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Die Waffenhändler von Hamor

Titel: Die Waffenhändler von Hamor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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drei Feuerlanzen-Ladungen pro Lanzenkämpfer und Jahreszeit beziehen könnt. Als Ausgleich dafür werdet Ihr eine weitere Lanzenkämpferkompanie für Inividra zugeteilt bekommen, die Euch zum Frühlingsanfang erreichen wird, bevor die Barbaren ihre Angriffe wieder in vollem Maße aufnehmen.
     
    Lorn schnaubt. Eine weitere Versuchung, sich selbst zu verausgaben. Wenn er seine Fähigkeit, Feuerlanzen selbst aufzuladen, nicht – insgeheim – nutzt, werden noch mehr Lanzenkämpfer sterben. Jedoch vermag ein einziger Lanzenkämpfer-Magier für fünf Kompanien nur verhältnismäßig wenig Feuerlanzen aufzuladen und Lorn kann es sich nicht leisten, sich auf derartige Weise zu verausgaben, nicht bei der Menge an Chaos-Energie, die er allein schon für das Spähglas aufwenden muss. Wieder verhält es sich so wie bei allem anderen auch: Je höher er aufsteigt, desto höher werden die Anforderungen, für die er weder die Zeit noch die Energie hat, um sie zu erfüllen.
    Nach einem tiefen Atemzug blickt Lorn erneut hinaus in den Schnee. Noch vor Beginn des Frühlings muss er entscheiden, was er tun soll, was er tun muss, denn der Hafen in Jera ist den ganzen Winter über eisfrei. Die Handelsschiffe können also weiterhin an seinen Pieren festmachen und Eisenklingen in noch größerer Anzahl und noch besserer Qualität liefern.

 
LII
     
    A n einem spätwinterlichen Nachmittag starrt Lorn in das Chaos-Glas und überträgt mühsam die Einzelheiten des Bildes, welches er heraufbeschwört hat, in die Karten, die auf seinem privaten Schreibtisch liegen. Er versucht, alle Besonderheiten des Geländes auf den Strecken auszumachen, auf denen die Jeranyi reiten. Nachdem er einen Abschnitt eines Flusses eingetragen hat und dazu die niedrigen Hügel darum herum, lässt er das Bild los, legt den Federhalter zur Seite und schließt die Augen. Er massiert sich eine Weile die Schläfen, dann lehnt er sich zurück, die Augen sind noch immer geschlossen.
    Seine Gedanken drehen sich im Kreis, er fragt sich, wie er selbst mithilfe der Karten einen scheinbar unendlich großen Feind bekämpfen kann. Wie viele neue Strategien wird er noch entwickeln müssen vor Beginn des Frühlings, wenn die Barbaren wieder südwärts stürmen? Wie kann er unter diesen Umständen die Patrouillen anführen, ohne sein Geheimnis preiszugeben, wie er die Barbaren findet?
    Seine Fähigkeiten, so mächtig sie auch einigen erscheinen mögen, sind begrenzt. Wenn er sich stark konzentriert, kann er Bilder in einem Chaos-Glas heraufbeschwören oder eine Feuerlanze aufladen, einen Türriegel von der anderen Seite der Tür öffnen oder einen Feuerball werfen. Er kann aber nicht alles auf einmal tun und auch nicht kurz hintereinander. Seine Fähigkeiten berühren nur die Ränder dessen, was möglich ist – soweit Lorn das beurteilen kann.
    Nach einigen weiteren Sekunden öffnet er die Augen und schüttelt den Kopf.
    Warum war er in Biehl so erfolgreich? Weil er nicht darauf gewartet hat, dass der Feind zu ihm gekommen ist, sondern den Kampf zum Feind getragen hat. Ist dies das Hauptproblem in Cyador?
    Warum hat noch niemand den Kampf zu den Jeranyi gebracht?
    Er reibt sich das Kinn. Mit ausdruckslosem Gesicht schaut er aus dem Fenster in den kalten und grauen Nachmittag, hinaus auf Schnee und Eis und auf den aufgetauten und wieder eingefrorenen Boden, der sich jenseits der Kasernenmauern erstreckt.
    Cyador ist beileibe nicht dicht besiedelt. Das Volk nutzt einen Großteil des Landes gar nicht, das es zur Verfügung hat. Die Spiegellanzenkämpfer greifen nicht an, sie verteidigen nur. Lorn schüttelt erneut den Kopf. Haben die Ehrwürdigen das Land des Lichts unter so großen Anstrengungen in dem Glauben gegründet, dass es wachsen und sich bis an die Grenzen ausdehnen würde? Oder sollten die Grenzgebiete nur als Puffer dienen?
    Lorn denkt nach, ihm fällt ein Gespräch ein, das er vor einigen Jahren einmal mit seiner Mutter führte, bevor er nach Jakaafra ging, um dort Patrouillen am Verwunschenen Wald zu reiten. Damals erklärte sie ihm, dass es in der Tat wenige Lanzenkämpfer und Magi’i gäbe. Cyador hätte sich vergrößert, aber diejenigen, die sich zahlenmäßig ausgebreitet hätten, wären nicht die Lanzenkämpferoffiziere und die Magi’i, sondern die Händler, Handwerker, Arbeiter, Bauern und anderen gewesen. Aber trotzdem ist Cyador nicht so groß geworden, dass es überbevölkert wäre.
    Warum ist das so? Weil das Volk wohlhabend ist? Was ist Wohlstand? Ist

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