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Die Waffen nieder!

Die Waffen nieder!

Titel: Die Waffen nieder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertha von Suttner
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Gebieten an neuer Erkenntnis gewonnen worden, davon hat man ja in meiner Jugend gar nichts – oder vielmehr das Gegenteil gelernt. Da muß ich jetzt – trotz der Silberfäden an den Schläfen – wieder von vorne anfangen.«
    Den Winter nach Sylvias Geburt verbrachten wir in aller Stille in Wien. Im folgenden Frühjahr bereisten wir Italien. Weltkennenlernen gehörte ja auch zu unserem neuen Lebensprogramm. Frei und reich waren wir, nichts hinderte uns, es auszuführen. Kleine Kinder sind zwar auf Reisen ein wenig lästig, aber wenn man genügendes Personal von Bonnen und Wärterinnen mitführen kann, so läßt es sich schon machen. Ich hatte eine alte Dienerin zu mir genommen, welche einst meine und meiner Schwester Kindsfrau gewesen, dann einen Wirtschaftsbeamten geheiratet hatte und jetzt verwitwet war. Diese »Frau Anna« war meines vollstens Vertrauens würdig und in ihren Händen konnte ich meine kleine Sylvia mit voller Beruhigung zurücklassen, wenn wir – Friedrich und ich – auf mehrere Tage unser Hauptquartier verließen, um Ausflüge zu machen. Ebensogut war Rudolf bei Mr. Foster, seinem Hofmeister, aufgehoben. Doch geschah es häufig, daß wir den achtjährigen kleinen Mann mit uns nahmen. Schöne, schöne Zeiten! ... Schade, daß ich damals die roten Hefte so stark vernachlässigte. Gerade da hätte ich so viel des Schönen, Interessanten und Heiteren eintragen können; aber ich habe es unterlassen, und so sind mir die Einzelheiten jener Jahre meist aus dem Gedächtnis entschwunden: nur in großen Zügen kann ich mir noch ein Bild davon zurückrufen.
    In das »Friedensprotokoll« fand ich Gelegenheit, eine erfreuliche Eintragung zu machen. Es war dies nämlich ein Zeitungsartikel, gezeichnet B. Desmoulins, worin der französischen Regierung der Vorschlag gemacht wird, sich an die Spitze der europäischen Staaten zu stellen, indem sie das Beispiel gäbe, abzurüsten.
    »So wird sich Frankreich das Bündnis und die aufrichtige Freundschaft aller Staaten sichern, welche dann aufhören würden, sich vor Frankreich zu fürchten, dessen Mithilfe sie benötigten. So würde sich allgemeine Entwaffnung von selber einstellen, das Prinzip der Eroberung wäre auf immer aufgegeben und die Konföderation der Staaten würde ganz natürlich einen obersten Gerichtshof internationaler Gerechtigkeit bilden, welcher imstande sein wird, auf dem Weg des Schiedsrichteramtes alle Streitigkeiten zu schlichten, welche der Krieg niemals zu entscheiden vermocht. Indem es so handelte, würde Frankreich die einzige reelle und einzige dauerhafte Kraft – nämlich das Recht – auf seine Seite gebracht, und dem Menschengeschlecht auf ruhmreiche Weise eine neue Aera eröffnet haben.« (Opinion Nationale 25. Juli 1868.)
    Beachtung hat dieser Artikel natürlich wieder nicht gefunden.
    Im Winter 1868 bis 1869 kehrten wir nach Paris zurück und diesmal – auch von dieser Seite wollten wir das Leben kennen lernen – stürzten wir uns in die große Welt«.
    Es war ein etwas ermüdendes, aber für einige Zeit doch recht genußreiches Treiben. Wir hatten – um ein Zuhause zu haben – uns ein kleines möbliertes Hotel im Viertel der Champs Elisées gemietet, wo wir unseren zahlreichen Bekannten, bei denen wir täglich zu irgendwelchen Festen geladen waren, auch manchmal »revanche« bieten konnten. Von unserem Gesandten beim Tuilerienhofe eingeführt, waren wir für den ganzen Winter zu den Montagen der Kaiserin vergeben; außerdem standen uns die Häuser sämtlicher Botschafter offen, sowie die Salons der Prinzessin Mathilde, der Herzogin von Mouchy, der Königin Isabella von Spanien und so weiter. Auch viele literarische Größen lernten wir kennen – den größten freilich nicht, denn dieser, ich meine Viktor Hugo, lebte in der Verbannung; doch sind wir Renan, Dumas, Vater und Sohn, Octave Feuillet, George Sand, Arsène Houssaye und einigen anderen begegnet. Bei dem Letztgenannten haben wir auch einen Maskenball mitgemacht. Wenn der Verfasser der » Grandes dames « in seinem prachtvollen kleinen Hotel der Avenue Friedland eines seiner venetianischen Feste gab, so war es Gewohnheit, daß daselbst die wirklich großen Damen unter dem Schutze der Maske sich in der Nähe die »kleinen Damen« – bekannte Schauspielerinnen u. dgl. – besahen, welche hier ihre Diamanten und ihren Witz funkeln ließen.
    Wir waren auch sehr fleißige Theaterbesucher. Mindestens dreimal wöchentlich verbrachten wir die Abende entweder in der

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