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Die Waffen nieder!

Die Waffen nieder!

Titel: Die Waffen nieder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertha von Suttner
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auch nicht so schnell, als die Sehnsucht des Volkes sie erwartet, einlaufen, dafür aber um so bedeutender und inhaltsreicher sein werden.«

»Einen hübschen Zwischenfall bei dem Durchmarsch österreichischer Truppen italienischer Nationalität durch München erzählt die Neue Frankfurter Zeitung wie folgt: Unter den durch München gekommenen Truppen befinden sich Linienbatallione, sie wurden, wie die übrigen durch die bayerische Hauptstadt gekommenen Truppen, in einem dem Bahnhof nahegelegenen Wirtschaftsgarten bewirtet. Jedermann konnte sich überzeugen, daß diese Venezianer unter Jubel ihre Kampfeslust gegen die Feinde Österreichs kundgaben. (Vielleicht hätte auch »jedermann« denken können, daß betrunkene Soldaten sich willig für das begeistern, was ihnen zur Begeisterung angeboten wird.) In Würzburg war der Bahnhof angefüllt mit der Mannschaft eines österreichischen Linien-Infanterieregiments. So viel wahrnehmbar, bestand die ganze Mannschaft aus Venezianern. Gleichfalls freundlich aufgenommen (das heißt gleichfalls betrunken), konnten die Leute nicht Ausdruck finden, ihre Freude und ihre Absicht, gegen die Friedensbrecher (von zwei kriegführenden Parteien ist die friedensbrechende stets die andere) zu kämpfen, aufs lebhafteste kundzugeben. Die Evivas nahmen kein Ende.« »Sollte der auf den Bahnhöfen sich herumtreibende, von Soldatengeschrei so erbaute »Herr von jedermann« nicht wissen, daß es nichts Ansteckenderes gibt als Vivat-Rufen: – daß tausend miteinander brüllende Stimmen nicht den Ausdruck von tausend einmütigen Gesinnungen, sondern einfach die Betätigung des natürlichen Nachahmungstriebes bedeuten?)
In Böhmisch-Trübau hat der Feldzeugmeister Ritter von Benedek die drei Bulletins über den Sieg der Süd-Armee der Nord-Armee bekannt gegeben und daran nachstehenden Tagesbefehl geknüpft:
»Im Namen der Nord-Armee habe ich folgendes Telegramm an das Kommando der Süd-Armee abgesendet: »Feldzeugmeister Benedek und die gesamte Nord-Armee dem glorreichen durchlauchtigsten Kommandanten der tapferen Süd-Armee mit freudiger Bewunderung herzlichste Glückwünsche zum neuen ruhmvollen Tage von Custozza. Mit einem neuen glorreichen Siege unserer Waffen ist der Feldzug im Süden eröffnet. Das glorreiche Custozza prangt auf dem Ehrenschild des kaiserlichen Heeres.« Soldaten der Nord-Armee! Mit Jubel werdet ihr die Nachricht begrüßen, mit erhöhter Begeisterung in den Kampf ziehen, daß auch wir sehr bald ruhmvolle Schlachtennamen auf jenes Schild verzeichnen und dem Kaiser auch aus dem Norden einen Sieg melden, nachdem eure Kampfbegierde brennt, den eure Tapferkeit und Hingebung erringen wird mit dem Rufe: Es lebe der Kaiser!
Benedek«
    Auf obiges Telegramm ist folgende Antwort aus Verona telegraphisch in Böhmisch-Trübau angelangt:
    »Der Süd-Armee und ihres Kommandanten gerührten Dank ihrem geliebten früheren Feldherrn und seiner braven Armee. Überzeugt, daß auch wir bald zu solchen Siegen werden Glück wünschen können.«
    ›Überzeugt‹ – ›überzeugt‹ ...
    »Lacht euch nicht das Herz im Leibe, Kinder, wenn ihr derlei Sachen leset?« rief mein Vater entzückt. »Könnt ihr euch nicht zu genügendem patriotischen Hochgefühle aufschwingen, um angesichts solcher Triumphe eure eigenen Angelegenheiten in den Hintergrund zu drängen – um zu vergessen, du, Martha, daß dein Friedrich, du, Lilli, daß dein Konrad einigen Gefahren ausgesetzt sind? Gefahren, welchen sie wahrscheinlich heil entkommen und denen selbst zu unterliegen – ein Los, das sie mit den besten Söhnen des Vaterlandes teilen – ihnen nur zu Ruhm und Ehre gereicht. Es gibt keinen Soldaten, der mit dem Rufe ›Für das Vaterland!‹ nicht gern stürbe.«
    »Wenn einer nach verlorener Schlacht mit zerschmetterten Gliedern auf dem Felde liegen bleibt« – entgegnete ich – »und da ungefunden durch vier oder fünf Tage und Nächte an Durst, Hunger, unter unsäglichen Schmerzen, lebend verfaulend, zu Grunde geht – dabei wissend, daß durch seinen Tod dem besagten Vaterlande nichts geholfen, seinen Lieben aber Verzweiflung gebracht worden – ich möchte wissen, ob er die ganze Zeit über mit jenem Rufe gern stirbt.«
    »Du frevelst ... Du sprichst zudem in so grellen Worten – für eine Frau ganz unanständig.«
    »Ja, ja, das wahre Wort – die aufgedeckte Wirklichkeit ist frevelhaft, ist schamlos ... Nur die Phrase, die durch tausendfältige Wiederholung sanktionierte Phrase ›anständig‹. Ich

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