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Die Waffen nieder!

Die Waffen nieder!

Titel: Die Waffen nieder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertha von Suttner
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und zu Cicero, der die » caritas generis humani « als den höchsten Grad der Vollkommenheit hinstellt.
    Im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung erscheint Virgil und sein berühmtes 4. Hirtengedicht, welches der Welt den ewigen Frieden voraussagt, unter dem mythologischen Gewande des wiedererstandenen goldenen Zeitalters.
    Im Mittelalter versuchten die Päpste öfters, sich als Schiedsrichter zwischen den Staaten einzusetzen, aber vergebens.
    Im 15. Jahrhundert kam ein König auf die Idee, eine Friedensliga zu bilden. Es war dies Georg Podiebrad von Böhmen, der den Kämpfen von Kaiser und Papst ein Ende machen wollte: er wandte sich dieserhalb an Ludwig XI. von Frankreich, welcher auf diesen Vorschlag jedoch nicht einging.
    Zum Schluß des 16. Jahrhunderts faßte König Heinrich IV. von Frankreich den Plan einer europäischen Staatenföderation. Nachdem er sein Land von den Schrecken der Religionskriege befreit, wollte er für alle Zukunft die Duldung und den Frieden gesichert sehen. Er wollte die sechzehn Staaten, welche Europa bildeten (Rußland und die Türkei zählten noch zu Asien), in einen Bund vereint wissen. Jeder dieser sechzehn Staaten hätte zwei Abgeordnete zu einem »europäischen Reichstag« zu schicken gehabt; diesem aus 32 Mitgliedern bestehenden Reichstag wäre die Aufgabe zugefallen, den religiösen Frieden zu gewährleisten und alle internationalen Konflikte zu schlichten. Wenn nur jeder Staat sich verpflichtete, den Entschlüssen des Reichstages sich unterzuordnen, so war damit jedes Element eines zukünftigen europäischen Krieges verschwunden. Der König teilte diesen Plan seinem Minister Sully mit, der denselben begeistert aufnahm und sofort mit den anderen Staaten zu verhandeln begann. Schon war Elisabeth von England, schon der Papst und Holland und mehrere andere gewonnen; nur das Haus Österreich würde Widerstand geleistet haben, weil ihm territoriale Konzessionen abgefordert worden wären, in die es nicht gebilligt hätte. Ein Feldzug wäre nötig gewesen, um diesen Widerstand zu brechen. Die Hauptarmee hätte Frankreich gestellt, welches von vornherein auf jede Gebietserweiterung verzichtete: einziger Zweck des Feldzugs und einzige dem Hause Österreich aufzulegende Friedensbedingung wäre der Beitritt zum Staatenbund gewesen. Schon waren die Vorbereitungen getroffen und Heinrich IV. wollte sich selber an die Spitze des Heeres stellen, als er am 13. Mai 1610 – unter der Mordwaffe eines wahnsinnigen Mönches fiel.
    Keiner von seinen Nachfolgern und kein sonstiger Souverän hat diesen glorreichen Plan zur Erlangung des Völkerglückes wieder aufgenommen. Die Regenten und Politiker blieben dem alten Kriegsgeist treu; aber die Denker aller Länder ließen die Friedensidee nicht mehr fallen.
    Im Jahre 1647 wird die Sekte der Quäker gebildet, deren Grundlage die Verdammung des Krieges bildet. Im selben Jahre veröffentlicht William Penn sein Werk über den zukünftigen Frieden Europas, in dem er sich auf den Plan Heinrichs IV. stützt. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts erscheint das berühmte Buch » La paix perpetuelle « von dem Abbé de St. Pierre . Gleichzeitig entwickelt denselben Plan ein Landgraf von Hessen und Leibniz schreibt einen günstigen Kommentar dazu.
    Voltaire macht den Ausspruch: »Jeder europäische Krieg ist ein Bürgerkrieg.« Mirabeau, in der denkwürdigen Sitzung vom 25. August 1790, sagt folgende Worte:
    Vielleicht ist der Augenblick nicht mehr entfernt, da die Freiheit, als unumschränkte Herrscherin der beiden Welten, den Wunsch der Philosophen erfüllen wird: die Menschheit von dem Verbrechen des Krieges zu befreien und den ewigen Frieden zu verkünden. Dann wird das Glück der Völker das einzige Ziel des Gesetzgebers sein, der einzige Ruhm der Nationen.
    Im Jahre 1795 schreibt einer der größten Denker aller Zeit, Immanuel Kant, seine Abhandlung »Zum ewigen Frieden«. Der englische Publizist Bentham schließt sich den immer zunehmenden Reihen der Friedensvertreter – Fourrier, Saint-Simon u. a. – mit Begeisterung an; Beranger dichtet »Die heilige Allianz der Völker«; Lamartine » La Marseillaise de la Paix «. In Genf stiftete der Graf Cellon einen Friedensverein, in dessen Namen er mit allen europäischen Herrschern in propagandistische Korrespondenz tritt. Aus Amerika, Massachusetts, kommt der »gelehrte Grobschmied«, Elihu Burrilt, daher und streut seine »Oliven-Blätter« und seinen »Funken vom Amboß« in Millionen Exemplaren in die Welt und

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