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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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starben wie Schafe beim Schlachter, weniger wie Männer.«
    Plötzlich war Gaius froh, daß er Cynric doch nicht gefangengenommen hatte. Ein Krieger wie er wäre bestimmt hierher in die Arena gekommen. Das verdiente sein ehemaliger Freund wirklich nicht, obwohl Cynric bestimmt wie ein Wolf oder ein Bär um sein Leben gekämpft hätte.
    Ein Trompetensignal ertönte, und unter der Menschenmenge breitete sich erwartungsvolle Stille aus. Gaius spürte, wie sein Herz schneller schlug, und fühlte sich seltsam an die Spannung vor einer Schlacht erinnert. Zum ersten Mal erlebte er, wie viele tausend Menschen nur darauf warteten, daß Blut floß. Bei einer Schlacht hatten beide Seiten zumindest eine faire Chance, aber die Römer auf den Zuschauerbänken riskierten nicht ihr eigenes Blut, sondern das der Gladiatoren.
    Gaius kannte natürlich Bärenhatzen. Das war ein großer Spaß für die Legionäre. Und es war zweifellos spannend, wenn zwei wilde Tiere gegeneinander kämpften, ein Löwe und eine Giraffe zum Beispiel oder ein wilder Keiler gegen einen Panther. Corax erzählte, einmal hätte eine trächtige Sau gekämpft und noch in den letzten Zuckungen ein Ferkel geworfen. Aber der Höhepunkt an diesem Nachmittag war der Kampf der Gladiatoren.
    »Jetzt werden wir wirklich etwas zu sehen bekommen«, sagte Corax, als die Schaukämpfe vorüber waren, und der erste Gladiator, dessen geölte Haut ebenso glänzte wie die schimmernde Rüstung, in die Arena kam.
    »Für solche Kämpfe lohnt es sich wirklich, in das Colosseum zu kommen. Aber wenn sie halb verhungerte Kriegsgefangene oder Verbrecher, manchmal sogar Frauen und Kinder gegeneinander hetzen, dann ist das nichts anderes als widerliches Blutvergießen. Heute kämpft übrigens ein Samniter gegen einen Retarius… «, er deutete auf den ersten Gladiator, der Beinschienen trug und einen federgeschmückten Helm mit Visier. Als Waffe hatte er ein Kurzschwert und zur Verteidigung einen großen rechteckigen Schild. Sein sehr viel wendigerer Gegner kämpfte mit Netz und Dreizack.
    Gaius war dazu ausgebildet, Krieger beim Kampf zu beurteilen, und sein Interesse erwachte, denn er versuchte instinktiv, das Können der beiden Gladiatoren einzuschätzen. Um sie herum wurden Wetten abgeschlossen, die immer leidenschaftlicher in die Höhe schnellten, je dramatischer der Kampf verlief. Corax sparte nicht an Kommentaren, und erst, als der Samniter am Boden lag und der Dreizack seines Gegners ihm gegen die Kehle drückte, sah Gaius, daß der Mann in der mit Purpur ausgekleideten Loge, der mit dem Daumen nach unten wies, der Kaiser war.
    Der Dreizack stieß zu, der Samniter zuckte, blieb dann regungslos liegen, und das helle Blut floß in den Sand.
    Gaius lehnte sich zurück und fuhr mit der Zunge über die trockenen Lippen. Seine Kehle schmerzte nach dem Geschrei, er mußte so von dem Kampf mitgerissen worden sein, daß er nicht einmal die Trompeten gehört hatte, die die Ankunft des Kaisers ankündigten. Von ihren Plätzen aus sah er nur eine Gestalt in einer purpurnen Tunika und einem goldglitzernden Mantel.
    Als sich Gaius am Abend nach dem Bad den geschickten Händen des Masseurs seines Gastgebers überließ, kam es ihm vor, als bestehe sein ganzer Körper nur aus verkrampften und schmerzenden Muskeln - so sehr hatte ihn der Kampf der Gladiatoren gepackt.
    Nach der erregenden Spannung stellte sich jetzt erst das wohltuende Gefühl der Erleichterung ein. Der Besuch im Colosseum war in der Tat wie eine Schlacht gewesen, wie jener Augenblick, in dem das ganze Dasein auf das Ringen um das nackte Überleben reduziert ist, der einzelne über sich selbst hinauswächst und Teil eines größeren Ganzen wird.
    In diesem Augenblick glaubte Gaius zu verstehen, weshalb die Römer ihre Spiele über alles liebten. Wie widernatürlich, sinnlos und grausam diese Art der Unterhaltung auch sein mochte, die Menschen gerieten in den Bann derselben Kraft, die ihre Legionen befähigt hatte, die halbe Welt zu erobern.

    Es war ein windiger und regnerischer Abend, als Gaius sich auf den Weg zu Malleus machte. Die Straßen waren wie immer verstopft von Essensverkäufern, Barbieren und allen möglichen Straßenhändlern, die noch auf Kunden hofften, bevor die Dunkelheit ihr Geschäft für den Tag beendete.
    Die Sänftenträger kamen auf dem Weg zum Aventin nur langsam voran. Gaius stellte fest, daß er sich an den Lärm und an das Geschrei schon ebenso gewöhnt hatte wie an das Rattern der eisenbeschlagenen

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