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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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muß auch niemand heiraten.«
    »Ich glaube, dein Vater Petros irrt sich in dieser Hinsicht. Eine so schöne Frau wie du sollte unbedingt einen anständigen Mann heiraten!«
    »O nein! Wenn das Ende der Welt kommt, dann möchtest du doch auch keine sündige Seele haben?«
    Gaius erwiderte aufrichtig: »Über meine Seele habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Ich weiß nicht einmal, ob ich eine Seele habe.«
    Sie blieb stehen und rief: »Das ist schrecklich! Du möchtest doch nicht in die Hölle geworfen werden?«
    »Was ist das für eine Religion, mein Kind, die alle Menschen verdammt, nur weil sie Kinder bekommen! Und deine Hölle, ach weißt du, das ist ein Märchen wie die Geschichten über den Hades oder Tartarus. Damit läßt sich ein vernünftiger Mensch keine Angst einjagen. Glaubst du wirklich, daß alle in die Hölle kommen, die gegen die Gebote von Vater Petros verstoßen?«
    Sie blieb wieder stehen und sah ihn mit großen Augen an.
    »Aber natürlich«, erwiderte sie. »Du mußt an deine Seele denken, bevor es zu spät ist.«
    Wenn ein anderer als dieses hübsche Mädchen ihm das gesagt hätte, dann hätte Gaius vermutlich laut gelacht. Julias Gerede konnte er mittlerweile nicht mehr ertragen, aber da Senara ihn so aufrichtig ansah, sagte er lächelnd: »Wenn dir so viel an meiner Seele liegt, wirst du mir helfen müssen, sie zu retten.«
    Sie erwiderte verlegen: »Vater Petros könnte dir viel besser helfen als ich.«
    Sie hatten die Kreuzung erreicht, von der der Weg nach Vernemeton abbog. Senara blieb stehen und sagte zu ihm: »Jetzt kann ich mich nicht mehr verlaufen. Du mußt jetzt nach Deva zurückgehen… «
    Er faßte sie an den Schultern und sagte halb im Spaß: »Wie kannst du mich wegschicken, obwohl meine Seele noch nicht gerettet ist?«
    Als sie zusammenzuckte und sich schnell von ihm losmachte, fragte er: »Wann können wir uns wiedersehen?«
    Sie ließ den Kopf sinken und erwiderte leise: »Eigentlich dürfte ich dir das nicht sagen, aber manchmal bringe ich Vater Petros mittags etwas zu essen. Wenn du wieder einmal dort vorbeikommst… könnten wir… bestimmt miteinander reden.«
    »Dann wirst du bestimmt meine Seele retten… . wenn sie noch zu retten ist«, erwiderte Gaius lachend.

    Es war zwar alles nach Plan gelaufen - das Orakel und Ardanos hatten Caillean den Auftrag erteilt, in das Sommerland zu gehen, doch Caillean reagierte zunächst äußerst unwillig. Sie war besonders wütend auf Ardanos, der den Orakelspruch unnötig schnell so gedeutet hatte, wie es seinen Zielen am besten diente. Ardanos hatte immer nur darauf gewartet, Eilan und sie voneinander trennen zu können, und seine Feindschaft war noch größer geworden, nachdem sie ihn gezwungen hatte, Eilan ihren Sohn zurückzugeben.
    Jetzt war sein Wunsch in Erfüllung gegangen, und Caillean fühlte sich wieder einmal hilflos dem politischen Spiel der Druiden ausgeliefert.
    Solche Gedanken beschäftigten sie fast auf der ganzen mühsamen Reise in das Sommerland. Es war naßkalt und regnerisch, und daß sie auch nach der Fahrt über das Sommermeer in einer Sänfte sitzen mußte, trug nicht dazu bei, ihre Stimmung zu bessern. Caillean wäre viel lieber zu Fuß gegangen, aber das durfte sie diesmal nicht.
    Sie reiste in Begleitung der Novizinnen, die für das neue Heiligtum ausgewählt worden waren. Die jungen Frauen waren alle noch nicht lange in Vernemeton und wagten kaum, die ehrwürdige alte Priesterin anzusprechen. Auch das vergrößerte ihren Unmut.
    Es war bereits dunkel, als die kleine Prozession den Einschnitt in den niedrigen Felsen erreichte, hinter dem sich der Weg den steil aufragenden Hügel hinaufwand.
    Am Fuß der Anhöhe erwartete sie eine Gruppe junger Druiden. Die Priester begrüßten sie mit Ehrerbietung, aber nicht besonders freundlich; sie schienen nicht recht zu wissen, weshalb die Frauen gekommen waren.
    Caillean mußte trotz ihres Ärgers über die Verwirrung der Priester lächeln. Es half alles nichts, sie mußte sich in das Unvermeidliche fügen. Die Priesterschaft hatte sie hierher geschickt, und es schien der Wille der Göttin zu sein.
    Als sie den großen Ring der Steine erreichten, war es bereits dunkel. Die Druiden im Heiligtum musterten die Neuankömmlinge zurückhaltend, aber Caillean hatte im Grunde nicht mit einem anderen Empfang gerechnet. Aus der Sicht von Ardanos befand sie sich in einem - wenn auch ehrenhaften - Exil, und Caillean war entschlossen, das Beste daraus zu machen.
    Nach der

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