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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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daß das so bleiben wird?«
    Lhiannon stand empört auf.
    »Was willst du damit andeuten… ?«
    Ich will nichts andeuten, dachte Ardanos. Er durfte niemals sagen oder andeuten, daß Lhiannons Worte ihre eigenen oder die Worte der Priester und nicht die der Göttin waren. Er durfte sie auch nicht daran erinnern, daß sich Lhiannons Worte oder die der Göttin im wesentlichen nie von dem unterschieden, was der Rat der Druiden, dem er vorstand, beschlossen hatte.
    Die Göttin… wenn es SIE überhaupt gibt, dachte er zynisch, hat SIE schon seit langem aufgehört, sich darum zu kümmern, was mit ihren Gläubigen oder mit den Menschen überhaupt geschah, ausgenommen vielleicht ihren Priesterinnen.
    Er erwiderte ruhig: »Ich habe nichts angedeutet. Ich erinnere dich lediglich daran… ach, möchtest du dich nicht wieder setzen? Dein Leibwächter wirft mir bereits bedrohliche Blicke zu… «
    Aber als Lhiannon stehenblieb und ihn durchdringend ansah, fuhr er begütigend fort: »Ich habe nur gesagt, wenn die Göttin deine Gebete um Frieden erhört, dann hört - und überhört – SIE auch die Gebete der Mehrzahl unserer Leute, die eine offene Rebellion oder den Krieg wünschen. Wie lange wird SIE deine Gebete erhören und die der anderen nicht? Oder um noch deutlicher zu werden… «, aber trotzdem nicht deutlich genug, dachte er, »… verzeih mir die offenen Worte, aber du bist nicht mehr die Jüngste. Was wird geschehen, wenn du nicht mehr die Orakelpriesterin bist?«
    Wenn ich ihr doch nur die Wahrheit sagen könnte, dachte Ardanos mit einer Leidenschaft, die er längst überwunden zu haben glaubte. Sie und ich werden mit den Jahren schwächer, aber Rom ist immer noch stark. Wer wird die Heranwachsenden in unseren alten Sitten unterweisen, damit sie nicht in Vergessenheit geraten, bis auch Rom alt geworden ist und das Land wieder uns gehört?
    Lhiannon sank langsam auf ihren Platz und legte die Hand über die Augen. Dann sagte sie leise: »Glaubst du, darüber hätte ich mir noch keine Gedanken gemacht?«
    »Ich weiß, daß es dich beschäftigt«, erwiderte er, »und ich kenne das Ergebnis deiner Überlegungen. Eines Tages wird das Orakel in Vernemeton vielleicht mit einer anderen Stimme sprechen, die, sagen wir, auf den Ruf der Menge nach Krieg hören wird und nicht auf die Gebete der Priesterinnen um Frieden. Dann wird es zum Krieg kommen. Du weißt sehr wohl, was in einem solchen Fall aus unserem Land werden wird.«
    »Ich kann dem Schrein nur so lange dienen, wie ich lebe«, erwiderte Lhiannon bitter. »Mehr kannst selbst du nicht von mir verlangen.«
    »Solange du lebst«, wiederholte der alte Druide, »ja, genau darüber müssen wir sprechen.« Lhiannon nahm die Hand von den Augen, und er fragte sehr behutsam: »Bestimmst du deine Nachfolgerin nicht selbst?«
    »Nun ja… « Sie holte tief Luft. »Man sagt, ich werde wissen, wann ich sterbe, und dann meine Macht und mein Wissen weitergeben. Aber du weißt, wer die eigentliche Entscheidung trifft.«
    Er hob abwehrend die Hände, doch sie fuhr unbeirrt fort: »Ich darf dich daran erinnern, daß Helve mich nicht zu ihrer Nachfolgerin bestimmt hatte. Gewiß, sie liebte mich, aber ihre Wahl fiel nicht auf mich, sondern auf… Der Name spielt keine Rolle mehr. Sie war neunzehn, völlig weltfern und nicht recht bei Verstand. Aber Helve hatte sich für sie entschieden. Helve gab ihr den Abschiedskuß, und trotzdem hat man sie nicht einmal in Betracht gezogen oder der eigentlichen Prüfung durch die Hand der Göttin unterzogen. Warum nicht? Das weißt du zweifellos besser als ich. Die Priester fällen die endgültige Entscheidung. Ich werde wenig Einfluß darauf haben, wer meine Nachfolgerin wird… Es sei denn, ich achte darauf, jemanden zu benennen, der für den Rat der Druiden akzeptabel ist.«
    »Hmmm… « Ardanos wiegte nachdenklich den Kopf. »Ich glaube, es ließe sich einrichten, daß deine Wahl ihre Zustimmung findet.«
    Lhiannon lachte bitter.
    »Du meinst, deine Wahl.«
    Er verzog nur leicht den Mund und dachte: Sie hat mich schon immer durchschaut. Ich kann es ihr nicht verübeln - und jetzt erst recht nicht.
    »Ist es nicht üblich, daß die Hohepriesterin ein junges Mädchen wählt und im Laufe der Jahre zu ihrer Nachfolgerin heranbildet?« fragte er vorsichtig.
    »Du weißt, daß ich das einmal getan habe«, erwiderte Lhiannon müde. »Du weißt, ich hatte mich für Caillean entschieden, und ich muß dich daran erinnern, was daraus geworden ist.«
    »Wie

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