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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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gezwungen, hier Zuflucht zu suchen?«
    Eilan sah sie erstaunt an. »Aber das weißt du doch… «
    »Es ist unsere Regel, daß du diese Fragen klar und deutlich beantwortest.«
    »Gut«, antwortete Eilan, »ich bin aus eigenem Willen hierher gekommen.«
    Sie fand das alles überflüssig und überlegte, ob Dieda diese Fragen ebenfalls gestellt worden waren und was sie darauf geantwortet hatte.
    »Versprichst du, jede Frau in diesem Schrein als deine Schwester, Mutter und Tochter zu behandeln, so als sei sie mit dir verwandt?«
    »Ich verspreche es«, sagte sie.
    »Versprichst du, jedem Befehl einer älteren Priesterin hier, der den Gesetzen entspricht, nachzukommen?«
    »Ich verspreche es.«
    »Versprichst du, mit keinen Mann zu schlafen… «, Caillean hielt kurz inne und fügte dann hinzu, »mit Ausnahme des Sommerkönigs, wenn er es so will.«
    Eilan lächelte. »Ich verspreche es, und das fällt mir nicht schwer«, erwiderte sie.
    Denn der Mann, den ich hätte lieben können, ist mir versagt, dachte sie.
    Caillean nickte.
    »So sei es! Im Namen der Göttin nehme ich dich bei uns auf.« Sie umarmte Eilan, und die Priesterinnen folgten nacheinander ihrem Beispiel. Als alle Frauen sie umarmt hatten, stellte Eilan zu ihrer Überraschung fest, daß sie weinte. Sie hatte das Gefühl, daß ihr die Familie, die ihr genommen worden war, auf andere Weise zurückgegeben sei.
    Dann brachte Miellyn Eilans Umhang, legte ihn ihr über die Schulter, und Caillean führte sie durch einen überdachten Gang zu einem Rundhaus, in dem etwa ein Dutzend Betten standen. Es waren nicht die Kastenbetten, die sie kannte, sondern schmale Pritschen, die entlang der Wand standen. In den meisten lagen bereits Novizinnen. Ein paar der Mädchen setzten sich erstaunt und blinzelten verschlafen. Caillean zog den Vorhang neben dem Bett an der Tür beiseite.
    »Hier ist dein Bett«, flüsterte sie. »Miellyn oder eine der anderen werden dir morgen sagen, welche Aufgaben du hast.«
    Sie half Eilan, ein grob gewebtes weißes Nachthemd über den Kopf zu ziehen, das etwas zu groß für sie war. Als Eilan im Bett lag, vergewisserte sich Caillean, daß sie mit der dicken Decke richtig zugedeckt war.
    »Jemand wird dich morgen früh wecken, damit du rechtzeitig zum Sonnenaufgang im Hain bist. Ich werde nicht bei den Übungen dabeisein, denn ich helfe Lhiannon, die sich auf die Zeremonien an Vollmond vorbereitet.« Aus einer Truhe nahm sie ein Gewand und hob es hoch. »Das wirst du morgen anziehen.«
    Als Eilan nickte, beugte sich Caillean über sie und drückte sie fest an sich.
    »Was dich jetzt auch bewegen mag«, flüsterte sie liebevoll, »vergiß nie, daß du bei uns willkommen bist. Auch Dieda freut sich, daß du da bist. Sie ist im Augenblick sehr unglücklich, aber eines Tages wird sie dich bestimmt brauchen.«
    Sie küßte Eilan auf die Stirn. »Eine der Frauen wird dir morgen früh beim Ankleiden helfen, vermutlich Eilid. In den ersten Tagen wird sie dir alles zeigen und erklären.«
    Eilan legte sich zurück. Die Laken waren rauh und dufteten angenehm. Sie fragte: »Wonach riecht das hier?«
    »Nach Lavendel. Wir legen nach der Wäsche Lavendel zwischen die Laken.«
    Eilan lächelte. Auch Priesterinnen waren Frauen und legten Wert auf einen angenehmen Duft. Sie wußten viel über Kräuter, und sie mußten wie alle anderen Frauen auch Wäsche waschen.
    Caillean sagte leise: »Schlaf jetzt und mach dir keine Sorgen. Es ist gut, daß du hierher gekommen bist. Ich glaube, du hast bei uns eine ganz besondere Aufgabe zu erfüllen.«
    Weder die Priesterin noch die Novizin ahnten, daß diese Worte, die nur zu Eilans Beruhigung dienten, in Erfüllung gehen sollten.

10. Kapitel
    »Warum halten wir die Namen der Kräuter geheim, die die stärksten Heilkräfte besitzen?« Die alte Latis stellte die Frage den jungen Frauen, die unter der Eiche saßen und einen Stengel Fingerhut betrachteten, den sie in der Hand hielt.
    »Vielleicht, damit sie zu uns kommen und den Priesterinnen Achtung erweisen«, antwortete eine.
    »Wir müssen uns die Achtung der Menschen verdienen, mein Kind«, sagte Latis streng. »Sie besitzen zwar nicht unser Wissen, aber sie sind nicht dumm. Nein, das ist nicht der Grund für die Geheimhaltung. Hört jetzt gut zu, denn das ist ein Gesetz: Was viel Kraft für das Gute besitzt, hat bei falscher Anwendung ebensoviel Kraft für das Böse. Fingerhut kann ein schwaches Herz anregen, aber wenn man zuviel nimmt, dann wird das Herz wie ein

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