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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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nicht? Frauen können inzwischen doch auch Sängerinnen werden wie Dieda? Und du spielst doch auch Harfe.« Es war Sommer. Im Hain vor den Wällen saß einer der jüngeren Priester und übte auf seiner Harfe.
    Er kann nicht besonders gut spielen, dachte Eilan. Aber es war schon ein Kunststück, so schlecht Harfe zu spielen, daß einem das Zuhören schwerfiel. Auch wenn die Melodie immer wieder ins Stocken geriet, so klangen doch die einzelnen Töne hell und klar durch die Luft.
    »Ich spiele nicht Harfe, sondern Leier. Sie war das erste Geschenk, das Lhiannon mir gemacht hat. Ich spiele schon so viele Jahre, daß niemand wagt, etwas dagegen einzuwenden. Und wenn jemand begabt ist wie Dieda, muß man das anerkennen.«
    »Trotzdem ist es unsinnig! Warum darf ich nicht lernen, ein Instrument zu spielen?« fragte Eilan. Wie schlecht sie auch spielen würde, so gut wie dieser Druide da draußen wäre sie bestimmt. Er schien nicht einmal zu merken, daß mit zunehmender Wärme die Saiten für die Obertöne neu gestimmt werden mußten.
    Cailleans Augen blitzten. »Natürlich gibt es keinen Grund dafür.« Sie lachte. »Vieles von dem, was die Priester tun, ist unsinnig. Und sie sind sich dessen sehr wohl bewußt. Das ist auch ein Grund dafür, daß ich nicht Lhiannons Nachfolgerin werden darf. Ardanos ist sich völlig im klaren darüber, daß ich das weiß.«
    »Möchtest du die Hohepriesterin sein?« fragte Eilan.
    »Um alles in der Welt nicht«, erwiderte Caillean. »Ich würde Tag für Tag mit dem Kopf gegen eine Wand rennen. Und die Wand ist der Wille der Priesterschaft, und der ist härter als Stein.« Sie lächelte vielsagend. »Auch das Herrschen ist etwas, das die Männer sich vorbehalten wollen. Ich glaube, seit die Römer hier sind, sehen sie sich darin noch bestärkt. Sie wollen die Kontrolle über die Waffen und über die Harfen… über alles mit Ausnahme der Schmerzen einer Geburt und der Pflichten zu kochen, zu waschen und zu putzen.« Es klang sehr spöttisch, als sie sagte: »Ich wage sogar zu behaupten, sie würden am liebsten verkünden, daß Frauen den Göttern nicht dienen können. Aber niemand wäre so dumm, das zu glauben.« Eilan lachte ebenso herzlich wie Caillean.
    »Aber warum möchtest du unbedingt Harfe spielen?«
    Eilan antwortete: »Weil ich Musik liebe und ich nicht singen kann.«
    »Du hast eine weiche, angenehme Stimme… «, erwiderte Caillean.
    »Großvater sagt, im Vergleich zu Dieda quake ich wie ein Frosch«, meinte Eilan niedergeschlagen. »Wenn Dieda bei uns zu Besuch war, durfte immer nur sie singen.«
    »Ich glaube, dein Großvater irrt sich. Aber ich würde mich in diesem Fall nicht mit ihm streiten, denn selbst ich muß zugeben, daß er einer unserer größten Barden ist. Dieda hat eine sehr schöne Stimme… vielleicht hat sie die von ihm geerbt. Im Vergleich zu einer solchen Stimme quaken wir alle wie Frösche. Also sei nicht traurig, mein Kind. Du kannst die Geschichten der Götter lernen, auch wenn du sie nicht so gut singst wie Dieda.« Sie legte Eilan tröstend den Arm um die Schulter. »Ich glaube, du wirst keine Mühe haben, die Zaubersprüche zu singen. Wir können nicht alle so schöne Stimmen haben. Selbst unter den Barden gibt es große Unterschiede.«
    Eilan lernte viele Zaubersprüche und im ersten Jahr sogar einige der einfacheren Worte der Macht. Es waren Beweise des Vertrauens, denn wer im Besitz dieses Wissens war, mußte sich dessen würdig erweisen und durfte nicht den Mächten der Dunkelheit verfallen. Eilan vergaß nie die Worte der alten Latis: Was große Kraft zum Guten besitzt, kann bei falscher Anwendung ebensoviel Böses bewirken.
    Wann immer Caillean die Möglichkeit hatte, gab sie Eilan Unterricht, und von ihr lernte Eilan besonders viel. Eines Tages fragte die ältere Frau: »Erinnerst du dich noch an die Nacht, als Mairis Kind geboren wurde und ich die Räuber in die Flucht geschlagen habe, indem ich die Glut aus dem Feuer holte?«
    »Das werde ich in meinem ganzen Leben nicht vergessen«, erwiderte Eilan.
    »Damals habe ich dir gesagt, daß du das bei richtiger Anleitung auch lernen kannst.«
    Eilan nickte, und ihr Herz begann schneller zu schlagen - sie wußte nicht, ob aus Angst oder vor Aufregung.
    »Gut, ich werde es dir heute beibringen. Das Wichtigste dabei ist, du darfst nie vergessen, daß das Feuer deiner Seele nicht schaden kann. Wenn die Kraft deiner Seele dich schützt, kann dir nichts geschehen, auch nicht durch die Flammen. Du hast es

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