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Die Waffen nieder!

Die Waffen nieder!

Titel: Die Waffen nieder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertha von Suttner
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und so – bodenlos dumm.
    * * *
    Der erste Zusammenstoß unserer in Böhmen befindlichen Truppen mit dem Feinde fand am 25. Juni in Liebenau statt. Diese Nachricht brachte uns mein Vater mit seiner gewohnten triumphierenden Miene:
    »Das ist ein prächtiger Anfang!« sagte er. »Man sieht es, der Himmel ist mit uns. Es hat was zu bedeuten, daß die ersten, mit welchen diese Windbeutel zu tun bekommen, die Leute unserer berühmten ›eisernen Brigade‹ waren ... ihr wißt doch: die Brigade Poschacher, welche den Königsberg in Schlesien so tapfer verteidigt hat. Die wird's ihnen gehörig geben! (Die nächsten Nachrichten vom Kriegsschauplatze aber ergaben, daß nach fünfstündigem Gefecht diese in der Avantgarde Clam-Gallas befindliche Brigade sich nach Podol zurückzog. Daß Friedrich dabei war – ich wußte es nicht, und daß in derselben Nacht das verbarrikadierte Podol vom General Horn angegriffen und dort bei hellem Mondschein der Kampf fortgesetzt ward – das hab' ich auch erst später erfahren.) »Aber herrlicher noch als im Norden,« fuhr mein Vater fort, »gestaltet sich der Anfang im Süden. Bei Custozza ist ein Sieg errungen worden, Kinder – so glänzend wie nur einer .... Ich habe es immer gesagt: die Lombardei muß unser werden! ... Freut ihr euch denn nicht? Ich betrachte den Krieg als schon entschieden; denn wenn man mit den Italienern fertig geworden: welche doch ein regelmäßiges und geschultes Heer uns gegenüberstellen, da wird es uns mit den ›Schneidergesellen‹ weiter nicht schwer fallen. Diese Landwehr – es ist eine wahre Frechheit – und es gehört nur die ganze preußische Selbstüberhebung dazu, um damit gegen richtige Armeen ausziehen zu wollen. Da werden die Leute von der Werkstatt, vom Schreibtisch hinweggerufen – sind an keinerlei Strapazen gewöhnt, können also unmöglich als blut- und eisenfeste Soldaten im Felde stehen. Da seht einmal her, was die Wiener Zeitung in einer Originalkorrespondenz unterm 24. Juni schreibt. Das sind doch gute Nachrichten:
    »In preußisch Schlesien ist die Rinderpest ausgebrochen und wie man vernimmt in äußerst bedrohlicher Art – «
    »Rinderpest« – »bedrohliche Art« – »erfreuliche Nachrichten« sagte ich mit leisem Kopfschütteln. »Hübsche Dinge, über welche man zu Kriegszeiten Vergnügen haben soll ... Es ist nur gut, daß schwarzgelbe Schlagbäume! an der Grenze stehen – da kann die Pest nicht herüber« ...
    Aber mein Vater hörte nicht und las das Erfreuliche weiter:
    »Unter den preußischen Truppen aus Neiße herrscht das Fieber. Das ungesunde Sumpfland, die schlechte Verpflegung und die miserable Unterkunft der in den umliegenden Ortschaften aufgehäuften Truppen mußten solche Erscheinungen zur Folge haben. Von der Verpflegung der preußischen Soldaten macht sich der Österreicher keinen Begriff. Die Junker glauben dem »Volk« eben alles bieten zu können. Sechs Lot Schweinefleisch für den Mann, der an die forcierten Märsche und sonstigen Strapazen nicht gewöhnt worden, der alles, nur kein abgehärteter Soldat ist.«
    »Die Blätter sind überhaupt voll prächtiger Nachrichten. – Vor allem die Berichte vom glorreichen Custozza-Tage – du solltest dir diese Zeitungen aufheben, Martha.«
    Und ich habe sie aufgehoben. Das sollte man immer tun; und wenn ein neuer Völkerzwist heranzieht, dann lese man nicht die neuesten Zeitungen, sondern die, welche von vorigem Kriege datieren, und man wird sehen, was all den Prophezeiungen und Prahlereien und auch den Berichten und Nachrichten für Wahrheitswert beizumessen ist. Das ist lehrreich.
    Vom nördlichen Kriegsschauplatz.
»Aus dem Hauptquartier der Nord-Armee wird unterm 25. Juni über den Feldzugsplan (!) der Preußen geschrieben: »Nach den neuesten Nachrichten hat die preußische Armee ihr Hauptquartier nach dem östlichen Schlesien verlegt. (Folgt in dem gewöhnlichen taktischen Stile eine längere Aufzählung der vor dem Feinde projektierten Bewegungen und Stellungnahmen, von welchen der Herr Berichterstatter gewiss ein klareres Bild vor Augen hatte, als Moltke und Roon.) Es scheint demnach in der Absicht der Preußen zu liegen, hierdurch dem Vormarsch unserer Armee gegen Berlin durch den eigenen zuvorzukommen, was ihnen jedoch bei den getroffenen Vorkehrungen (welche »unser Spezial-Korrespondent« ebenfalls genauer kennt als Benedek) schwerlich gelingen dürfte. Mit vollstem Vertrauen kann man günstigen Berichten von der Nord-Armee entgegensehen, die, wenn sie

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