpften noch, andere versuchten zu fliehen, aber die Römer waren überall. Sie schlugen nieder, was sich ihnen in den Weg stellte, oder machten Gefangene, die sie ebenfalls töteten, wenn sie wieder angegriffen wurden.
Gaius entdeckte in seiner Nähe plötzlich etwas Weißes und stellte zu seiner Verwunderung fest, daß sich Agricola mit nur zwei Tribunen und ein paar Legionären zu seinem Schutz mitten im Kampfgetümmel befand. Er wendete sein Pferd und ritt auf den Feldherrn zu.
Beim Näherkommen hörte er einen der Tribunen aufschreien. Ein paar Caledonier griffen Agricola an. Sie waren über und über mit Blut bedeckt, und sie kämpften nur noch mit Dolchen und Steinen. Gaius trieb den Hengst zwischen Agricola und die Angreifer. Er holte mit dem Schwert zum Schlag aus und traf den ersten in die Brust. Sein Pferd verlor den Halt und stolperte. Gaius stürzte, ließ den Schild los und sprang noch im Fall aus dem Sattel. Er sah einen Dolch aufblitzen, und ein stechender Schmerz durchzuckte ihn, als sein Oberschenkel getroffen wurde. Das Pferd versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Der Dolch stieß noch einmal zu und bohrte sich in den Pferdehals. Der Hengst richtete laut wiehernd noch einmal den Vorderleib auf, sank auf die Erde und riß dabei den Caledonier mit sich.
Gaius stützte sich auf den linken Arm und stieß seinen Dolch dem Gegner in die Brust. Dann erlöste er das sterbende Pferd mit einem Schnitt durch die Kehle. Mit schmerzverzerrtem Gesicht stand er auf und sah sich nach seinem Schild und dem Schwert um.
»Alles in Ordnung, mein Junge?«
Agricola stand vor ihm.
»O ja, Herr!«
Gaius wollte salutieren, aber er hielt noch den blutigen Dolch in der Hand.
»Dann mach weiter«, sagte Agricola, »wir haben noch viel zu tun.«
Ehe Gaius etwas erwidern konnte, hatte sich der Feldherr bereits umgedreht und gab seinem Tribun einen Befehl. Ein Legionär eilte herbei und stützte ihn. Gaius holte tief Luft und sah sich um.
Das Schlachtfeld war übersät mit Leichen und Waffen. Die noch lebenden Feinde hatten die Flucht ergriffen und wurden von der Reiterei verfolgt. Die Fußsoldaten blieben den Caledoniern auf den Fersen, die in den Wald auf der anderen Seite des Berges flohen. Agricola befahl einem Trupp seiner Männer abzusitzen und ihnen den Weg abzuschneiden, während die anderen sie umzingeln sollten.
Die Dämmerung brach bereits an, als Gaius hinkend den Waldrand erreichte. Plötzlich sprang hinter einem Busch ein Mann hervor. Instinktiv parierte er den Angriff, aber er war erschöpft, und die Klinge drehte sich ihm in der Hand. Sie traf den feindlichen Krieger seitlich am Kopf, und der Mann stürzte mit einem erstickten Aufschrei zu Boden. Gaius zog den Dolch und beugte sich über ihn, um ihm den Rest zu geben. Er stieß einen Fluch aus, als eine blutige Hand seinen Arm packte. Gaius verlor das Gleichgewicht und fiel auf seinen Gegner. Die beiden rollten über den Boden und kämpften um den Dolch.
Sein Arm begann zu zittern, als die Muskeln um die alte Wunde, in die sich der Pfahl in der Fallgrube einst gebohrt hatte, erschlafften. In Panik mobilisierte er seine letzten Kraftreserven. Seine Finger krallten sich um den Hals des Feindes. Einen Augenblick lang lagen sie keuchend übereinander. Der Dolch glitt wirkungslos an seiner Rüstung ab. Dann war der Kampf plötzlich vorüber, denn der andere rührte sich nicht mehr.
Zitternd richtete sich Gaius auf und zog den Dolch aus der schlaffen Hand seines Gegners. Als er sich über den Mann beugte, um ihm die Kehle durchzuschneiden, blickte er in Cynrics Augen.
»Beweg dich nicht!« sagte er in Cynrics Sprache. Gaius sah sich schnell um. »Ich kann dich retten… «, flüsterte er. »Sie nehmen jetzt Geiseln. Übergibst du dich mir?«
»Römer… «, stieß Cynric mühsam hervor. »Ich hätte dich damals in der Grube sitzen lassen sollen!« Also hatte Cynric ihn ebenfalls erkannt. »Das wäre besser für mich und für Eilan gewesen!«
»In deinen Adern fließt ebensoviel römisches Blut wie in meinen!« In der zornigen Erwiderung schwangen jedoch Schuldgefühle mit.
»Deine Mutter hat ihre Ehre verkauft! Meine ist auf dem Scheiterhaufen gestorben!«
Gaius wollte wütend zustechen, aber dann durchschaute er Cynric. Genau dazu wollte der andere ihn mit seiner
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