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Die Waffenhändler von Hamor

Titel: Die Waffenhändler von Hamor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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angekommen, holt Lorn das Spähglas hervor, obwohl er weiß, dass es ihn bei Regenwetter noch mehr ermüden und ihm gehörige Kopfschmerzen bereiten wird. Aber er möchte diesmal etwas anderes sehen, einmal keine Täler oder Straßen, Flüsse oder Barbaren, sondern etwas Wichtigeres.
    Den Blick aufs Glas gerichtet, konzentriert sich Lorn und missachtet die sogleich einsetzenden Kopfschmerzen, als sich die Silbernebel bilden und dann zur Seite wabern.
    Ryalth sitzt aufrecht in einem großen, prunkvollen Bett, ein Kind an ihrer Brust. Sie blickt sich um und kneift die Augen zusammen. Plötzlich lächelt sie und legt den Zeigefinger der linken Hand an die Lippen.
    Lorn lächelt, dann, nach einem weiteren langen Blick, lässt er das Bild los. Er runzelt die Stirn. Ryalth sieht zwar gesund aus, aber Lorn erkennt weder das Bett noch das Zimmer, und sie hat ihm nichts davon geschrieben, dass sie umgezogen wäre. Vielleicht gibt es ja einen Grund, der sie dazu bewogen hat, ihm das nicht zu schreiben, denn sie fühlt, wenn er sie beobachtet, und weiß, dass andere vielleicht ihre Briefe an ihn lesen.
    Lorn aber muss mit seiner Chaos-Energie sparsam umgehen, denn er muss das Land und die Barbaren erkunden, solange es noch hell ist, und dann am Morgen wieder, bevor er hinuntergeht und sein Tagewerk vollbringt. Auch die Karten sind wichtig, er muss alles tun, um Barbaren zu töten, und dabei so wenig Lanzenkämpfer wie möglich verlieren.
    Nach einer Weile stellt er das Glas beiseite, steigt noch einmal die Treppe hinunter und überquert die vom Regen glitschigen Steine des Hofes. Über ihm teilen sich die Wolken langsam und geben den Blick auf die Sterne frei.
    Er geht den Flur entlang und betritt das Arbeitszimmer der Offiziere. Nur Rhalyt sitzt dort mit einer Flasche Byrdyn und einem Becher neben seinem Ellbogen. Als er Lorn erblickt, schiebt er etwas unter seinen Patrouillenbericht und steht auf.
    Lorn lächelt, er erinnert sich, dass er früher oft dasselbe getan hat. Er geht auf den rothaarigen Offizier zu.
    »Ser.«
    »Unteroffizier … wenn Ihr etwas verbergen wollt, dann lenkt nicht die Aufmerksamkeit darauf, indem ihr es hastig beiseite schiebt, sobald ein ranghöherer Offizier den Raum betritt.«
    Rhalyt errötet.
    »Ich versuchte früher auch auf diese Art die Schriftrollen zu verstecken, die ich an meine Gemahlin schrieb«, fährt Lorn fort. »Das war noch, bevor wir vermählt waren.« Er lächelt. »Solange Ihr Eure Berichte rechtzeitig abgebt, könnt Ihr schreiben, an wen Ihr wollt … und habt deswegen keine Angst oder Scham.«
    »Ja, Ser.«
    »Ihr habt einige Lanzenkämpfer in Eurer Kompanie, die ihre Feuerlanzenladungen verschwenden. Eure Truppenführer sollen mit ihnen sprechen. Und sprecht mit Emsahl über die Schießübungen, die er mit seinen Männern macht. Ihr solltet seinem Beispiel folgen, wenn er einen Übungsplan ausgearbeitet hat. Wir brauchen die Chaos-Energie später vielleicht noch dringender als jetzt.«
    »Ja, Ser.« Rhalyt nickt.
    Lorn dreht sich weg, dann fügt er noch schnell hinzu: »Und lasst Euch nicht durch mich davon abhalten, Briefe zu schreiben. Sie sind ebenfalls wichtig.« Er lächelt, als er das Arbeitszimmer verlässt, und macht sich auf den Weg zu den Unterkünften der Lanzenkämpfer.
    Dort hat er noch nicht einmal den ersten Schritt hineingesetzt, als jemand ruft: »Major in den Unterkünften!«
    Lorn schüttelt den Kopf. Er schreitet den Nordflügel ab, dann den Südflügel, er sagt wenig, sieht sich nur um, bevor er wieder geht. Er findet nichts vor, das er bemängeln könnte – was auch auf den letzten unangekündigten Inspektionen schon so war. Er möchte sich zwar nicht zu sehr einmischen und die Männer auch nicht allzu sehr stören, aber er weiß, dass seine Überraschungsbesuche der Aufrechterhaltung von Ordnung und Disziplin dienen, und zeigen, dass ihm seine Männer nicht gleichgültig sind.
    Langsam geht er zurück ins Arbeitszimmer zu seinen Karten, doch er schiebt sie beiseite, setzt sich an den schmalen Schreibtisch, holt lieber Ryalths letzte Schriftrolle heraus und liest sie.
     
    Liebster Lanzenkämpfer,
    es geht uns gut. Das weißt du bereits, aber trotzdem möchte ich es dir schreiben. Dein Sohn Kerial ist gesund und stark, und ich glaube, er sieht dir sehr ähnlich mit seinen braunen Haaren und bernsteinfarbenen Augen …
    Ich weiß nicht, ob du es bereits vernommen hast, aber der Kaiser hat nun einen neuen Handelsberater. Es ist Vyanat’mer vom

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